Tourismus in KölnBranche sieht einen Aufwärtstrend trotz Pandemie
Köln – Der Ort der Pressekonferenz sollte etwas Symbolisches haben: Hoch oben im 29. Stock des Unicenters befindet sich seit einiger Zeit die rundum verglaste schicke Veranstaltungs-Location „Sturmfreie Bude“ mit tollen Aussichten auf die Stadt. Hier stellte Köln-Tourismus die Jahresbilanz für 2021 vor – und darin ging es nicht nur um einen Rückblick, sondern vor allem um einen optimistischen Ausblick und um neue Ziele.
Jürgen Amann, Geschäftsführer von Köln-Tourismus, hatte zunächst einmal trotz der Krise recht gute Zahlen zu verkünden. „Der Einfluss der Pandemie ist auch im zweiten Jahr deutlich. In den Monaten der Lockerungen in der zweiten Jahreshälfte wird aber die Tendenz zur Erholung und Normalisierung sichtbar.“ Der Sommer war belebt durch Tagestouristen, der Herbst – besonders der Oktober – war mit den ersten Messen wie der Anuga schon „sehr gut“ und fast auf Vorkrisenniveau. Insgesamt gab es 8,1 Prozent mehr Übernachtungen als 2020 – das ist ein doppelt so großer Zuwachs wie im Landesdurchschnitt.
Köln-Gäste vor allem aus Deutschland
Internationale Gäste blieben wegen der Reisebeschränkungen fast völlig aus. Noch nie war der Anteil an deutschen Gästen so hoch wie 2021: Sie stellen 76 Prozent der Besucher, außerdem kamen vor allem Niederländer und Belgier. Amann führt dies auf die gezielten Marketing-Kampagnen zurück. Köln warb mit großen Bannern in allen deutschen Großstädten und in den Nachbarländern. Dazu kam ein großes Wandgemälde in Berlin, das über verschiedene Kanäle sieben Millionen Mal erwähnt wurde. „Wir wollen damit auf das Werbeniveau von Amsterdam, Florenz und Brüssel kommen, die sind unsere Liga.“ Es wurden Podcasts produziert, ein Tiktok-Kanal eingerichtet und Videoclips gedreht.
Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer pro Besuch verlängerte sich von 1,6 Tagen in 2017 auf 1,9 Tage in 2021. „Das klingt vielleicht wenig, ist aber die Königsdisziplin.“ Die Umsätze lagen um 20 Prozent über jenen in 2020, und bei 63 Prozent der Umsätze in der Zeit vor der Pandemie.
Hotelauslastung bei 25 Prozent
Die Bettenauslastung lag bei nur 25 Prozent. Trotzdem: „Eine Pleitewelle hat es nicht gegeben. Weite Teile der Infrastruktur haben die Krise überstanden.“ Das Angebot von 34.000 Betten blieb stabil und auch die Preise mussten nicht so stark gesenkt werden wie in anderen Städten.
Das Messegeschäft werde irgendwann zurückkehren, weil sich Menschen weiterhin treffen wollen, so Amann. Aber auch in diesem Jahr werden die Gäste noch überwiegend aus Deutschland und den Nachbarländern kommen. Auf der kleinen Erholung dürfe man sich nicht ausruhen. Köln müsse sein Profil schärfen. Und deshalb will sich das Marketing nun auf zwei Zielgruppen konzentrieren, die in verschiedenen Studien und Untersuchungen ermittelt wurden:
Das ist zum einen die Gruppe der 40- bis 50-Jährigen, eher verheiratet und mit Kindern, eher gebildet und gut verdienend. Und zum zweiten die Gruppe der urbanen, reisefreudigen, „hippen“, jüngeren Menschen. Sie sollen vor allem durch Kultur, Szene, Gastronomie und Handel in die Stadt gelockt werden.
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Gerade in den letzten beiden Jahren seien für genau diese Zielgruppen die passenden Hotels entstanden – so etwa das Ruby am Ring, das Moxy am Flughafen, das Urban Loft am Eigelstein und die Koncept-Hotels. Es sind designorientierte Hotels mit guter digitaler Ausstattung, die oft die Verbindung von Urlaub und Arbeiten („Workation“) möglich machen. „Damit gehen wir weg von dem Plüschigen, was Hotels bisher oft hatten.“
Feiertourismus wird nicht beworben
Im Umkehrschluss bedeutet dies wohl auch eine Abkehr vom Feiertourismus, der auch von vielen Kölnern immer weniger gerne gesehen wird. Amann formuliert es so: „Auch nach Corona wird es noch Junggesellenabschiede geben. Aber die werden wir nicht mehr gezielt ansprechen.“ Und irgendwann könnte es auch so sein, dass diese Feiernden Köln dann gar nicht mehr so interessant finden. „Das Gesicht des Tourismus in Köln wird sich langfristig verändern. Der Erfolg wird wiederkommen, aber anders.“