In den vergangenen 100 Jahren sind die Temperaturen nach Experten-Angabe um 1,8 Grad gestiegen.
Durch den Klimawandel kommt es immer öfter zu länger anhaltenden Trockenperioden.
Der April war niederschlagsreich, die ersten beiden Mai-Wochen waren zu trocken.
Köln – Morgen wird schönes Wetter! Sonne, blauer Himmel? In Zeiten, da in Kölner Gärten schon Anfang Mai der Rasen und die Hortensien gewässert werden müssen, passen die Klischeevorstellungen nicht mehr ins Bild. Am 26. April hat die Wetterstation in Stammheim den letzten Niederschlag registriert – für die kommenden zehn Tage erwartet der Deutsche Wetterdienst kaum Regen für die Region Köln.
Lang anhaltende Trockenheit
„Wir müssen uns darauf einstellen, dass es durch den Klimawandel immer öfter zu länger anhaltenden Trockenperioden kommt“, sagt Bernhard Pospichal, Meteorologe an der Universität zu Köln. Der März war einer der sonnenreichsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen, der April kälter und niederschlagsreicher als in den vergangenen Jahren. Für den Mai zeichnet sich eine große Trockenheit ab.
Im Schnitt gebe es in Deutschland nicht weniger Regen als vor 20 oder 30 Jahren, sagt Pospichal. Entscheidend für die dennoch größere Trockenheit sei, dass die Temperaturen in den vergangenen 100 Jahren um 1,8 Grad gestiegen seien. „Je wärmer es ist, desto mehr Wasser verdunstet – und desto trockener werden die Böden.“ Für die Erdkruste mache es auch einen großen Unterschied, ob der Niederschlag über einen längeren Zeitraum oder – wie in den vergangenen Jahren immer öfter – als Starkregen in wenigen Tagen fällt. „Starker Niederschlag fließt schneller ab, es kann weniger aufgenommen werden und die Bodenoberfläche manchmal sogar zerstören.“
Die Trockenheit macht aktuell den Landwirten zu schaffen. Zwar hätten sich die Böden dank eines verhältnismäßig nassen Winters gut erholt, sagt Bernhard Rüb, Pressesprecher der Landwirtschaftskammer NRW. Auch der April sei niederschlagsreich gewesen. Die vergangenen zwei Wochen seien indes zu trocken gewesen: „Im Unterboden ist nicht mehr viel Feuchtigkeit, es ist zweifelhaft, ob die Wasservorräte reichen.“ Sorgen machten den Bauern weniger Weizen, Hafer und Gerste, die „gut im Feld stehen“, sondern die Wiesen.
„Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos“
Durch die Dürrejahre 2018, 2019 und 2020 sei das Heu knapp. „Und das Graswachstum hängt allein vom Regen ab.“ Die Lage sei „ernst, aber nicht hoffnungslos“, so Rüb.
Noch stehe das Stadtgrün „wunderbar im Saft“, sagt Joachim Bauer, stellvertretender Leiter des städtischen Grünflächenamtes. „Wenn es allerdings den ganzen Mai über nicht regnen sollte, wird es für einige Baum- und Pflanzenarten kritisch.“
Die sehr trockenen Jahre 2018, 2019 und 2020 hätten ebenfalls mit einem trockenen Frühling begonnen, erinnert sich Bauer: „In der Folge haben die Bäume stark gelitten. Die Trockenheit hat sie gestresst.“
Abschied von alten Baumarten
Vor allem die älteren Bäume verlieren durch anhaltende Trockenheit ihre Widerstandskraft – anders als die jungen, für die es in der Stadt auch Patenschaftsprojekte gibt, können ausgewachsene Linden, Ulmen, Birken, Platanen oder Buchen nicht hinreichend künstlich bewässert werden. „Das ist bei 80 000 Straßenbäumen und 2800 Hektar Grünflächen im Stadtgebiet unmöglich“, sagt Bauer. Man müsse sich damit abfinden, dass Linde, Hainbuche, Birke und Rotdorn klimabedingt mit den Jahren aus dem Stadtbild verschwinden und Arten wie den japanischen Schnurbaum, die Kobushi-Magnolie oder die Amerikanische Esche ersetzt werden, die Trockenheit besser vertragen.
Sollten in den kommenden Jahren auch die Winter milder werden und seltener Frost bringen, seien auch Palmenalleen wie in der Flora im Kölner Stadtbild denkbar, so Bauer. Vorläufig bleibe für die kommenden Wochen „das Prinzip Hoffnung, dass es ausgiebig regnet“.