Christian Wolff war Filmstar und der Förster im „Forsthaus Falkenau“. Nun steht er mit 84 Jahren jeden Tag auf der Bühne des Theaters am Dom. Warum tut er sich das an?
Bekannt aus „Forsthaus Falkenau“84-jähriger TV-Star steht fast täglich im Dom-Theater auf der Bühne

Christian Wolff und sein Sohn Patrick Wolff im Theater am Dom.
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Dieser Mann ist ein Dauerbrenner. In den 50er und 60er Jahren war er der jugendliche Held im deutschen Kino. In den 80er Jahren spielte er „Nesthäkchens“ Vater in einer der kultigen Weihnachtsserien. Und von 1989 bis 2006 war er Förster Martin Rombach in der ZDF-Dauerserie „Forsthaus Falkenau“. Christian Wolff ist mittlerweile 84 Jahre alt, aber von Ruhestand kann keine Rede sein.
Er spielt zusammen mit seinem Sohn Patrick Wolff (47) im Theater am Dom in dem Stück „Monsieur Pierre geht online“. Und das ist wirklich ein hartes Brett: Vorstellungen sind bis zum 5. Februar jeden Tag außer montags. Und am Wochenende auch schonmal zweimal am Tag. Christian Wolff wundert sich ein wenig über die Frage, ob das denn nicht sehr anstrengend sei. Nein, das sei nun mal seine Arbeit und seine Leidenschaft. „Das Spielen strengt mich nicht an. Das Anstrengendste an einem Gastspiel ist, dass ich nicht zu Hause bin.“
Ich werde überwiegend von jungen Frauen erkannt, was einem älteren Herrn natürlich schmeichelt
In diesem Jahr steht er seit 65 Jahren auf der Bühne. Wolff, der sich mal abgesehen von den weiß-grauen Haaren eigentlich kaum verändert hat, wird von ganzen Generationen von Fans erkannt. „Vor allem auch von Jüngeren, so unter 30. Und das sind überwiegend Frauen, was einem älteren Herrn natürlich schmeichelt“, sagt er lächelnd. Das „Forsthaus“, so erzählen ihm die Bewunderinnen dann, hätten sie als Kinder mit der Oma oder der Mutter geschaut, seien damit quasi aufgewachsen. Dass er mit 84 noch auf der Bühne steht, findet er ganz normal. „Ich kenne kaum einen Kollegen, der sich mit 65 zur Ruhe setzt.“

Christian Wolff als Förster Martin Rombach und sein Serienhund Senta bei Dreharbeiten 1999
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Vor einigen Wochen war ein Zitat Wolffs in der Presse zu finden. Er wolle und könne nicht aufhören, weil er seinen Lebensstandard halten wolle. Das habe er nie gesagt, so Wolff. Er müsse nicht spielen. „Aber sagen wir mal so: Es schadet nicht, wenn ab und zu mal ein paar Euro aufs Konto kommen. Vor allem nach zwei Jahren Corona mit null Einnahmen. Aber ich muss das nicht machen. Ich mache das, weil es mir Freude macht. Die Vorstellung, nur zu Hause zu sitzen, an die kann ich mich noch nicht gewöhnen. Solange es gesundheitlich geht, werde ich weiterspielen.“
Mein Sohn ist wie ein vertrauter Kollege
Allerdings sei es in dieser Intensität wie beim aktuellen Stück, mit dem sie in diesem Jahr schon sieben Monate unterwegs sind, vermutlich das letzte Mal. „Wer mich mit meinem Sohn auf der Bühne sehen will, der sollte jetzt kommen.“ Vater und Sohn genießen die Nähe und die Zusammenarbeit, sagen sie – und beantworten Fragen auch schon mal gleichzeitig. Die beiden haben schon viele Filme und Theaterproduktion gemeinsam gemacht. „Er ist wie ein vertrauter Kollege. Das macht die Sache einfacher, weil man sich kennt und sich nicht erst lange aufeinander einstellen muss“, sagt der Vater.
Einstellen müsse man sich aber darauf, dass das Publikum älter geworden ist, die Reaktionen manchmal nicht mehr so spontan seien. „Als ich angefangen habe, da gab es kein Internet, kein Handy, nur einen einzigen Fernsehsender. Alles, was man gemacht hat, hatte deshalb automatisch einen Einschaltquote 100 Prozent. Wenn ich in den 60er Jahren auf Theatertournee war, dann standen jeden Abend an den Bühnenausgängen Dutzende junge Leute, vor allem Mädchen, und wollten Autogramme haben.“
In der Zeit vom ‚Forsthaus‘ konnte man mit Papi nicht auf die Straße gehen
Und Sohn Patrick erzählt: „In der Zeit vom ‚Forsthaus‘ konnte man mit Papi nicht auf die Straße gehen. In München über den Marienplatz laufen, das ging nicht. Da gab es sofort einen Volksauflauf.“ Der Pilotfilm, erinnert sich der Vater nicht ohne Stolz, lief damals gegen einen Schimanski-Tatort. Das war der „Bild“ eine Schlagzeile wert: „Forsthaus schlägt Schimanski.“ Es sei wohl diese Sehnsucht der Deutschen nach Natur und Wald, die den Erfolg ausmachte.
Nun also jeden Tag Theater. Während der vielen Wochen wohnt Christian Wolff in einer Wohnung gegenüber der Wolkenburg, die das Theater seinen Stars zur Verfügung stellt. „Da gibt es eine Waschmaschine, was in Theaterwohnung sehr selten ist, aber leider keine Spülmaschine.“ Sohn Patrick wohnt zwei Minuten entfernt, er fährt regelmäßig zu seiner Familie nach Berlin. Vater Wolff aber bleibt, die 700 Kilometer bis zu seinem Haus im Chiemgau wären zu weit. Stattdessen ist seine Frau oft zu Besuch.
Abends ziehe ich meinen Mantel an und gehe arbeiten
Wie sieht dann der normale Tagesablauf aus? Es wird gemütlich gefrühstückt und dann werden vielleicht ein paar Einkäufe gemacht. Köln entdecken muss Wolff nicht mehr. „Ich habe hier schon so oft gearbeitet. Ich habe hier schon 1965 einen Durbridge-Krimi gedreht.“ Nach dem Mittagessen lege sich der „alte Gaukler“ ein wenig hin. Am Vorabend schaut er jetzt öfter in die ARD-Quizshow „Wer weiß den sowas?“ rein, da war er vor kurzem selbst zu Gast, gemeinsam mit Hardy Krüger Jr., seinem Nachfolger im „Forsthaus“. „Und dann ziehe ich meinen Mantel an und gehe arbeiten.“
„Monsieur Pierre geht online“ läuft bis zum 5. Februar 2023 im Theater am Dom, Glockengasse 11 (Opernpassagen) www.theateramdom.de