Köln – Rund 2,3 Kilometer der insgesamt mehr als 20 Kilometer langen Kölner U-Bahn-Tunnel sind unzureichend gegen hohe Grundwasserstände geschützt. Bei einem starken Rheinhochwasser würde in die gefährdeten Bereiche Grundwasser eindringen, weil mit einem steigenden Rheinpegel auch der Grundwasserspiegel anschwillt.
Die betroffenen Tunnelabschnitte müssen nun ertüchtigt werden, was nach Angaben der Verwaltung Jahre dauern und – über diesen Zeitraum verteilt – Kosten in Millionenhöhe verursachen wird, hieß es im Verkehrsausschuss. Dies hat ein Gutachten von Stadt und Kölner Verkehrs-Betriebe ergeben, in dem die Hochwassersicherheit des Stadtbahn-Tunnelnetzes untersucht wurde.
Wenn die Rheindeiche bei starkem Hochwasser brechen würden, wären die Auswirkungen auch auf die Stadtbahntunnel verheerend. Dann würde es zu „massivem Eindringen von Wasser mit erheblichen Folgeschäden“ an den Anlagen kommen, heißt es in der Untersuchung von Stadt und Kölner Verkehrs-Betriebe. Signal- und Kommunikationstechnik, Rolltreppen, Aufzüge, Beleuchtungen würden zerstört, die U-Bahn fiele „über sehr lange Zeiträume“ aus. Das Gutachten empfiehlt, „dieses Schadensszenario detaillierter“ zu beleuchten, um zu ermitteln, welche Schutzvorkehrungen schon heute sinnvoll und wirtschaftlich umgesetzt werden sollten.
„Katastrophenszenario“ nennt die Expertise den Fall, wenn das Hochwasser 11,90 Meter Kölner Pegel und damit auch die höchsten Kölner Schutzwälle entlang des Rheins übersteigt. Dann würden „weite Teile des Stadtgebiets überflutet und Schäden in Milliardenhöhe“ entstehen. Laut dem Gutachten müsse die Verwaltung zum Schutz vor einer solchen Katastrophe derzeit nichts unternehmen, da es sich „um ein unkalkulierbares Ereignis mit einer geringen Eintretenswahrscheinlichkeit handelt“. (og)
Die Expertise hat zudem die Auswirkungen auf die U-Bahn bei Deichbrüchen und Überströmen der Dämme durchgespielt (siehe „Szenario einer Überschwemmung“). Das Gutachten hat aber auch beruhigende Erkenntnisse gebracht. Zum Beispiel können sehr hohe Grundwasserstände nicht komplette Tunnelbauwerke anheben. „Das ist eine sehr gute Nachricht“, sagte Gerd Neweling, Leiter des Amts für Brücken und Stadtbahnbau.
Jedoch könne dann „an vielen Stellen“ Grundwasser in die Tunnel gelangen, etwa über Luft- und Kabelschächte oder zu schwache Fugen. Die Wände mancher Schächte seien wegen ihrer Trogbauweise nur im unteren Bereich und nicht bis unter die Tunneldecke vor Grundwassereintritt sicher wie zum Beispiel die U-Bahn unter der Venloer Straße. Beim Bau dieser Strecke habe man mit niedrigeren Grundwasserpegeln gerechnet, heute sei „von höheren Grundwasserständen auszugehen“, erklärt Neweling. Deshalb müsse nun nachgebessert werden.
Neuere Strecken seien bereits ausreichend geschützt, auch die Nord-Süd-Stadtbahn werde sicher sein. Die Planungen zur Ertüchtigung „werden viele Monate, die Umsetzung Jahre“ dauern, sagt Neweling. Die genauen Kosten seien noch unklar, lägen aber „sicherlich im zweistelligen Millionenbereich“, so der Amtsleiter. Angesichts der Grundwasserproblematik „können wir aber noch ruhig schlafen“.
Zwar sind die Tunnel selbst gegen den Auftrieb durch Grundwasser sicher. Insgesamt sechs Rampen, über die die Züge in Schächte fahren, aber noch nicht, etwa an der Deutzer Freiheit. Dort sollen künftig im Notfall die Tunneleingänge mit Dammbalken verschlossen und die Rampen dann kontrolliert geflutet werden. Die Dammbalken schützen zudem die Tunnel, wenn ein extremes Hochwasser sogar oberirdisch einzudringen droht.
Die Kosten für jede der sechs Rampensicherungen liegen „im sechsstelligen Bereich“, schätzt Neweling. Auch an den Haltestellen Christophstraße, Bahnhof Deutz/Messe und Deutz Fachhochschule müssten kleinere Eingriffe erfolgen. Diese Arbeiten würden in den kommenden Wochen beginnen.