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Umweltdebatte„Oft passt das Reden und Tun der Menschen nicht zusammen“

Lesezeit 3 Minuten

Vanessa Natge

  1. Unsere Serie: Zwei Kaffee, bitte!
  2. Wie reagieren Menschen – was erzählen sie, wenn man sie auf der Straße anspricht und zu einem Kaffee einlädt?

Köln – Es nicht mehr Nachmittag, sondern fast Abend, als ich auf diese junge Frau stoße, bei der ich keine Überredungskünste anwenden muss. Vanessa Natge macht einen sehr zufriedenen Eindruck, was damit zusammenhängt, dass sie sich in ihrem neuen Job so wohlfühlt. Sie arbeite seit kurzem für die Lebenshilfe NRW, einem Verein, der sich für die Rechte von Menschen mit Behinderung einsetze, berichtet die 31-Jährige.

Vanessa Natge stammt aus einem Dorf im Sauerland und lernte bereits mit 16 ihren späteren Mann kennen, der im Nachbarort wohnte. Mit 19 seien sie richtig zusammengekommen, aber da habe bereits festgestanden, dass ihr Partner nach Köln ziehen werde. „Das war so seine Stadt.“ Sie hingegen blieb noch ein Jahr, absolvierte ein Praktikum bei einer Zeitung, „was ganz schrecklich war“, wie sie einräumt und begann dann ihr Biologie-Studium in Düsseldorf.

Stadt aus Beobachterposition kennenlernen

„Man erlebt eine Stadt ganz anders, wenn man dort noch niemanden kennt“, glaubt Natge, der diese „Beobachterposition“ zunächst ganz gut gefiel. Dann erzählt sie von ihren Berufsanfängen für eine Firma, die auf „Bedarf für biologische Forschungslabore“ spezialisiert war.

Ich frage, ob die Außendiensttätigkeit, die sie zwei Jahre ausübte, noch viel mit ihrem Studium zu tun gehabt habe. Mein Gegenüber nickt. Man könne sich das wie einen Stift vorstellen, den man zum Schreiben benutze, ohne sich darüber Gedanken zu machen, „was da für Tinte drin ist“. Nach einem gemeinschaftlichen Aachen-Intermezzo sei sie schließlich mit ihrem Mann in Köln gelandet. „Seitdem engagiere ich mich für den Naturschutzbund.“

Bei der Mobilität ist Handlungsbedarf

„Wo wäre da Ihrer Auffassung nach der größte Handlungsbedarf?“, frage ich. „Bei der Mobilität“, ist Natge überzeugt. Insbesondere in den Randgebieten ist die Bus- und Bahnsituation ganz schrecklich. Und „die Radwege sind furchtbar.“ „Aber nicht nur in den Randgebieten stelle ich fest. Mein Gegenüber nickt.

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Vor allem werde falsch argumentiert. „Wenn man nämlich eine Stunde lang auf den Bus warten muss, fährt da keiner mit.“ Was ihr in der ganzen Umweltdebatte außerdem missfalle, „dass die Leute oft gar nicht sehen, wie wenig ihr Reden und Tun zusammenpasst. Man guckt nämlich immer mehr auf die anderen.“ In den folgenden Minuten erzählt die 31-Jährige von ihrer Weiterbildung als Natur- und Umweltpädagogin, und dass sie nun Seminare für junge Leute abhalte, die einen Bundesfreiwilligendienst ableisteten.

Chance für junge Menschen

„Und welchen Part haben Sie dabei?“ – Bei den Seminaren gehe es beispielsweise um den Umgang mit aggressivem oder herausforderndem Verhalten. Aber auch im die unterschiedlichen Formen von Behinderung, um Ernährung, oder ganz allgemein um den Umgang mit Menschen, die eine Behinderung haben.

„Wahrscheinlich haben Sie überwiegend mit Mädchen zu tun?, mutmaße ich. Das Verhältnis sei ungefähr 35 zu 65 bestätigt Natge, die dieses Jahr als großartige Chance für junge Leute betrachtet. „Diese Zeit kann man sich echt leisten, bevor es in den Job geht.“ Verantwortung für andere zu übernehmen und zu erkennen: „Da ist ein Mensch, der verlässt sich auf dich“, sei eine ganz wichtige Erfahrung.