Aufruf der Uniklinik KölnGenesene Corona-Patienten können derzeit Erkrankten helfen
Köln – Die Menschen aus Heinsberg, die sich bei der Kappensitzung des Karnevalsvereins „Langbröker Dicke Flaa“ in Langbroich-Harzelt mit dem Coronavirus infiziert hatten, könnten schon bald helfen, an dem Virus Erkrankte zu heilen. Nicht nur dass der Bonner Virologe Hendrik Streeck in einer Schule in Heinsberg ein Forschungszentrum für die größte deutsche Studie zu dem Virus aufgebaut hat; viele der inzwischen genesenen Patienten aus Heinsberg haben sich bereit erklärt, an der Kölner Uniklinik Blutplasma zu spenden.
Schon bald sollen die ersten Erkrankten eine Plasmaspende erhalten. In Südkorea und China haben sich jüngst ältere Patienten von ihrer schweren Lungenerkrankung erholt, nachdem sie mit dem Blutplasma geheilter Covid-19-Patienten behandelt worden waren.
Hotline für genesene Corona-Patienten
Die Uniklinik hat in dieser Woche eine Hotline für genesene Corona-Patienten freigeschaltet, die von den Medizinstudentinnen Luise Osebold und Hanna Ludwig im Infektionsschutzzentrum an der Kerpener Straße betreut wird. „In den ersten knapp zwei Tagen hatte ich 90 Kontakte mit Menschen aus Heinsberg – 40 von ihnen haben bereits einen Termin zur Blutentnahme. Die eigentliche Spende schließt sich dann an, wenn der Genesene geeignet ist“, sagt Luise Osebold. „Die meisten freuen sich sehr, helfen zu können. Es ist schön zu sehen, dass es da eine große Solidarität gibt, gerade auch von den Menschen aus Heinsberg. Und mit der Behandlung gibt es ein bisschen Hoffnung in Zeiten mit vielen negativen Nachrichten.“
Virologen sind sich weitgehend einig, dass das Blutplasma geheilter Patienten Antikörper gegen den Erreger Sars-CoV-2 enthält. Viele Kliniken auf der ganzen Welt bitten genesene Patienten daher aktuell, zu spenden. Wie das Plasma gegen das Virus wirkt, ist noch nicht genau belegt – dass es wirkt, belegen aber erste Studien aus China.
Blutkörperchen werden dem Spender zurückgeführt
Bevor die genesenen Patienten ihr Blutplasma spenden und dafür auch eine Aufwandsentschädigung erhalten, werden sie noch einmal auf das Virus getestet. Sind sie gesund und lassen sich Antikörper nachweisen, wird das Blut in Blutplasma und Blutkörperchen getrennt. Die Blutkörperchen werden dem Spender zurückgeführt, das Plasma gesammelt.
So werden Sie Spender
Genesene Covid-19-Patienten, die Blutplasma spenden wollen, benötigen einen Termin und können sich telefonisch unter 0221 478 81393 oder per Mail an covid-19-geheilt@uk-koeln.de melden.
Mit einer Spende von 600 bis 800 Millilitern Plasma können die Mediziner ein bis zwei Corona-Patienten behandeln. Die Uniklinik ruft alle Bürger, die Blut spenden können, dazu auf, „so häufig zu kommen wie möglich“ – Blutplasma können gesunde, von dem Virus genesene Menschen theoretisch bis zu einmal wöchentlich spenden.
Kölner Forscher arbeiten an Entwicklung eines Impfstoffs
Ein Teil der Blutspenden der gesundeten Covid-19-Patienten wird an Kölner Forscher weitergeleitet, die die Antikörper isolieren, um an der Entwicklung eines Impfstoffs zu arbeiten – so wie momentan Wissenschaftler auf der ganzen Welt. Luise Osebold und Hanna Ludwig kannten Ärzte, die im Infektionsschutzzentrum arbeiten und meldeten sich sofort, als sie gefragt wurden, ob sie die Hotline übernehmen können.
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„Die Krise hat meinen Wunsch, Ärztin zu werden, noch verstärkt“, sagt Osebold. „Jeder sieht jetzt, wie wichtig ein funktionierendes Gesundheitssystem ist“, sagt Ludwig. „Es ist ein großer Ansporn, dass wir die Krise hier besser meistern werden als in vielen anderen Ländern, wo so viele schreckliche Bilder zu sehen sind in diesen Wochen.“ Sorge, sich bei der Arbeit im Infektionsschutzzentrum selbst anzustecken, haben sie nicht. Am Wochenende arbeiten die beiden in Kölner Krankenhäusern.
„Über 700 Medizinstudierende haben sich bei uns gemeldet, um orientiert an ihren Vorkenntnissen und ihrem Ausbildungsstand im Gesundheitswesen eingesetzt zu werden. Über 200 Medizinstudierende von uns unterstützen das Gesundheitsamt der Stadt Köln, andere helfen den Pflegekräften auf Normal- und Intensivstationen. Ich bin überwältigt von dem herausragenden Engagement unserer Studierenden“, sagt Prof. Gereon R. Fink, Dekan der Medizinischen Fakultät.