AboAbonnieren

Veedels-CheckUrbach ist ein Veedel im Aufwind

Lesezeit 4 Minuten
blümele in Urbach

Farbtupfer bringen die Verschönerungs- und Pflanzaktionen wie hier vor der Sparkasse an der Kaiserstraße.

Köln – Urbach, das Dorf der großen Höfe? Wenn man sich heute den Stadtteil anschaut, will man es gar nicht glauben, dass es die wirklich mal gegeben hat. Von Bürgerhäusern, vielen unterschiedlichen Ladenlokalen und zahlreichen Gaststätten können noch ältere Bürger erzählen oder Interessierte in Friedhelm Specks Buch über den Stadtteil lesen.

KP_VC_Urbach6

Zu einem echten „Hingucker“ im Veedel ist das Umfeld von St. Bartholomäus mit seiner Freitreppe geworden.

Heute gibt es Leerstände, viele Spielhallen, hier und da Ecken, die nicht in einem Reiseführer über das Veedel auftauchen würden. Und dennoch bleiben die Bürger hier. Warum? „Weil sie sich eigentlich in Urbach wohlfühlen“, sagt Simin Fakhim-Haschemi. Sie ist Vorsitzende des Bürgervereins, der sich 2015 gegründet hat und will nicht alten Zeiten nachtrauern. Nur zu sagen, dass früher alles besser war, reicht der Kinderärztin nicht. Mit ihrem ehrenamtlichen Engagement will sie etwas bewegen. Und damit ist sie nicht die einzige im Veedel.

Das könnte Sie auch interessieren:

Denn trotz der negativen Entwicklung der vergangenen Jahre lässt es sich in Urbach gut leben, findet auch Jochen Reichel, der sich ebenfalls im Vorstand des Bürgervereins engagiert. Reichel geht noch einen Schritt weiter: „In Urbach steckt viel Potenzial.“ Dafür müsse man sich nur im Stadtteil umschauen. Er zählt auf: Bungert, Spielplätze, Grünflächen. „Mein Traum wäre es, den Zaß’schen Saal wieder zu reaktivieren“, sagt er. Den Ort, wo „Burschengelage“ und „Tanzlustbarkeiten“ Anziehungspunkte im Dorf waren, wie Friedhelm Speck in seinem Buch schreibt.

VC_Urbach1

Eine Institution im Veedel  ist das Hospiz.

Diesen Ort zwischen Frankfurter Straße und Kupfergasse, auf Höhe der Gaststätte Urbacher Hof, gibt es noch heute im Verborgenen. Hier hat es früher Karnevalssitzungen, Konzerte, Theateraufführungen und Schauturnen gegeben. Wieso auch nicht wieder in Zukunft? Reichel spricht in dem dem Zusammenhang von einer „Vision“.

Dass eine solche auch Realität werden kann, hat die noch gar nicht all zu lange Vergangenheit gezeigt. Fakhim-Hashemi verweist auf das Engagement der Urbacher Räuber, die mit Spenden und mit etlichen Stunden ehrenamtlicher Arbeit am Mühlenweg einen neuen Spielplatz für die Pänz aus der Taufe gehoben haben. Und es gibt weitere positive Beispiele: Die Neugestaltung des Kirchenumfeldes etwa. „Das ist ein echter Hingucker geworden“, findet die Kinderärztin. So manches Brautpaar lasse sich jetzt gerne vor St. Bartholomäus ablichten.

Gemeinsam anpacken

Im Schatten der Pfarrkirche gibt es eine Institution im Veedel: das Hospiz. An dieser Einrichtung zeige sich, wie hoch die Identifikation von Vereinen und Gruppierungen mit dem Hospiz im Speziellen und dem Stadtteil im Allgemeinen ist. „Deutlich wird das bei dem Hospizbasar, den der Ortsring Urbach/Elsdorf aus der Taufe gehoben hat“, so Fakhim-Hashemi.

Gemeinsam angepackt wird auch bei Müllsammelaktionen im Veedel. Da komme leider immer wieder einiges zusammen, sagt die Vereinsvorsitzende. An manchen Ecken sei die Situation aber besser geworden, findet sie. Das wiederum ist dem Bürgerverein zu verdanken, der dafür gesorgt hat, dass nach und nach mehr Mülleimer im Veedel aufgestellt worden sind. Zwar gibt es immer noch unbelehrbare Mitbürger, aber so mancher findet jetzt eher mit seinem Müll den Weg zum Abfalleimer. Auch die Verschönerungs- und Pflanzaktionen sorgen für weitere Akzente im Stadtteil. Getreu dem Motto: Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen.

Nicht alles gehe nun einmal von heute auf morgen. Langer Atem, Disziplin und Hartnäckigkeit seien gefragt. Das zahlt sich aus für den Stadtteil und seine Bürger. Das Verhältnis des Bürgervereins zu Ämtern und Verwaltung bezeichnen Fakhim-Hashemi und Reichel als „gut und unkompliziert“. Auch, weil registriert werde, dass es Bürger im Stadtteil gibt, die nicht nur reden, sondern sich auch nicht zu schade dafür sind, im Dreck zu wühlen.

Die Nähe zum Flughafen, die sehr gute Bus-Anbindung, die Nahversorgung und mit der Kupfergasse eine Grundschule, die über den Stadtteil hinaus einen guten Ruf genießt – dies seien alles Faktoren, auf die man im Stadtteil bauen kann und muss, findet Reichel. Er wiederholt: „In Urbach steckt viel Potenzial, Akteure wie Schützen, Sport-, Karnevals- und Brauchtumsvereine werden das nutzen.“