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Veedels-CheckWahnheide ist schon seit 150 Jahren multikulti

Lesezeit 7 Minuten
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Für Flugzeugfans ist in Wahnheide ein Starfighter ausgestellt. 

  1. Dieses Veedelsporträt ist Teil unserer großen Stadtteil-Umfrage, an der sich 33.000 Leser beteiligt haben.
  2. Die Ergebnisse des Veedelschecks veröffentlichen wir nach und nach hier auf dieser Seite.

Köln-Wahnheide – „Heidekinder“ – so riefen die Nachbarn aus Wahn früher die Pänz aus Wahnheide etwas abschätzig. Das waren die Kinder, die draußen im Feld wohnten, zusammen mit den Soldaten. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts bestand der heutige Stadtteil nämlich aus nur wenigen Häusern inmitten von Wald und Heide. Hinzu kam die Kaserne, die damals lediglich ein ausgedehntes Lager aus Holzbarracken war und häufig von Menschen aus der Fremde bewohnt wurde. Man könnte sagen, Wahnheide war schon immer etwas multikulti. Das hat auch mit seiner engen Verbindung zum Militär zu tun, denn ohne das preußische Heer würde es den Stadtteil in seiner heutigen Form gar nicht geben.

Bevor die Preußen das Gebiet östlich des Mauspfades als Schießplatz nutzten, gab es dort fast nur Wald und Sumpf. Die erste größere Wohnsiedlung auf dem Areal des heutigen Stadtteils war ein Gefangenenlager für französische Soldaten.

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„Das Geburtsjahr von Wahnheide ist 1870“, sagt Benno Krix. Der 80-jährige Heimatforscher und Hauptmann außer Dienst hat eine mehrere hundert Seiten umfassende Geschichte des Stadtteils geschrieben, die in den Jahrbüchern des Heimatvereins Rechtsrheinisches Köln veröffentlicht ist. Dort ist unter anderem zu lesen: „Am 10. September 1870 trafen die ersten französischen Kriegsgefangenen – zwei mächtige Haufen – in Wahn ein. Viele Neugierige begleiteten die Ankunft der Kriegsgefangenen, insbesondere als die ersten Schwarzen, Kabylen und Turkos (Algerische Schützen), am 14. September 1870 eintrafen. Für die meisten war es das erste Mal, dass sie Menschen mit anderer Hautfarbe zu sehen bekamen.“

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Im Jahr 1817 hatten die Preußen erste Schießübungen in der Wahner Heide abgehalten. Zunächst übten die Soldaten nur mit ihren Gewehren. „Als Ziel für die Schießübungen dienten mit Sand gefüllte Weidenkörbe, aus denen man die Kugel wieder herausholen konnte“, erzählt Krix. Die Munition war aus Eisen und kostbar, sie wurde wiederverwendet. Der Schießplatz wuchs mit dem militärischen Fortschritt. Kanonen und Haubitzen schießen weiter als Gewehre, so wurde der Übungsplatz ständig vergrößert.

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Chef der Kaserne ist Oberstleutnant Rüdiger Just Winkler. 

Für die Manöver bauten die Soldaten anfangs Zeltlager auf, die mit dem Ende der Übung wieder verschwanden. Bis im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 rund 10 000 Gefangene kamen. Für sie errichtete das Militär westlich des Mauspfads ein Barackenlager, das nach Ende des Krieges bestehen blieb und die ständigen Militärpräsenz begründete.

Noch heute bildet der Mauspfad die Trennlinie zwischen dem militärischen und dem zivilen Teil von Wahnheide. Der Stadtteil ist rund 2,8 Quadratkilometer groß und damit etwas größer als die Nachbarn Wahn und Lind. Allerdings macht die Luftwaffenkaserne fast ein Drittel der Fläche aus. Dadurch schrumpft der Stadtteil eigentlich wieder, denn das Bundeswehrareal ist nicht öffentlich zugänglich. Wer das Kasernengelände betreten will, muss seinen Ausweis abgeben und bekommt die Papiere erst beim Verlassen zurück.Trotzdem ist Wahnheide kein zerrissener Ort. Soldaten und Zivilisten leben seit jeher neben- und miteinander.

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Kinder auf dem Bauspielplatz in Wahnheide

Mit rund 3000 Militärs, die in der Kaserne arbeiten, ist Wahnheide der Stadtteil mit den meisten Soldaten. Neben den Militärangehörigen haben auch gut 1000 Zivilisten einen Job auf dem Bundeswehrgelände und passieren täglich die Sperranalage am Eingangstor an der Flughafenstraße.

Hinzu kommen zahlreiche Vereine, die Räume und Sportanlagen auf dem Kasernengelände nutzen. So trainiert etwa die Jugendabteilung des SG DLR Köln auf den Tennisplätzen der Bundeswehr, die Blau Wiesse Funke Wahn nutzen die dortige Sporthalle. „Wir sind ein Teil von Wahnheide und wollen uns nicht abschotten, es ist wichtig, dass wir sichtbar sind“, sagt Kasernenkommandant Rüdiger Just Winkler. Und sichtbar sind die Soldaten im Stadtteil.

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Das alte Eingangstor zur Kaserne ist für Autos heute gesperrt. 

Häufig verlassen die Uniformierten in ihrer Mittagspause die Kaserne und nutzen eine der zahlreichen Imbissbuden entlang der Heidestraße für einen Snack. Die zentrale Verkehrsader im Viertel ist zugleich die Einkaufsstraße. Hierher kommen auch die Nachbarn aus Lind für den Wocheneinkauf.

Die breite Straße sorgt allerdings auch regelmäßig für Ärger, sie ist fast täglich verstopft. Wer von der Autobahn 59 Richtung Kaserne will, muss die Heidestraße passieren, und das sind täglich tausende Pkw. So verströmt Wahnheide an dieser Stelle den Charme eines Ortes am Rand einer Bundesstraße. Dabei ist das Viertel nur wenige Meter abseits der Hauptstraße ein fast schon verträumtes Dorf. Zwischen Sportplatzstraße und Magazinstraße reihen sich kleine Mehrfamilienhäuser samt Gärten. An der Magazinstraße liegt auch eine der wenigen Veedelskneipen: die Gaststätte Bonerath. Der Betrieb ist seit Generationen in Familienbesitz.

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Spaziergänger finden ihr Paradies im Bieselwald.

Heute führt die Gaststätte Christa Reschke, in der Küche steht Sohn Thomas. Beide sind gebürtige Wahnheider und fühlen sich in ihrem Viertel immer noch wohl. Das liege auch an der offenen Art der Menschen. „Bei uns ist jeder willkommen, egal ob Bauer oder Arzt, ob Türke oder Amerikaner, Soldat oder Zivilist, an der Theke sind alle gleich“, sagt Thomas Reschke.

Gleich sind die Menschen auch im weiter nördlich gelegen Bieselwald. Ein Paradies für Spaziergänger, Hundebesitzer und Ruhesuchende gleichermaßen. Dort liegt der Sportplatz des Viertels, die Heimat des Vereins SpVg Wahn Grengel. Einen Fußballverein, der den Namen Wahnheide trägt, gibt es nämlich nicht. Auch der Tennisclub führt den Stadtteil nicht im Namen: Rot-Weiß Porz heißt er. Das Reiterkorps vor Ort nennt sich St. Sebastianus Porz Wahn. Hier hilft ein Blick in die Geschichte: Noch Anfang des 20. Jahrhunderts hieß der Ortsteil Wahn-Schießlatz, auch Biesel oder Wahn II waren gebräuchliche Namen. „Wahn-Heide“ wurde erst 1928 eingeführt, wohl zu spät als Identifikation für so manchen Verein.

Nicht zu spät für den „Förderverein Bauspielplatz Senkelsgraben in Wahnheide“. Der Spielplatz ist ein 6500 Quadratmeter großes Areal am südlichen Ende des Veedels, wo Pänz sich ihre eigenen Holzhütten zimmern. „Kinder finden hier ein kleines Paradies“, sagt die Vereinsvorsitzende Marion Tillmann, die sich seit fast 20 Jahren um die Belange des Spielplatzes kümmert. Noch ein Grund, warum viele Wahnheider ihr auf den ersten Blick so unscheinbares Veedel zwischen Autobahn und Flughafen schätzen.

Die wichtigsten Baustellen von Wahnheide

Die Kaserne ist zwar ein großer Arbeitgeber im Stadtteil, sorgt aber morgens und abends auch regelmäßig für Verkehrschaos auf der zentralen Verkehrsader. „Die Heidestraße ist im Berufsverkehr immer total verstopft“, klagt Joachim Humberg, Vorsitzender des Bürgervereins Wahn, Wahnheide, Lind. Viele der 4000 Beschäftigten auf dem Kasernengelände kommen täglich mit dem Auto und nutzen, von der Autobahnabfahrt Wahn kommend, die Heidestraße als Anfahrtsweg. Denn sie führt über den Mauspfad zur Flughafenstraße, an der die Haupteinfahrt für die Kaserne liegt. Doch nicht nur für Autofahrer ist die Heidestraße oft ein Ärgernis, ebenso für Radler und Fußgänger. „Der Rad- und Fußweg ist marode, da muss dringend etwas passieren“, fordert Joachim Humberg.Zudem ist er unzufrieden mit der Sauberkeit im Viertel. Da sieht er ebenfalls die Stadt in der Pflicht. Der Verein organisiere regelmäßige Säuberungsaktionen. „Doch das ist eigentlich Aufgabe der Abfallwirtschaftsbetriebe“, findet der Bürgervereinsvorsitzende. (af)

Die Geschichte des Stadtteils Wahnheide

Schon in der Jungsteinzeit, um etwa 4000 bis 2000 vor Christus, haben Menschen in der Wahner Heide gelebt. Der Mauspfad als Nord-Südverbindung existiert seit dem Mittelalter und war eine von Kelten und Germanen genutzte Handelsstraße. Zu dieser Zeit war das Gebiet des heutigen Wahnheide aber nur spärlich bewohntes Wald- und Sumpfland. Eines der wenigen Gebäude war die Scheuermühle, die erstmals in einer Urkunde aus dem Jahr 1356 erwähnt wird. Bis zu ihrem Abbruch 1968 war die Mühle das älteste Gebäude im Stadtteil. Die eigentliche Besiedlung des Gebietes beginnt ab 1817. Das preußische Heer nutzt Teile der Wahner Heide als Schießplatz. Im Deutsch-Französischen Krieg errichtet die Armee 1870 entlang des Mauspfades dann ein Lager für rund 10 000 Gefangene. Mit dem Militär siedelten sich nach und nach auch Zivilisten in der Umgebung an, vor allem Händler und Gastwirte. Der Namen Wahn-Heide wird erstmals um 1919 für das Gebiet benutzt, im Laufe der Zeit ist der Bindestrich dann weggefallen. Vor dem Zweiten Weltkrieg errichtet die Luftwaffe einen Fliegerhorst, der zwischen 1945 und 1957 von der Royal Air Force genutzt wurde. Auch heute ist der Stadtteil noch stark von der Luftwaffen-Kaserne geprägt, dort arbeiten rund 3000 Soldaten und 1000 Zivilisten. Im gesamten Stadtteil wohnen knapp 8000 Menschen. (af)