Verkehr in KölnZahl der verletzten Radfahrer steigt deutlich an
- Trotz des ruhigeren Verkehrs in Corona-Zeiten steigt die Zahl der verletzten Radfahrer auch in diesem Jahr deutlich an.
- Mit einer Aktion am Rudolfplatz kontrolliert die Kölner Polizei nun, wie viele Radfahrer sich an die Helm-Empfehlung halten.
Köln – Es ist voll am Montagnachmittag auf dem Rudolfplatz, fast schon unübersichtlich voll. Von überall her strömen Radfahrer, Fußgänger und Autofahrer aneinander vorbei und aufeinander zu.
Die Polizisten, die sich an der Ecke Habsburgerring/Richard-Wagner-Straße postiert haben, haben jedoch vor allem die Radfahrer im Visier. „Ja zum Helm – weil Leben schön ist“, heißt die Kampagne, mit der sie für den Kopfschutz beim Radeln werben möchten. Zudem müssen Radler, die den Radweg falsch nutzen oder bei Rot über die Ampel fahren, mit Verwarngeldern und Anzeigen rechnen.
Aufzuklären gibt es reichlich. Eine „Helmträgerquote“ von maximal 20 Prozent macht Verkehrssicherheitsberater Jörg Stindtmann aus. Immer wieder spricht der 56-jährige Polizeihauptkommissar Radler an, die ohne Helm unterwegs sind. „Wir möchten, dass Ihr Kopf heil bleibt“, sagt er einer Frau mit Einkäufen auf dem Gepäckträger. Er erzählt von schlimmen Kopfverletzungen und über das Risiko, nach einem Unfall ohne Kopfschutz zu einem Pflegefall zu werden. Die Dame gibt nach dem Aufklärungsgespräch zu verstehen, dass sie die Polizeiaktion zwar sehr sinnvoll findet, aber wohl auch künftig bei kürzeren Fahrten in der Stadt auf den Helm verzichten werde. Ein Helm sehe eben nicht gut aus.
Kölner Polizei verweist auf schwere Unfälle
Die Polizei verweist bei solchen Begründungen auf schwere Unfälle, bei denen der Helm womöglich Leben gerettet hat. Etwa bei dem Vorfall vom 26. Juni, bei dem in Bilderstöckchen zwei Rennradfahrer vom Fahrer eines Autos mit Anhänger beim Überholen zu Fall gebracht wurden. Beide erlitten zwar schwere Kopfverletzungen, trugen aber einen Helm. Wahrscheinlich konnte so Schlimmeres verhindert werden.
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Christoph Schmidt vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club hält Fahrradhelme in manchen Situationen zwar ebenfalls für einen Sicherheits-Faktor. Doch in Köln müsse vor allem mehr in die Infrastruktur investiert werden. Es gebe viele gefährliche Stellen für Radfahrer, an fast allen Kreuzungen gehe vor allem darum, möglichst viele Autos über die Kreuzungen zu pressen. Der Verkehrsfluss stehe zu oft über der Sicherheit.
Negativer Trend
Die jüngsten Zahlen sprechen für einen negativen Trend: Laut Polizei gab es von Januar bis Ende Mai dieses Jahres 662 Verkehrsunfälle mit verletzten Radfahrern. Das waren trotz coronabedingt geringeren Verkehrsmengen fast so viele wie im selben Zeitraum des Vorjahres.
Die Polizei appelliert an die Vernunft aller Verkehrsteilnehmer, nicht nur der Radfahrer. „Mit mehr Rücksichtnahme könnte man sicher den ein oder anderen Unfall vermeiden“, so Stindtmann. Und wenn es doch mal kracht, helfe eben der Helm.