Video und Realität vermischen sichTheaterkollektiv dreht Videowalk durch Ehrenfeld

Für die Teilnahme am Videowalk wird ein Smartphone benötigt.
Copyright: Hans Diernberger
Köln-Ehrenfeld – Die Welt ist in einem steten Wandel begriffen – ebenso wie wir Menschen und die Städte, in denen wir leben. Aufnahmen des alten Kölns etwa sind nur selten mit den Straßenzügen in Einklang zu bringen, wie wir sie heute kennen. Dieses Thema beschäftigt aber zuweilen nicht nur Historiker, sondern ist auch Gegenstand künstlerischer Aufarbeitungen.
Das Theaterkollektiv „Paradeiser Productions” etwa setzt sich seit einigen Jahren mit der Zeit und dem mit ihr einhergehenden Wandel auseinander: „Es ist ein großes Thema für uns, weil es ganz existenzielle Fragen aufwirft”, erklärt Regisseurin Ruth Schultz, „wir müssen jeden Tag schauen, wie wir mit unserer Zeit umgehen und mit wem wir sie verbringen wollen, weil sie endlich ist.“

Philip Gregor Grüneberg, Lena Visser, Kai Niggemann und Conni Trieder sind die Darsteller des Videowalks
Copyright: Hans Diernberger
Auch das neueste Projekt des Kollektivs befasst sich mit dieser Thematik. Unter dem Titel „The Soul of the Zeit” – die Seele der Zeit – haben die Künstler einen Videowalk erstellt, der die Teilnehmer durch die Ehrenfelder Gumprechtstraße führt. Schließlich sind hier die zeitlichen Veränderungen – wie auch im restlichen Veedel – deutlich zu erkennen: Hier stehen Altbauten neben modernen Wohnhäusern, liegen das ‘alte’ und das ‘neue’ Ehrenfeld nah beieinander.

Eine Szene aus dem Videowalk durch Ehrenfeld
Copyright: Hans Diernberger
„Man spürt es irgendwie, dass sich in dieser Straße noch vieles verändern wird”, mein Sandra Reitmayer, die ebenfalls als Regisseurin im Kollektiv tätig und mit ihrem Atelier in der Gumprechtstraße ansässig ist: „Obwohl wir die Straße schon gut kennen, war es spannend, sich so intensiv mit ihr zu beschäftigen.
Videowalk durch Ehrenfeld beginnt an der Ecke Venloer Straße
Reitmayer, Schultz und die restlichen Mitglieder von Paradeiser Productions drehten hier ein 20-minütiges Videos, das ab dem 9. Dezember auf ihrer Website zum kostenlosen Download bereit steht: Hat man es auf sein Smartphone geladen, startet der Videowalk an der Ecke zur Venloer Straße. Von dort aus folgt man den Instruktionen des Videos und läuft dieselbe Strecke ab, wie sie in der Aufnahme zu sehen ist. Dadurch überlagert sich die zeitliche Ebene des Videos mit der real-erlebten Zeit, werden die Grenzen zwischen Virtualität und Realität aufgebrochen: „Man bewegt sich also sozusagen durch das Szenenbild und die eigenen Erfahrungen ergänzen das Video”, erklärt Kai Niggemann, „wir sprechen hier gerne von der vierten Dimension.”
Ihr Kontakt in Ehrenfeld
Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat seine Präsenz in Ehrenfeld, einem von Kölns schillerndsten Vierteln, verstärkt. Unser neuer Veedelsreporter Florian Eßer bildet die Trends im Viertel ab, dokumentiert Veränderungen und Missstände und spürt Streitthemen nach. Haben Sie ein Thema, einen Hinweis oder sonst etwas, das Ihnen unter der Nägeln brennt? Dann kontaktieren Sie unseren Veedelsreporter per Mail.
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Der 49-Jährige ist Komponist sowie Sounddesigner und steuerte die musikalische Untermalung des Videowalks bei: „Eigentlich sind wir auf der Bühne zuhause, wollten aber eine Corona-kompatible Alternative für den Besuch im Theater schaffen”, erzählt er. Schließlich findet der Videowalk an der frischen Luft statt, man kann ihn alleine oder in einer Gruppe begehen. Falls die Situation es zulässt, sind entlang der Strecke auch kleinere Live-Events geplant: „Wir wollen noch nicht zu viel verraten, aber der Videowalk erzählt auch eine Geschichte”, sagt Regisseurin Ruth Schultz, „diese ist aber nicht linear und wird bei jedem Teilnehmer etwas anders ausfallen.”
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Die „Videowalk Opera - The Soul of the Zeit” kann ab Donnerstag, 9. Dezember, auf der Website des Kollektiv heruntergeladen werden. Am selben Tag ist auch eine Premiere mit Live-Performance, Glühwein und Punsch geplant. Diese findet im Freien und mit 2G-Regel von 16 bis 20 Uhr am Atelier Gumprecht, Gumprechtstraße 9, statt.