Das Kölner Grüngürtel-System erfülle die Ansprüche der Unesco, sagt die Wählergruppe GUT Köln.
Vorschlag für UnescoKölner Grüngürtel soll zum Weltkulturerbe werden
„Große Kirchen haben andere Städte auch“, sagt die Pressesprecherin der Wählergruppe GUT Köln am Mittwoch beim Ortstermin im Grüngürtel, „so ein grünes System wie in Köln gibt es nirgendwo anders.“ Caroline Michel hat diverse Fachgutachten, Bilder und Nachweise zusammengestellt, um den Kölner Grüngürtel als drittes Kölner Weltkulturerbe neben Dom und Limes vorzuschlagen.
System vor mehr als 100 Jahren von drei Männern geplant
Nicht nur erfülle dieser den Anspruch der Unesco, „einen bedeutenden Schnittpunkt menschlicher Werte in Bezug auf Entwicklung der Architektur oder Technik, der Großplastik, des Städtebaus oder der Landschaftsgestaltung“ aufzuzeigen. Auch der richtungsweisende Gedanke des Klimaschutzes finde sich in seinem Konzept wieder.
„Man muss sich das mal überlegen. Vor mehr als 100 Jahren, als Klimaschutz wirklich noch gar nicht in den Köpfen der Menschen war, stellen sich drei Männer da hin und sagen: Wir machen das jetzt. Und dann haben sie nicht nur eine Gartenanlage, sondern gleich ein ganzes System wie eine Ummantelung der Stadt in kürzester Zeit auf die Beine gestellt“, sagt Michel. Der damalige Oberbürgermeister Konrad Adenauer, Stadtplaner Fritz Schumacher und Gartenbaudirektor Fritz Encke waren es, die sich 1923 den Ausbau einer Frischluftschneise in und um Köln herum zur Aufgabe machten.
Marcel Hövelmann unterstützt den Antrag
Caroline Michel steht mit ihrem Antrag nicht alleine da. Unterstützung erhält sie von Marcel Hövelmann, der für GUT bei der Oberbürgermeisterwahl im kommenden Jahr antreten wird. Er hatte bereits im Sommer 2019 die höchste Priorität für den Klimaschutz in Köln gefordert, die vom Rat anschließend als lediglich „hoch“ eingestuft wurde. „Die Maßnahmen, die wir bis heute in Köln konkret umsetzen, sind daher absolut nicht ausreichend“, sagt Hövelmann bei seiner Vorstellung auf der Internetseite der Wählergruppe. Natur und Klima würden seiner Meinung nach noch viel zu oft in den Hintergrund der Entscheidungen rücken, obwohl so viel Potenzial und Relevanz in ihnen läge.
„Wenn wir es schaffen, dem Grüngürtel-System der Stadt den Stempel eines Weltkulturerbes zu verleihen, hat die ganze Stadt nichts verloren, aber ganz viel dazugewonnen“, sagt der studierte Diplom-Geograph und Umweltbildungsmanager, der mit seinen beiden Kindern in Sülz wohnt. Touristen, die Fotos machen wollen zum Beispiel. „Die ganze Aufmerksamkeit, die die vielen Hektar Fläche zurecht bekommen würden, wären viel wert“, sagt Hövelmann.
Ausschuss entscheidet im September über Weitergabe des Antrags
Dabei sei es wichtig, die Bedingungen und Grenzen eines Naturschutzgebietes deutlich von denen eines Weltkulturerbes zu trennen. Durch letzteres werde seine Nutzung nicht eingeschränkt. Es gelten auch keine strengeren Regeln für besagtes Gebiet. Es würde lediglich seine verdiente Würdigung erhalten, sagt Hövelmann. Warum der Grüngürtel als Weltkultur- und nicht als Weltnaturerbe eingestuft werden soll, liege daran, dass es sich bei den Grünflächen um ein geplant angelegtes System der Menschen und nicht um eine natürliche Gegebenheit handelt.
Der Ausschuss für Klima, Umwelt und Grün entscheidet in seiner Sitzung am 12. September über die Weitergabe des Antrags, für die Oberbürgermeisterin Henriette Reker verantwortlich wäre. Die Vertreter der Wählergruppe GUT Köln zeigen sich zuversichtlich: „Es gibt eigentlich nichts, was dagegen spricht, unseren Antrag weiterzubearbeiten“, sagt Caroline Michel, die den Vorschlag des Grüngürtel-Systems bei der Sitzung verteidigen wird.
Das Besondere sei die vielfältige Nutzung, die weiter erhalten bleiben könne. „An einem Tag spielen da die Kinder Fußball, und dann ist es wieder eine Wiese. Dann grillt die ganze Familie dort, und danach ist es wieder eine Wiese. Ein Pärchen spielt im Sommer Federball, geht nach Hause und dann ist es wieder eine Wiese“, sagt Michel. „Und wenn wir erstmal den Stempel eines Weltkulturerbes bekommen, dann bleibt es am Ende wieder eine Wiese, aber eben mit der richtigen Anerkennung.“