AboAbonnieren

Eine Stadt schwitztWie Kölner und Touristen den heißesten Tag des Jahres meistern

Lesezeit 5 Minuten
Hitze Header (1)

Mit Schirmen gegen die Hitze

  1. Es war gewarnt worden: Der Dienstag sollte der heißeste Tag des Jahres in Köln mit bis zu 38 Grad werden.
  2. Wir haben Kölner und Touristen gefragt, wie sie mit den Extremtemperaturen zurecht kommen.

Köln – Die Hitze liegt wie ein Glocke über der Stadt. Alles geht ein bisschen langsamer, überall suchen Menschen Schatten. Wer nicht raus muss, bleibt zuhause, so hat es den Anschein. Vor allem Touristen sind unterwegs, Reisegruppen stehen mit ihren Guides in dicken Trauben unter Bäumen oder Dächern. Asiatische Gäste, die die Hitze aus ihren Heimatländer kennen, haben Schirme aufgespannt.

Für Sonja und Harald Zehentbauer aus Augsburg reichen aber Sonnenbrillen und ein Sonnenhut (für ihn). Die beiden haben heute ihren letzten von drei Urlaubstagen in Köln. „Wir genießen die hohen Temperaturen sehr. Das ist ein bisschen wie am Bosporus, die lauen Abende am Rheinufer waren sehr schön. Wir verlegen unsere Städtetrips jetzt immer in den Sommer.“

Hitze Augsburg

Sonja und Harald Zehentbauer fühlen sich wie am Bosporus.

Und wenn es zu heiß wird? „In die nächste kühle Boutique. Unser Hotel hat eine gute Klimaanlage, das erleichtert die Sache schon sehr.“

Abkühlung im Kölner Dom

Ein anderer Passant meint: „Das hat hier einen Hauch von Florenz. Oder liegt das nur am Pizzaduft, der gerade durch die Straße zieht?“ Die Familie Parsley aus dem US-Bundesstaat Colorado schlendert langsam zum Rheinufer. Vater Randy, Mutter Peggy und Tochter Olivia sind mit einer Flusskreuzfahrt nach Köln gekommen.

Hitze Colorado

Hauptsache Wasser: Familie Parsley aus Colorado

Alle drei haben Wasser dabei und haben sich extra noch umgezogen, bevor sie das Schiff verließen: „Kurze Hosen, ärmellose Oberteile, Sonnencreme“, sagt Olivia. Sie haben sich bereits im Dom etwas abgekühlt und jetzt geht es zum Schokoladenmuseum – aber ganz langsam. Dass es in Deutschland so heiß sein würde, davon waren sie etwas überrascht. Morgen geht es weiter nach Amsterdam.

Hitze Vater

Manuel Fritz will so schnell wie möglich mit den Kindern ins Kühle.  

Manuel Fritz schiebt einen Kinderwagen – gut vor der Sonne geschützt mit einem Tuch – durch die Hohe Straße, an der Hand hat er seinen dreijährigen Sohn mit Mütze und Sonnenbrille. Die Familie ist aus Porz in die Innenstadt gekommen. „Meine Frau hat hier heute ihren ersten Friseurtermin nach der Geburt am 1. Mai. Das musste jetzt einfach sein.“

Aber der Vater will mit seinen Kindern noch vor 12 Uhr aus der Sonne heraus, bevor es so richtig heiß wird. „Am besten in ein kühles Geschäft.“ Ein kleiner Luftzug kühlt die Hohe Straße und alle atmen ein wenig aus.

Früher aufstehen, um der Hitze zu entgehen

Es gibt auch Menschen, die in der Hitze arbeiten müssen. Am Alter Markt haben Peter Mühlens und Johannes Markus ihren Laster geparkt. Die beiden schütten sich erst einmal Wasser über den Kopf. Sie liefern Getränkekisten und Bierfässer aus und sind an diesem Tag schon um 6.30 Uhr losgefahren – eine Stunde früher als üblich, damit sie vor der ganz großen Hitze fertig sind.

HItze Arbeiter

Abkühlung für Peter Mühlens (l.) und Johannes Markus

Ist das der heißeste Job der Stadt? „Nein, für Dachdecker ist es noch heißer“, sagt Mühlens, der mehrere Jahre in dem Beruf gearbeitet hat. „Überhaupt für alle Handwerker, die im Freien arbeiten, zum Beispiel Maler, die auf dem Gerüst stehen“, sagt sein Kollege. Wenn für sie Schluss ist, gibt es eine Abkühlung. Sie springen in den firmeneigenen Pool. Doch noch warten drei Kunden und jede Menge Bierfässer.

Heute steht auf dem Alter Markt, der sonst voller Hochzeitsgesellschaften ist, in der Mittagszeit nur eine einzige Gruppe, die dann auch schnell ins Rathaus zum Standesamt eilt. „Eine echt heiße Hochzeit“, lacht ein Gast.

Einige Händler kommen nicht auf die Märkte

Für manche Geschäfte ist die Hitze vorteilhaft: Auf der Hohe Straße verteilt das Aroma-Label Waterdrop Kostproben gegen den Durst. Wasserflaschen, die inzwischen fast jeder Laden zusätzlich zum eigentlichen Sortiment vorrätig hat, sind heiß begehrt.

Für die Wochenmärkte ist es allerdings ein sehr schwieriger Tag. Nicht nur, dass viele Menschen lieber zuhause bleiben – auf einigen Märkten haben die Gemüsebauern ihre Stände erst gar nicht aufgebaut, weil die Ware zu schnell verwelken oder verderben würde.

KVB verteilen kostenlose Wasserflaschen

Auch für Menschen, die die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen müssen, ist der Dienstag eine Herausforderung. Die KVB verteilen am Neumarkt, Ebertplatz, Wiener Platz und Deutz/Messe kostenlose Wasserflaschen.

Traditionell beliebtester Rückzugsort bei Hitze ist der Brunnen im Rheingarten. Dort hat sich auch Patrick Breuer mit seinen Töchter Leonie (9) und Lena (8) niedergelassen. Die Mädchen waten begeistert durch das Wasser. Die drei sind aus Aachen gekommen. Den Brunnen kennt der Vater gut. „Hierhin habe ich mich als Kind auch schon abgekühlt.“

Hitze Rheingarten

Leonie (r.) und Lena im Rheingarten

Anlass für den Ausflug: Patrick Breuer hat Geburtstag. Das Schönste sei ja, wenn die Kinder zufrieden sind, meint er. Wenn es sein muss, dann würden sie einfach hier am Brunnen die nächsten Stunden verbringen. Bei den Temperaturen muss man wirklich nicht unbedingt etwas unternehmen.

Das könnte Sie auch interessieren:

Immer mehr Eltern und Kindern kommen zum Brunnen. Am Montag hatten im Rheingarten die Stadt und die Rhein-Energie einen Versuch gestartet. Ein perforierter Wasserschlauch war ausgelegt worden und durch die Löcher wurde Wasser versprüht.

Wasserschläuche gegen die Hitze

Es sei ein erster Test zu Organisation, Technik und auch zur Hygiene, hieß es. Auch waren Passanten befragt worden, wie sie die Abkühlung finden. Die Ergebnisse werden nun ausgewertet und dann soll entschieden werden, ob Schläuche eine Lösung gegen Hitze sind. Es wäre zumindest eine sehr einfache und schnelle.

Hitze Thermomether

Das Thermometer an einer Apotheke an der Venloer Straße zeigte sogar 41 Grad an. 

Am Dienstag wären sicherlich viele Menschen dankbar für das Sprühwasser gewesen. An einem Tag wie am Bosporus mit bis zu 38 Grad.