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Projekt des Kölner ErzbischofsBerater lehnen Woelki-Hochschule mehrheitlich ab

Lesezeit 5 Minuten
Interview mit Kardinal Rainer Woelki: Porträt vor Köner.

Kardinal Rainer Woelki, Erzbischof von Köln

Das Erzbistum Köln äußerte sich zu einem Votum des Diözesanpastoralrats zur Woelki-Hochschule KHKT. Jetzt werden die tatsächlichen Zahlenverhältnisse der Abstimmung bekannt.

Es ist ein bisschen ruhig geworden um Kardinal Rainer Woelkis „Kölner Hochschule für Katholische Theologie“ (KHKT). Verdächtig ruhig. Wie im Windschatten des öffentlichen Wirbels um den „Fall Woelki“ und das Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft gegen den Kölner Erzbischof wegen Meineid-Verdachts treibt dieser sein Lieblingsprojekt auch nach dem Zerwürfnis mit der bisherigen Hauptverantwortlichen, Martina Köppen, und ihrer Freistellung im Oktober 2022 weiter voran – ungeachtet der offenen Probleme insbesondere um die langfristige Finanzierung der kircheneigenen Ausbildungsstätte in Köln-Lindenthal.

Mit dem Geld soll sich an diesem Mittwoch erneut der Kirchensteuer- und Wirtschaftsrat (KiWi) des Erzbistums befassen. Für den laufenden Betrieb der 2020 vom Erzbistum übernommenen KHKT, der früheren Hochschule der Steyler Missionare in Sankt Augustin, wurden bisher Jahr für Jahr etliche Millionen aus einem bischöflichen Sondervermögen entnommen, über das Woelki persönlich verfügt. Doch in dieser einst üppig gefüllten Schatulle ist unterdessen der Boden sichtbar. Die auf acht bis zehn Millionen pro Jahr geschätzten Kosten für die KHKT sollen deshalb ganz oder teilweise von Sponsoren aufgebracht werden. Der Rest müsste „aus Mitteln des Erzbistums“ kommen – das heißt, aus der Kirchensteuer.

Woelki erklärt seine Hochschule zum „pastoralen Schwerpunkt“

Dass Woelki entgegen früheren, angeblich nur vorläufig gemeinten Beteuerungen diese immer noch reichlich sprudelnde Einnahmequelle anzapfen will, ist inzwischen offenkundig. Er hat die KHKT zum „pastoralen Schwerpunkt“ erhoben. Seine Berater werden ihm vermittelt haben, dass er damit etwaige Bedenken und Widerstände der Finanzaufsichtsgremien leichter aus dem Weg räumen kann: Was versteht ihr schon von Seelsorge? Das geht euch gar nichts an!

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Die KHKT selbst flüchtet sich schon bei den simpelsten Fragen in nichtssagende Floskeln. Zahl der Studierenden? Anfängerinnen und Anfänger im Sommersemester? Besetzung von Lehrstühlen? Laufende Berufungsverfahren? Stand der bisher nicht erfolgten Akkreditierung der KHKT-Studiengänge durch die zuständige Agentur Akast? Weitere Finanzierung der KHKT? „Die Entwicklungen, über die wir in unseren Antworten berichten müssten, sind allesamt auf einem guten Weg.“  Es stünden noch „einige Beratungen und Gremienbefassungen“ an, denen man aus Respekt vor den Beteiligten „nicht vorgreifen“ wolle, teilt die Pressestelle lapidar mit.

Pressestelle der KHKT bittet um Kontaktdaten angeblicher Geldgeber

Zu Gerüchten in der Bistumszentrale, ein oder mehrere Mäzene aus dem Spektrum des rechtskonservativen Opus Dei hätten der KHKT millionenschwere Spenden in Aussicht gestellt, bat die Pressestelle ihrerseits um Hilfe: „Uns liegen solche Informationen nicht vor. Deshalb bitten wir Sie herzlich, uns die einschlägigen Kontaktdaten zur Verfügung zu stellen.“

Im Vorgriff auf die KiWi-Sitzung darf man davon ausgehen, dass Woelki seine Finanzkontrolleure mit den Ergebnissen aus der jüngsten Sitzung des Diözesanpastoralrats (DPR), seines wichtigsten Beratungsgremiums, Ende März in Bensberg vertraut machen wird. Auch dort war die KHKT zum wiederholten Mal ein Thema.

Diskussionen über die Kölner Hochschule als „kontroverse Resonanz“ bezeichnet

Die anschließende Pressemitteilung gab die Diskussionen rund um die KHKT als „kontroverse Resonanz“ wieder. „Das Spektrum reichte von voll­ständiger Ablehnung bis hin zu umfäng­licher Befürwortung.“

Das ist ähnlich zutreffend wie Woelkis Einordnung des grassierenden Mitgliederschwunds im Erzbistum Köln. „Natürlich sind auch viele meinetwegen ausgetreten“, erklärte Woelki dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ im vorigen September. „Es gibt aber auch jede Menge andere, die sagen: Genau deshalb sind wir eingetreten.“ In welchem Kräfteverhältnis diese beiden Gruppen zueinanderstehen, das vermochte Woelki nach eigenem Bekunden dann nicht mehr anzugeben. Und bis heute ist es dem Erzbistum nicht gelungen, auch nur einen Menschen zu vermitteln, der Woelkis wegen in die katholische Kirche eingetreten wäre.

Gegner des Hochschulprojekts deutlich in der Überzahl

Aber ganz bestimmt steht das Die-einen-sagen-so-die-anderen-sagen-so-Narrativ als Tipp in irgendeiner Fibel für Krisenkommunikation zum Abwiegeln von Kritik. Im Fall der KHKT kam nach der DPR-Sitzung jedenfalls derselbe Kniff zur Anwendung. Die Mitglieder des Gremiums waren aufgefordert worden, ihre „Empfehlung“ an den Erzbischof zum weiteren Engagement des Erzbistums für die KHKT auf einer Skala von 0 bis 10 anzugeben.

Joachim  Frank

Joachim Frank

Chefkorrespondent und Mitglied der Chefredaktion beim „Kölner Stadt-Anzeiger“. Der gebürtige Schwabe mit münsterländischem Migrationshintergrund lebt seit 1996 mit Unterbrechungen in Köln und ist beke...

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Das Ergebnis nannte das Erzbistum „deutlich polarisiert“, verschwieg aber auch hier die Zahlenverhältnisse. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ waren die Gegner des Projekts deutlich in der Überzahl (siehe Grafik). 23 Mitglieder votierten mit vollständiger Ablehnung (0 auf der Skala), weitere acht Stimmen lagen in der Skala bei 1 bis 3. Von den Befürwortern siedelten sich 16 bei umfassender Befürwortung (10 auf der Skala) an, sieben im Skalenbereich von 7 bis 9.

Kritiker wittern schon hinter der gesamten Art der Befragung den Versuch einer Trickserei: Schließlich ließen sich – rein formal – auch die Stimmen am unteren Ende der Skala als eine Art Befürwortung ausgeben, woraus ein statistisch geschöntes Bild der Wirklichkeit entstünde. Malen nach Zahlen im Erzbistum.

Eine ganz andere Frage, die nach dem Bedarf eines weiteren Anbieters theologischer Studien in der NRW-Hochschullandschaft, beantworteten zwei angestammte und renommierte Institutionen just in diesen Tagen auf ihre Weise: Die Theologische Fakultät der Universität Bonn und die katholische Fachhochschule katho mit Sitz in Köln ermöglichen ab dem kommenden Wintersemester die Kombination der Studiengänge Theologie (Master) und Soziale Arbeit (Bachelor).

Die wechselseitige Anerkennung von Studienleistungen erlaubt den parallelen Erwerb zweier Abschlüsse – mit einer um zwei Semester verkürzten Regelstudienzeit. Das bundesweit einmalige Angebot ziele „auf Gesellschaft, Gemeinwohl und Soziales“ ab, erläutert der Bonner Professor Jochen Sautermeister als zuständiger Dekan. Und katho-Rektor Hans Hobelsberger sieht das Angebot der beiden Institutionen als Beitrag, „Theorie und Praxis aufeinander zu beziehen und dem pastoralen und karitativen Auftrag der Kirchen gerecht zu werden.“ Wer da zwischen den Zeilen den Satz „und deshalb braucht es keine KHKT“ heraushört, hat gut mitgedacht.