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Wohnen in KölnSo vielfältig sind Kölner Studenten-Wohnheime

Lesezeit 5 Minuten

Köln – Viele Kölner Studenten entscheiden sich, ihre Studentenzeit in einem der vielen Wohnheime des Stadt zu verbringen. Oftmals aus der Not heraus, weil der freie Wohnungsmarkt nichts günstiges hergibt. Manchmal steht jedoch auch die Überzeugung für die ganz besondere Wohngemeinschaft dahinter. Und neue – mitunter recht kostspielige – Angebote verändern jetzt schon die alte Vorstellung von der miefigen Studentenbude. Ein Überblick über aktuelle und traditionelle Wohnheimkonzepte:

Die feinen Damen und Herren

Schampus statt Selters könnte auf den Fußmatten einiger neuer Einrichtungen in Köln stehen. In Zollstock hat im vergangenen Jahr ein Domizil für Studenten eröffnet, die nicht unbedingt jeden Cent umdrehen müssen. Äußerlich eher unauffällig beherbergt das Smartment am Höninger Weg knapp 200 Mieter und erinnert bei der Inneneinrichtung an sterile Business-Hotels. Das akademische Premium-Segment werden bald schon weitere Investoren bedienen und die Messlatte bei Komfort und Mietpreis weiter anheben. Für bis zu 700 oder 800 Euro monatlich stehen dann wie in anderen Uni-Städten Luxus-Appartements zur Verfügung, deren Kategorien-Bezeichnungen teilweise ähnlich klingen wie bei Kreditkarten.

Trotz der hohen Miete sind die Appartements der Campus Internationale AG laut Unternehmensangaben größtenteils voll belegt. Im kommenden Jahr wollen die Münchner nach Freiburg, Berlin und Bremen auch am Perlengraben 10 in Köln-Mitte eines ihrer „Fizz“ eröffnen, was übersetzt Champagner bedeutet. In der Basic-Kategorie soll es in Köln für bis zu 300 Studenten Zimmer bereits für vergleichsweise günstige 360 Euro geben – all inclusive. Am Eingang sitzt dannnicht etwa ein Hausmeister oder Pförtner. Im Fizz sagt künftig ein Concierge Guten Tag und Auf Wiedersehen. Die Bauarbeiten beginnen diesen Sommer. Im Kölner Smartment soll es derweil ab Juni wieder WG-Zimmer für 460 Euro monatlich geben.

Die Ersatzfamilie

Neben einem Dach über dem Kopf, einem schnellen Internet-Anschluss und anderen Standards bieten die hiesigen Studentenverbindungen den Interessenten gleich den Bund fürs Leben an. Viele Burschenschaften und Corps residieren in schicken Jugendstil-Bauten oft in unmittelbarer Nähe der Uni-Köln und in anderen angesagten Vierteln der Stadt. Ihre wenigen Zimmer stellen sie für meist weniger als 200 Euro zur Verfügung – meistens jedoch nur männlichen Studenten. Die Mitbewohner helfen dann auch schon mal den Neuankömmlingen bei der Akklimatisierung in der großen Stadt und sind für die Zeit des Studiums eine Art Ersatzfamilie. Interessenten können sich melden, auch wenn Sie gar nicht zur Verbindung gehören. Ein angestrebter Beitritt in die Farben tragende und teils auch schlagende Gemeinschaft sowie ein Interesse für lange Feiern und traditionelle Rituale dürfte aber sicher von Vorteil für ein gutes WG-Klima sein. Und dann heißt es: Einmal Germania, immer Germania.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, was christliche Organisationen und das Studentenwerk zu bieten haben.

Die Frommen

Seinen Wertkonservatismus muss man aber nicht unbedingt gleich beim Fechten und Fahne schwingen ausleben. Auch einige christliche Organisationen laden Studenten ein, die akademische Laufbahn in ihren Reihen zu beginnen – teilweise streng nach Geschlechtern getrennt. Ganz günstig sind die Wohnheime aber nicht. Bis zu 490 Euro kostet das Zimmer im Internationalen Studentenzentrum Schweidt an der Weinsbergstraße in Ehrenfeld. Dafür gibt es jedoch täglich drei Mahlzeiten. Wie der Campus Müngersdorf (nur für junge Frauen) orientiert sich die Einrichtung an der sehr konservativen katholischen Laienbewegung „Opus Dei“. Protestantischer geht es an der Evangelischen Studierendengemeinde in Lindenthal zu. Für eine Miete zwischen 201 und 341 Euro wohnen dort mehr als 75 Studentinnen und Studenten.

Die Engagierten

Eine Ausnahmeerscheinung innerhalb der Kölner Studentenwohnheime ist das Schmittmann Kolleg am Sachsenring 26. Unabhängig von konfessioneller Zugehörigkeit wohnen am Sachsenring 24 Studentinnen und Studenten. Die wichtigste Voraussetzung um einen Platz: Engagement. Von jedem Bewohner wird erwartet irgendwann mal ein Amt innerhalb der Einrichtung zu übernehmen. Das Haus legt hohen Wert darauf, keine Studentenverbindung zu sein; seine Ursprünge gehen auf den Kölner Universitätsprofessor und Benedikt Schmittmann zurück, der es zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts zu einem kulturellen Treffpunkt der Stadt aufbaute. Die Interessen der Bewohner knüpfen an den politischen Geist des Gründers an. In diesem Sommersemester stehen Vorträge über Israel und den Nahostkonflikt auf dem Semesterprogramm, soziale Ungleichheiten und Demokratieförderung waren zwei von vielen anderen Themen in der Vergangenheit. Dazu gibt es eine gemütliche Bibliothek und einen gemeinsamen TV-Raum.

Die Hürther

Bett, Schrank, Schreibtisch, Punkt! Wer keine große Philosophie und nicht viel Schnickschnack von seiner Studentenbude erwartet, kann sich aber auch immer noch an das Studentenwerk wenden. Mit 88 Wohnheimen und mehr als 4700 Plätzen ist es der mit Abstand größte Anbieter studentischer Unterkünfte in Köln. Die Mieten für die Zimmer liegen mit rund 150 bis maximal 350 Euro deutlich unter dem stetig anschwellenden Mietspiegel Kölns. Als schnelle Notlösung für eine gescheiterte Wohnungssuche taugen die Wohnheime aber nicht immer. Die Nachfrage überschreitet wegen der äußerst angespannten Wohnungslage das Angebot Jahr für Jahr um das Doppelte bis Dreifache. Ein ganzes Semester müssen Bewerber durchschnittlich auf einen Platz warten, außer die Studenten geben keine Wünsche nach einem konkreten Wohnheim an, heißt es beim Studentenwerk. Dann fahren die Umzugswagen aber nicht unbedingt in die Nähe des Campus sondern möglicherweise nach Hürth oder nach Gummersbach.