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WohnungslosigkeitMann fliegt nach Bettwanzenbefall aus Kölner Unterkunft – Vorwürfe gegen Betreiber

Lesezeit 3 Minuten
Eine Bettwanze in einer Glasröhre

Nicht zum ersten Mal sind in einer Unterkunft für Wohnungslose in Godorf Bettwanzen entdeckt worden. (Symbolbild)

Eine Unterkunft für Wohnungslose in Köln-Godorf fällt nicht zum ersten Mal mit einem Ungezieferproblem auf. Kontrolliert werden die privaten Betreiber nur selten.

Ein Mann, der in einem ehemaligen Hotel für Wohnungslose in der Meschenicher Straße 451 geschlafen hat, erhebt Vorwürfe gegen den Betreiber. Anfang vergangener Woche habe er nach dem Aufwachen Pusteln an seinen Unterarmen festgestellt, erinnert sich Fabio K. Auf seiner Matratze des Drei-Bett-Zimmers habe er Tierchen entdeckt. Schnell recherchierte er, dass es sich um Bettwanzen handeln musste. Damit konfrontiert, habe der Betreiber die Bewohner für einige Stunden aus dem Zimmer gebeten und ein Mittel versprüht. „Die Ausschläge haben sich in den Tagen danach aber verstärkt.“

Er habe darauf hingewiesen und entschieden, für eine Nacht bei einem Freund zu schlafen, sagt K. „Als ich am nächsten Tag zurückkam, hieß es, ich sei gegen die Vorschriften mehr als 24 Stunden weggeblieben und müsse raus.“ Fabio K., der wie viele der Bewohner in dem ehemaligen Hotel drogensüchtig ist, fand sich auf der Straße wieder, „obwohl ich die 24 Stunden nicht überschritten hatte“, wie er sagt. Einen Platz in einer Notunterkunft fand er an dem Tag nicht mehr, kam schließlich bei einem Freund unter.

Stadt Köln fühlt sich nicht zuständig, Hausmeister reagiert aggressiv

Er habe beim Kölner Gesundheitsamt angerufen, das ihn darauf verwiesen hätte, dass das Haus privat betrieben werde, sagt Fabio K. Die Stadt Köln bestätigt das. Zu dem Vorfall könne sie sich nicht äußern.

In den Betrieb des Hotels in Godorf sei „in der Regel kein Träger eingebunden“, teilt die Stadt mit. Wohnungslose könnten sich zum Beispiel von der Wohnungslosenhilfe „individuell beraten und unterstützen zu lassen“.

Für städtische Objekte führe das Gesundheitsamt Schädlingsbekämpfungen durch, Hotelbetreiber organisierten das selbst. Grundsätzlich aber müssten Zimmer vor einer Schädlingsbekämpfung geräumt werden. Die Behandlungen würden „in der Regel mehrfach wiederholt“. Vor einem erneuten Bezug erstelle „die Fachfirma ein Gutachten darüber, dass kein Schädlingsbefall mehr vorliegt“.

Während er in der Unterkunft in Godorf gewohnt habe, sei das Drei-Bett-Zimmer nur einmal behandelt worden, sagt Fabio K. Danach hätten seine zwei Mitbewohner und er wieder in dem Raum geschlafen.

Konfrontiert mit dem Schädlingsbefall, reagiert der Hausmeister des Hotels am Telefon ungehalten, schimpft und fragt aggressiv, wer die Nummer weitergegeben habe. Die öffentlich hinterlegte Telefonnummer für die Unterkunft ist nicht mehr gültig.

Viele Beschwerden über heruntergekommene Unterkünfte

Wenn das Jobcenter die Unterbringungskosten für die Bewohner (mehr als 1000 Euro pro Monat) übernimmt und die Unterkünfte privat betrieben werden, ist die Stadt Köln zwar nicht direkt zuständig. Die Fachstelle Wohnen und Hotelscouts der Diakonie Michaelshoven kontrollieren Unterkünfte aber bei Beschwerden wie jenen von Fabio K. Kölner Sozialarbeitern zufolge können die Betriebe indes nur unzureichend kontrolliert werden. Beschwerden über heruntergekommene Zimmer, Schimmel oder einen aggressiven Umgang mit Bewohnern gebe es oft.

In der Unterkunft in Godorf hatte der „Kölner Stadt-Anzeiger“ schon vor fünf Jahren über einen Bettwanzenbefall berichtet. Schon damals war der Betreiber für Rückfragen nicht zu erreichen. Fabio K. hat inzwischen eine neue Unterkunft in der Kölner Innenstadt gefunden.