Wohnungsmangel in KölnGutachten von Stadt und Land widersprechen sich fundamental
Köln – Zwei aktuelle Gutachten zum Wohnungsbedarf in der Stadt kommen zu zwei völlig unterschiedlichen Ergebnissen. Das eine hat das Land in Auftrag gegeben, das andere die Stadt – und beide berufen sich auf die aktuellen Bevölkerungsprognosen bis zum Jahr 2040.
Eine Analyse des Forschungsinstituts „Empirica“ kommt zu dem Ergebnis, dass in Köln jedes Jahr zwischen 1900 und 2800 neue Wohnungen gebaut werden müssen. Die Zahlen, die das städtische Presseamt vermeldet, überraschen, liegen sie doch deutlich unter denen, die in der Vergangenheit Auslöser für heftige Debatten über Versäumnisse der Kölner Wohnungspolitik waren.
Zuletzt hatte sich die Stadt selbst das Ziel gegeben, jedes Jahr 6000 neue Wohnungen zu errichten. Im Durchschnitt der vergangenen Jahre wurden in Köln gerade mal rund 2500 Wohneinheiten gebaut.
Zukünftige Entwicklung unsicher
Das „Empirica“-Gutachten spricht von „Unsicherheiten über die zukünftige Einwohnerentwicklung und das zukünftige Haushaltsbildungsverhalten“. Modellrechnungen seien keine Prognosen, heißt es weiter. Gehe man von einem starken Zuzug aus, könnten die Zahlen deutlich höher liegen. Dann müssten bis zu 5200 Wohneinheiten pro Jahr gebaut werden.
Festgestellt wird auch: „Man kann in Köln keinesfalls zu viel bauen“, so die die Experten. „Jede Wohnung wird bezogen werden. Denn die Nachfrage ist hoch.“ Außerdem senke jedes zusätzliche Angebot die Mieten und Preise auf einem überhitzten Markt.
Landesgutachten fordert 8150 Neubauten
Zu ganz anderen Zahlen kommt das Gutachten des Hamburger Instituts Gewos, das im Auftrag der Landesregierung gearbeitet hat. Die „Wachstumskerne“ in NRW, zu denen auch Köln gehört, müssten die Neubautätigkeit „deutlich intensivieren“. Bis zum Jahr 2025 sollen in Köln jedes Jahr 8150 neue Wohneinheiten entstehen. In den Folgejahren bis 2040 müssten dann jeweils 4600 bis 5300 pro Jahr folgen.
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Wie sich dieser eklatante Unterschied zwischen den Gutachten erklärt, bleibt vorerst offen. Dass die in den vergangenen Jahren immer wieder heftig kritisierte Stadtverwaltung nun mit deutlich niedrigeren Zahlen arbeiten will, dürfte für neue Debatten sorgen.