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„Wollen ganz Mülheim erreichen”Kölner Testzentrum setzt auf Mehrsprachigkeit

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Ertan Sayan und Berivan Aymaz

Köln-Mülheim – Das weiße Zelt auf dem Parkplatz des Mülheimer Carlswerk hebt sich von den dunkleren Bauten in der Umgebung ab. Es sieht ein wenig nach Lazarett aus, und tatsächlich geht es hier um Medizin. Ertan Sayan (48) hat an der Schanzenstraße ein Schnelltestzentrum errichtet. Seit dem 19. März ist es geöffnet, die Mitarbeiter testen im Schnitt 350 Menschen am Tag. Manchmal kommen bis zu 1000. Was Sayans Center von anderen abhebt ist, dass hier auf Mehrsprachigkeit Wert gelegt wird. Grund genug für die grüne Landtagsabgeordnete Berivan Aymaz, das Zentrum am Mittwoch zu besuchen und einen Schnelltest zu machen zu lassen.

„Wir wollen die ganze Bevölkerung von Mülheim erreichen“, begründet der Mülheimer Sayan seinen mehrsprachigen Ansatz. In seinem Zentrum werde deutsch gesprochen, aber auch türkisch, persisch und englisch. „Auf diese Weise werden Hemmschwellen für Menschen mit Migrationshintergrund abgebaut.“ Denn mitunter hätten diese sprachliche Probleme bei den komplexen Feinheiten rund ums Testen. „Viele ältere Türken, Italiener oder Marokkaner, die keine Kinder haben, sind an der Stelle raus aus der Gesellschaft“, sagt er.

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Das Testzentrum am Carlswerk

Aymaz kritisierte, dass die Bedürfnisse der Menschen mit Migrationsgeschichte in der Pandemie oft nicht ausreichend berücksichtigt werden. „Sie müssen oft selbst irgendwie zurechtkommen. So verbreiten sich Ängste in den Communities. Bei Aufklärung und medizinischer Versorgung muss verstärkt auf Mehrsprachigkeit gesetzt werden.“

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Sayan kommt eigentlich aus dem Veranstaltungsbereich und führt ein Shisha-Bar. Sein Testzentrum ist ein Franchise-Unternehmen des Anbieters Medicare, der auf diese Weise bundesweit mehrere Dutzend Zentren betreibt. Allein Sayan führt sechs Zentren in Köln und Bonn, drei weiteren in Essen, Dortmund und Berlin sollen in Kürze folgen. Medicare unterstürzt ihn bei der Organisation, dem Einkauf und bei der Ausbildung. Allerdings muss er die Kosten für die Tests, einige 10.000 Euro, vorlegen, ehe die Kassen das Geld zurückerstatten.

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Berivan Aymaz wird getestet.

Die kostenlosen Bürgertests sollen den Kölnern mindestens einmal pro Woche von Ärzten, Apothekern und Testzentren angeboten werden. In der Vergangenheit hatten Bürger immer wieder moniert, dass es abseits der Innenstadt zu wenige Testmöglichkeiten gebe. Die Stadt hat inzwischen nachgebessert und neben dem Testzentrum am Neumarkt und am Hauptbahnhof städtische Zentren in Meschenich, Finkenberg, Chorweiler, Kalk und Mülheim errichtet. Hier hatte es zwischenzeitlich überdurchschnittlich hohe Inzidenzwerte gegeben.