Youtuber zu digitalem Lernen„Einfach nur einen Stream übertragen bringt nichts“
Köln – Immer mehr Schüler nutzen Youtube-Videos zum Lernen. Da war es für den Kölner Verein „Wesentlich – Forum für junge Demokratie-Retter“ nur folgerichtig, die erste Ausgabe seiner neuen digitalen und interaktiven Reihe mit Mirko Drotschmann, alias MrWissen2Go, zu starten.
Der Journalist und Youtuber, der mit seinen Videos zu Geschichte und Politik Millionen Schüler erreicht, teilte mit den Kölner Schülerinnen und Schülern, die sich zugeschaltet hatten, seine Ideen zum digitalen Lernen der Zukunft. Für 47 Prozent der Schüler sei Youtube laut einer Studie „wichtig bis sehr wichtig“ bei Schulthemen, erläuterte Drotschmann. Die meisten nutzten die Videos zur Wiederholung von Unterrichtsthemen, die sie nicht verstanden haben oder für Prüfungsvorbereitungen.
Was er denn an Schule ändern wolle, damit sie digitaler und frischer daherkomme, wollten die Moderatorinnen Laura und Lena wissen. Die beiden Oberstufenschülerinnen der Liebfrauenschule stellten Drotschmann Fragen, die die Teilnehmer des Streams ihnen während der Veranstaltung zukommen lassen konnten.
Der Youtuber wünscht sich mehr Formen des modernen Lernens und mehr Bezug zur Aktualität: „Das Curriculum ist noch wie in den 70ern. Warum nicht neben Goethe auch mal einen Rap-Text analysieren?“
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Und wenn sich eine Jana aus Kassel öffentlichkeitswirksam hinstelle und ihren Widerstand gegen die Corona-Maßnahmen mit dem von Sophie Scholl vergleiche, müsse jeder Geschichtslehrer am nächsten Tag Sophie Scholl und die Weiße Rose thematisieren, um das einzuordnen.
Gütesiegel für pädagogisch gute Kanäle
Bezüglich des jetzt geforderten Hybridunterrichts, sagte Drotschmann, der auch im ZDF die Sendung Terra X moderiert, dass es auf gute inhaltliche Konzepte ankomme. „Einfach nur einen Stream übertragen bringt nichts.“ Bezüglich der Flut an Youtube-Tutorials forderte er ein Gütesiegel der Kultusminister der Länder für pädagogisch und didaktisch gute Kanäle, an denen sich dann auch Schulen und Lehrer orientieren könnten. Bis es diese gebe, sollten sich die Schüler mit ihren Lehrern zusammensetzen und gemeinsam eine Liste mit Youtube-Formaten erstellen, denen man vertrauen könne.
Zudem forderte Drotschmann das Schulfach „Medienpädagogik“, in dem jeder lerne, wie man mit digitalen Medien umgehe, wie man seriöse Quellen und Meinungsmanipulation erkennt. Dafür müsse man im Gegenzug den Lehrplan entschlacken. „Jeder Schüler befasst sich mehrere Stunden am Tag mit digitalen Medien. Darum muss das in der Schule ein Thema sein – auch in der Ausbildung von Lehrern.“