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Kritik an StadtKöln empfiehlt, die Zeugnisse am Freitag persönlich auszugeben

Lesezeit 4 Minuten
Zeugnisse dpa Corona

Die Zeugnisausgabe stellt die Schulen derzeit vor Probleme.

Köln – Am Freitag ist Zeugnistag. Mitten im Lockdown müssen die Kölner Schulen für mehr als 100.000 Schülerinnen und Schüler die Zeugnisausgabe unter Pandemiebedingungen organisieren. Eine logistische Mammutaufgabe, über die sich die Schulleitungen seit Tagen den Kopf zerbrechen. Bildungsministerin Yvonne Gebauer hatte es ins Ermessen jeder einzelnen Schule gestellt, wie die Halbjahreszeugnisse an die Schüler gebracht werden: entweder durch persönliches Abholen oder auf dem Postweg.

Auch eine elektronische Vorabübermittlung mit Zustimmung der Eltern und späterer Aushändigung des Originals war im Angebot.

Die Empfehlung der Stadt Köln als Schulträger war dagegen eindeutig: Die Verwaltung riet den öffentlichen Schulen zu einer persönlichen Aushändigung vor Ort. Ein Verschicken per Post solle nur in Ausnahmefällen vorgenommen werden, hieß es in der Empfehlung. Begründet wurde das damit, dass das Versenden der Originalzeugnisse mit Zustellnachweis erhebliche Kosten und personellen Aufwand bedeute. Gegen eine elektronische Vorabübermittlung gebe es datenschutzrechtliche Bedenken.

Sorgen an den Kölner Schulen

In den Schulen stieß die Empfehlung freilich auf unterschiedliche Resonanz. Teilweise bestanden gerade in dieser kritischen Phase der Pandemie große Sorgen, dass das Infektionsgeschehen dadurch verstärkt werden könnte. „Ich halte das für ein Unding, dass die Stadt mitten im Lockdown empfiehlt, dass sich 100.000 Schülerinnen und Schüler am Freitag in die Bahnen quetschen, um ihre Zeugnisse abzuholen. Wo doch dringend empfohlen wird, die Kontakte einzuschränken“, kritisiert ein Kölner Gesamtschullehrer, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte.

Hier würden große Infektionsrisiken in Kauf genommen. Dass das dann mit zu hohen Portokosten begründet wird, ärgert ihn maßlos. Wo doch die Zeugnisse problemlos digital versendet oder in Kopie auf dem normalen Postweg verschickt werden könnten.

Im Ergebnis gehen die Schulen mit dem Drahtseilakt sehr unterschiedlich um. In der Gesamtschule Holweide hat man sich nach längeren Überlegungen für ein Mischmodell entschieden. „Der erste Impuls war, die Schüler in jedem Fall alle gestaffelt kommen zu lassen“, berichtet Schulleiterin Christa Dohle. Das Bedürfnis, nach der langen Zeit alle zumindest einmal kurz zu sehen, sei bei den Lehrern sehr groß. Aus Infektionsschutzgründen hat man sich dort nun für ein dreiteiliges Modell entschieden: Die Abschlussklassen – also die 9er und 10er – kommen gestaffelt an zwei Tagen mit einem festen Einzeltermin im Zehn-Minuten-Abstand ihre Zeugnisse abholen.

Gerade im Hinblick auf die anstehenden online stattfindenden Beratungen über die weitere Schullaufbahn sei dieser persönliche Kontakt wichtig, so Dohle. Andere Jahrgänge bekommen per Post eine Kopie des Zeugnisses zugeschickt, zwei Jahrgängen wird die Bewertung digital mit speziellem Datenschutz versehen übermittelt.

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In der Katharina-Henoth-Gesamtschule in Kalk will Schulleiter Martin Süsterhenn nach Rücksprache mit seinem Team nicht auf diesen einen persönlichen Kontakt verzichten: „Uns ist wichtig, dass zumindest ganz kurz an jeden Schüler ein nettes, anerkennendes Wort gerichtet wird. Gerade in dieser so schwierigen Situation und angesichts der Tatsache, dass viele von unseren Schülern gerade unter sehr schwierigen Bedingungen lernen müssen.“ Deshalb werden nach einem ausgeklügelten Zeitsystem die beiden Schulhöfe und alle Fenster genutzt. In diesen stehen dann die Klassenlehrer mit bereits in Prospekthüllen gepackten Zeugnissen im Fenster. Aufsichten auf dem Schulhof sorgen dafür, dass nach dem Abholen keine Schüler die Köpfe zusammenstecken. Am Gymnasium Rodenkirchen werden die Zeugnisse gar im Minutenabstand nach Jahrgangsstufen getrennt an Fenstern ausgegeben, wobei Aufsichten dafür sorgen sollen, dass alle sofort das Gelände verlassen.

Schulsiegel entwendet

In der Kreuzgasse wurde den Verantwortlichen dagegen die Entscheidung abgenommen: Beim bereits vierten Einbruchsversuch innerhalb von weniger als einem Jahr wurden zielgenau das Schulsiegel sowie der offizielle Schulstempel entwendet. Da die Schule aktuell ohne Siegel ohnehin keine Dokumente ausstellen kann, werden alle Zeugnisse in Kopie per Post versendet. Die Originale gibt es dann später, wenn wieder Präsenzunterricht möglich ist.

Die erzwungene Maßnahme helfe, den Besuch von 1000 Schülerinnen und Schülern am Freitagvormittag in der Schule zu vermeiden und diene damit der wichtigen Reduzierung von Kontakten, schreibt die Schulleitung auf der Homepage der Schule.