Zukunft in Köln-MülheimWas aus den alten Fabrikhallen werden soll
Köln-Mülheim – Die ehemaligen Fabrikhallen zwischen dem Mülheimer Hafen und der Deutz-Mülheimer Straßen zeugen davon, wie stark dieser Teil Mülheims industriell geprägt war. In den kommenden Jahren soll auf dem 70 Hektar großen Areal, das einst vor allem das Unternehmen Klöckner-Humboldt-Deutz (KHD) nutzte, ein völlig neues Stadtquartier entstehen. Finanzstarke Investoren wie die CG-Gruppe und die Gerchgroup haben die meisten der Grundstücke gekauft und bereits jetzt viele der alten Hallen abgerissen, um dort neue Wohn- und Bürohäuser zu bauen – nur wenige Gebäude stehen unter Denkmalschutz. Hinter dem ehemaligen Verwaltungsgebäude an der Deutz-Mülheimer-Straße 147 befindet sich die letzte Fläche, die noch unter öffentlichem Einfluss steht und dem Land über dessen Entwicklungsgesellschaft NRW Urban gehört.
Das historische Erbe erhalten
Für die Künstler Anja Kolacek und Marc Leßle, die in dem davor liegenden Verwaltungsgebäude das „Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste“ und das Kunstprojekt „Raum 13“ gegründet haben, steht fest, dass dieses Grundstück nicht wie die benachbarten an ein großes Bauunternehmen verkauft werden darf. „Wir benötigen hier einen geschichtsbewussten Umgang mit dem Vorhandenen als Kontrast zu dem Komplettabbruch der Großinvestoren auf den Nachbargrundstücken“, sagt Leßle. Stattdessen wäre seiner Meinung nach eine ganz andere Form der Stadtentwicklung möglich, bei der die alten Fabrikhallen und das historische Erbe Mülheims erhalten bleiben. Dort könne ein Ort des gemeinschaftlichen Wohnens und Lebens für Künstler und junge Kreative entstehen. „Wir wollen auch zeigen, dass diese Form der Stadtentwicklung rentabel sein kann“, sagt Leßle. Das sei auch ohne neue hochverdichtete Wohngebäude möglich.
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Leßle und Kolacek haben deshalb eine dreiwöchige Reihe mit dem Titel „Lab 1869 – Zukunftswerk Stadt“ ins Leben gerufen, an der 67 Experten aus den Bereichen Kunst, Wissenschaft, Wirtschaft und Stadtentwicklung mit interessierten Bürgern diskutieren und Ideen entwickeln sollen. Zum Auftakt geht es am Samstag, 4. Mai, um 18 Uhr im „Deutzer Zentralwerk der Schönen Künste“ an der Deutz-Mülheimer-Straße 147 um die Einrichtung eines sogenannten Reallabors. Dabei handelt es sich um sind eine neue Form der Kooperation zwischen Wissenschaft und Zivilgesellschaft, um nachhaltige Lösungen zu erarbeiten und auszuprobieren. Solche Projekte existieren bislang vor allem in Baden-Württemberg. Leßle und Kolacek wollen ein solches Reallabor nun auch in Mülheim installieren, um innovative Ideen zu entwickeln.
Die gemeinnützige Stiftung „Trias“ für Boden, Ökologie und Wohnen will das Reallabor unterstützen. „Es geht darum, das Gelände aus dem Bestand heraus zu entwickeln und nicht wie auf der anderen Straßenseite alles abzureißen“, sagt Trias-Vorstand Rolf Novy-Huy. Zu diskutieren sei, wie eine klimagerechte Stadt der kurzen Wege aussehen könnte. Dafür sollen möglichst viele kreative Ansätze gesammelt werden, die sich konkret umsetzen lassen. „Wenn das hier gelingen würde, wäre das ein Musterbeispiel dafür, wie eine andere Stadtentwicklung jenseits der Großinvestoren aussehen kann“, sagt Anja Kolacek. Die Stadt will das Grundstück der Landesgesellschaft NRW Urban – wie berichtet – kaufen. Das wäre die nötige Voraussetzung dafür, das Reallabor der Künstler in die Tat umsetzen zu können.
Das gesamte Programm der Zukunftswerkstatt lässt sich im Internet abrufen.