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Experte über Kölner HotelsCorona-Krise kommt zum ungünstigsten Zeitpunkt

Lesezeit 3 Minuten
Schollen HENGESBACH

Christian Schollen

  1. Wie reagieren Menschen – was erzählen sie, wenn man sie auf der Straße anspricht und zu einem Kaffee einlädt?
  2. Dieser Frage geht Susanne Hengesbach regelmäßig nach. Diesmal ist sie auf den Hotel-Experten Christian Schollen gestoßen.
  3. Der 63-Jährige findet die Lage für die Branche wegen der Corona-Krise „desaströs“.

Köln – Mein heutiger Gesprächspartner ist zwar kein Kölner, allerdings häufig in Kölner Hotels anzutreffen – wenn auch nicht als Tourist, sondern als Experte. Der 63-Jährige ist Geschäftsführer einer Firma, die Investoren vor dem Kauf oder Bau eines Hotels berät. Das geschehe, sagt Christian Schollen, „zumeist in einem sehr frühen Stadium“, da vor allem anderen die gründliche Analyse stehe, ob die Investition sinnvoll sei.

Bevor er Betriebswirtschaft studierte und sich 2003 selbstständig machte, habe er, erzählt Schollen, eine Ausbildung als Koch absolviert. Danach habe er in Berlin sowohl im Interconti als auch im Steigenberger gearbeitet und im legendären „Adler“ von Rudolf Katzenberger, einem ehemaligen Sternerestaurant in Rastatt. Diese praktische Erfahrung sei ihm bei seiner späteren Tätigkeit „immer sehr, sehr entgegengekommen“.

Hotels ging es lange Zeit sehr gut

„Das Hotelgewerbe ist angesichts von Corona sicherlich ein ganz schwieriges Thema“, stelle ich fest. Schollen verzieht das Gesicht. „Nicht nur schwierig, desaströs!“ Anders lasse sich das nicht ausdrücken. Seit dem ersten katastrophalen Einbruch im März mit 80 Prozent Rückgang müsse man von „einer Vollbremsung für die gesamte Branche“ sprechen, die seit langem keine Krise mehr erlebt habe. „Es war immer rosarot. Jetzt müssen insbesondere die jungen Hotelgesellschaften, die in den letzten zehn Jahren gegründet worden sind, sehr stark sein, um durchhalten zu können.

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In Köln, fährt der 63-Jährige fort, sei die Situation insofern besonders bitter, als dass der hiesige Markt noch im vergangenen Jahr mit Bestnoten abgeschnitten habe. „Im Ranking von 15 NRW-Städten hatte Köln 2019 die Spitzenposition – was Auslastung, Preisniveau, Angebot und Nachfrage anbelangt“, betont mein Gegenüber, der mit seinem in Wuppertal ansässigen nach ihm benannten Unternehmen zugleich den Hotelmarkt-Report NRW herausgibt.

Aktuelle Projekte stehen still

„Köln ist ein hervorragender Standort“, sagt der Experte und verweist unter anderem auf die Düsseldorfer, die im vergangenen Jahr sogar eine Abstufung hinnehmen mussten. Die Pandemie sei auch deshalb zu einem extrem ungünstigen Zeitpunkt gekommen, weil damit auch die für Ende 2020 geplante Eröffnung eines weiteren Motel One sowie eines Adina-Apartment-Hotels in der Deutzer Messe-City in den Sternen stehe. „Wer will denn jetzt so ein Riesenhaus aufmachen? Noch dazu eins, das sich auf die Fahnen geschrieben hat, ein Messehotel sein zu wollen?“, fragt Schollen, der für beide Häuser in Deutz die Gutachten erarbeitet hat.

„Was haben Sie gedacht, als Sie am Wochenende in den Medien die Bilder von den Corona-Demos in Berlin gesehen haben?“, frage ich. Schollen schüttelt den Kopf. „Das ist absolut hirnrissig, habe ich gedacht.“ – „Mich würde interessieren“, sage ich, „ob die Leute, die sich aufgrund von Mundschutzzwang in ihrer persönlichen Freiheit eingeschränkt fühlen, auch ohne Helm Motorrad oder unangeschnallt Auto fahren...“ – „Genau“, pflichtet Schollen mir bei. „Die, die jetzt auf die Straße gehen, sind die modernen Gurtmuffel!“

Zurück zur Situation der Beherbergungsbranche. Auf eine Krise wie die durch Corona entstandene seien Hotels nicht ausgerichtet. Zwar treffe es die Ferien-Hotellerie nicht so sehr, wie man anhand voller Häuser an der Ostsee oder in Bayern sehen könne. Für Städte wie Köln sei die Pandemie ein Desaster. „Solange es keinen Impfstoff gibt, wird es kein normales Hotelleben mehr geben.“