Für rund zwei Millionen Euro will die Stadt das Gelände des Gartenbetriebs Zirener kaufen, dort soll eine Zentrale Unterbringungseinrichtung des Landes entstehen.
KönigsdorfNeue zentrale Unterkunft (ZUE) für rund 300 Geflüchtete in Frechen geplant
Für die Unterbringung von Geflüchteten in Frechen gibt es neue Pläne: Die Stadtverwaltung sieht vor, in Königsdorf eine Zentrale Unterbringungseinrichtung (ZUE) des Landes NRW entstehen zu lassen. Bis zu 300 Menschen sollen dann dort auf dem Gelände des Gartenbaubetriebs Zirener an der Alten Aachener Straße untergebracht werden. Das rund 98.500 Quadratmeter große Grundstück mit diversen Aufbauten will die Stadt für knapp zwei Millionen Euro ankaufen. Eine Sondersitzung des Rates wurde für Donnerstag, 10. Oktober, einberufen, um über das Immobiliengeschäft und die Einrichtung abzustimmen.
Die Bezirksregierung Köln wird Träger der Landesunterkunft. Sollte der Rat die Pläne beschließen, könnte sie ab Februar 2025 auf das Grundstück, die Bauzeit hänge dann von den örtlichen Gegebenheiten und der Marktlage für Container ab, so die Stadt Frechen.
Aktuell sind 900 Geflüchtete bereits in Frechen untergebracht
In einer ZUE bringt das Land Schutzsuchende unter, bevor die Menschen dann nach Klärung ihrer Aufenthaltsrechte auf andere Kommunen verteilt werden. Sie sind dort meist nur einige Wochen, maximal bis zu zwei Jahren einquartiert.
Die in der ZUE untergebrachten Flüchtlinge werden auf die Zahl der Flüchtlinge angerechnet, die die Stadt auf Anweisung des Landes in ihren Grenzen unterbringen und versorgen muss. Aktuell sind in Frechen knapp 900 Geflüchtete aufgenommen, im Rahmen ihrer Aufnahmeverpflichtung müsste die Stadt noch 242 Geflüchtete aufnehmen. Im Durchschnitt werden Frechen seit Februar 2024 pro Woche zehn Geflüchtete zugewiesen. Aufgrund der Brände in der Unterkunft "Wohnen am Mühlenbach" gibt es allerdings noch bis 26. Oktober einen Zuweisungsstopp.
Für die in einer ZUE untergebrachten Kinder und Jugendlichen gilt keine Schulpflicht
Da die Kosten für den Bau und den Betrieb der ZUE selber vom Land getragen wird, das auch eigenes Personal für die Betreuung und Versorgung der Geflüchteten einsetzt, verspricht sich die Stadt von der Einrichtung einer ZUE eine Entlastung. Ein Vorteil sei auch, dass keine zusätzlichen Schulplätze für die untergebrachten Kinder und Jugendlichen bereit gestellt werden müssen, da für sie keine Schulpflicht gilt, so die Stadt Frechen.
Ein Sicherheitsdienst soll rund um die Uhr vor Ort sein
Der Betrieb der Einrichtung durch die Bezirksregierung wird durch unterschiedliche Dienstleister unterstützt. So gebe es eine Vollverpflegung der Bewohnenden durch Ausgabe von Essen, auch die Reinigung und Betreuung sei rund um die Uhr gesichert.
„Zur Sicherstellung des störungsfreien Betriebes unter Berücksichtigung möglicher Gefährdungen aufgrund menschlichen Fehlverhaltens, technischer Ursachen und Naturereignissen ist 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr ein Sicherheitsdienstleister vor Ort“, erläutert die Verwaltung.
Sporthallen könnten wieder frei gegeben werden
Mit der Einrichtung einer ZUE des Landes sehe sich die Verwaltung - unter der Voraussetzung, dass die anvisierten Projekte wie beispielsweise die geplante Unterkunft Hochstedenstraße ebenfalls zeitnah realisiert werden - in der Lage, im Moment der Inbetriebnahme der ZUE die beiden belegten Sporthallen (Gerhard-Berger-Halle, Willi-Giesen-Halle) wieder für den Schul- und Vereinssport freizugeben, heißt es in der Vorlage zur Ratssitzung.
Von dem erworbenen Grundstück sollen nur rund zehn Prozent für die Einrichtung genutzt werden, der Rest könne als Ausgleichsflächen genutzt werden. Geplant sei, somit den Königsdorfer Forst zu vergrößern, heißt es aus dem Rathaus. Die vorhandenen Aufbauten auf dem Grundstück würden gut für die Unterkunft zu nutzen sein.
Auf dem Gelände gibt es laut dem Angebot des Immobilienmaklers Greif & Meyer ein Verwaltungsgebäude, eine Betriebshalle (20 x 50 Meter), eine Maschinenhalle (12,5 x 30 Meter) und eine offene Remise (18 x 7 Meter). „Die Gebäude befinden sich auf einem großzügigen Betriebsgelände (ca. zwei Hektar) mit direkt angrenzender landwirtschaftlicher Nutzfläche (ca 7,8 Hektar, Ackerstatus)“, heißt es in dem Kaufangebot.
Bezirksregierung bestätigt Gespräche mit der Stadt Frechen
Auch die Bezirkregierung Köln bestätigte auf Anfrage, dass sie sich in Gesprächen mit der Stadt Frechen über die Einrichtung einer Landesunterkunft für Geflüchtete befinde.
Frank und Ralf Zirener, Gesellschafter und Geschäftsführer des Königsdorfer Betriebes, berichten, dass sie jahrelang erfolglos einen Nachfolger für ihr Unternehmen gesucht haben. „Es gibt uns seit über 130 Jahren, wir sind einer der ältesteten Betriebe in Frechen.“, so die Brüder. Das Herbstgeschäft solle nun noch ganz normal weiterlaufen.
Beide Geschäftsmänner hatten zum entscheidenden Vertragsbestandteil die Begrenzung der Zahl der Untergebrachten auf 300 Personen gemacht. In Kerpen hatte der Rat vergangene Woche einstimmig beschlossen, eine ZUE für rund 700 Menschen in der Stadt einzurichten – eine übliche Größe für ZUEs.
„Wir sehen das perspektivisch als Fortschritt, auch, um die Sporthallen wieder frei zu bekommen. Und das Gelände geht auch wieder gesichert in den Landschaftsschutz.“, so die Brüder Zirener.