Seit eineinhalb Jahren bietet der Dienstleister Cambio sein Carsharing im Kreis Euskirchen an. Es gibt Lob, aber auch Kritik.
Dienstleister CambioDarum ist das Carsharing im Kreis Euskirchen eine Herausforderung
Die Stadt Euskirchen nimmt beim Carsharing des Kölner Unternehmens Cambio eine Pionierrolle ein. Euskirchen sei die einzige Stadt im Rheinland, in der Cambio ausschließlich E-Fahrzeuge im Einsatz habe, sagt Matthias Weber, Teamleiter Vertrieb & Marketing bei Cambio.
Gut eineinhalb Jahre ist das Unternehmen nun offiziell im Kreis Euskirchen vertreten. Gas gegeben hat Cambio aber bereits kurz nach der Flutkatastrophe im Juli 2021. „Damals kamen wir in die Eifel, um den Menschen, die ihr Auto im Hochwasser verloren hatten und sich noch kein Ersatzfahrzeug beschaffen konnten, die Möglichkeit auf Mobilität zu bieten“, erinnert sich Weber. Daraus sei das Eifel-Carsharing entstanden, das nun ins Cambio-Carsharing-Angebot übergegangen sei.
Cambio-Carsharing in sechs Kommunen im Kreis Euskirchen
Im Kreis gibt es in Blankenheim, Bad Münstereifel, Euskirchen, Hellenthal, Kall und Zülpich die Möglichkeit, sich ein Auto für einen gewissen Zeitraum zu mieten. „Insgesamt ist das Carsharing im Kreis Euskirchen sehr gut angelaufen. Besonders erfreulich ist, dass auch die Stadtverwaltung und der Kreis das Angebot für Dienstfahrten nutzen“, sagt Weber.
Wolfgang Andres, Pressesprecher des Kreises, berichtet, dass die Cambio-Flotte, ergänzend zur eigenen Flotte, für Dienstfahrten genutzt werde. „Rund 20 Kolleginnen und Kollegen haben sich für diese Fahrzeuge registriert“, sagt Andres auf Anfrage dieser Zeitung: „Genutzt werden sie zum einen, wenn unsere eigene Flotte ausgebucht ist, sozusagen als Backup. Zum anderen haben wir auch Mitarbeitende, die die Autos aus dem Homeoffice heraus für Dienstfahrten nutzen, da wir die Fahrzeuge auch an den anderen Carsharing-Standorten buchen können.“ Das Angebot sei eine „gute Ergänzung“.
In Euskirchen wurde wegen Cambio kein Auto für die Verwaltung angeschafft
Tim Nolden, Pressesprecher der Stadt Euskirchen, berichtet, dass durch die Cambio-Fahrzeuge die Anschaffung eigener Fahrzeuge eingespart werden konnte. Eigene städtische Fahrzeuge kommen Nolden zufolge hauptsächlich für Transportfahrten oder in Bereichen wie Technische Dienste oder Grünflächen zum Einsatz. Cambio-Autos würden für Dienstfahrten zu Terminen oder Besprechungen genutzt.
Laut Weber verzeichnet Cambio „eine höhere Auslastung, als wir ursprünglich für eine ländliche Region erwartet hatten. Das zeigt, dass die Bürger die Vorteile des Carsharings zu schätzen wissen“. Dieser Erfolg bringe aber Herausforderungen mit sich. „Leider werden immer mal wieder unsere Stellplätze durch Fremdparkende blockiert, was den Zugang zu den Fahrzeugen für unsere Kunden erschwert“, so der Teamleiter.
Die belegten Parkflächen seien ein alltägliches Problem, es gebe aber auch Herausforderungen, die nicht von heute auf morgen zu lösen seien, so Weber: „Eine der größten Herausforderungen im ländlichen Raum ist das tief verwurzelte Bild vom Auto als einzigem Mobilitätsmittel. Viele Menschen sind es gewohnt, ein eigenes Auto zu besitzen und zu nutzen, oft sogar mehrere Fahrzeuge pro Haushalt. So kommt es gerne einmal vor, dass Fahrzeuge mehrere Tage ungenutzt herumstehen.“
Attraktives Angebot braucht auch Fahrräder und ÖPNV
Carsharing erfordere ein Umdenken und einen nachhaltigen Umgang mit der Ressource Auto. Das Ziel des Unternehmens sei es, die Menschen davon zu überzeugen, dass ein Carsharing-Fahrzeug auch im ländlichen Raum eine sinnvolle Ergänzung oder sogar Alternative sein könne.
Weber: „Voraussetzung dafür ist allerdings, dass neben einem gut ausgebauten Carsharing-Netz auch der Öffentliche Personennahverkehr und die Fahrradinfrastruktur gut ausgebaut sind. Diese drei Säulen der Mobilität müssen Hand in Hand gehen, um ein umfassendes und attraktives Angebot zu schaffen.“
Perspektivisch sei der Ausbau des Angebots in der Stadt Euskirchen durchaus geplant. Zunächst müssten jedoch die bestehenden Stationen eine nachhaltige Auslastung erreichen, bevor expandiert werden könne. „Wir evaluieren kontinuierlich die Nachfrage und das Nutzungsverhalten, um in Zukunft gezielt weitere Stationen zu eröffnen“, so Weber.
Anbieter nennt keine konkreten Zahlen zum Carsharing
Wie viele Buchungen der Cambio-Flotte gab es denn bisher? Darüber schweigt sich Weber aus – zumindest, was konkrete Zahlen angeht. Er sagt aber: „Genaue Buchungszahlen veröffentlichen wir grundsätzlich nicht, aber die Zwischenbilanz spricht für sich. Die Nachfrage in Euskirchen und unseren anderen Standorten in der Eifel zeigt, dass Carsharing auch im ländlichen Raum ein zukunftsfähiges Modell ist.“
Und die Stadt könne vom Land durchaus etwas lernen, so der Teamleiter. „Im Kreis Euskirchen hatten wir eine vorbildliche Unterstützung durch die Stadtverwaltungen – vom Stadtplanungsamt über das Ordnungsamt bis hin zum Energieversorger. Die enge Zusammenarbeit und die schnelle Entscheidungsfindung waren entscheidend für den Erfolg des Projekts. Davon können Großstädte lernen, um ihre Prozesse effizienter zu gestalten und Projekte schneller umzusetzen“, so Teamleiter Weber.
Die Tarife von Cambio im Kreis Euskirchen
Pro Stunde werden für eine Reservierung eines Fahrzeugs aus der Cambio-Flotte im Kreis Euskirchen 3,30 Euro berechnet, plus 29 Cent pro gefahrenem Kilometer bis zu 100 Kilometern. Die Ladekosten und ein in jedem Wagen befindlicher Kindersitz sind im Preis enthalten.
Die Stunde am Wochenende (freitags ab 12 Uhr) kostet 4,15 Euro, ein ganzer Tag 39,60 Euro, die Woche 237,60 Euro. Im Basis-Tarif bezahlt man für die Nachtstunde (0 bis 6 Uhr) 50 Cent. Andere Tarife sind auf der Webseite des Unternehmens zu finden.