Schimpfen, lachen, schwärmen: Die Reaktionen zu den Entwicklungen in der CDU im Kreis Euskirchen.
„Völliger Bullshit“CDU-Führung im Kreis Euskirchen gegen Verzicht auf Landratskandidatur
Wenn Klaus Voussem, der seine Worte immer besonnen abwägt, sagt: „Das hat mich geärgert“, dann kann man das auch getrost so übersetzen: Der Euskirchener CDU-Stadtverbandschef und CDU-Kreisvize ist stinksauer!
Dass innerhalb der CDU derzeit tatsächlich darüber nachgedacht werde, auf eine Landratskandidatur 2025 zu verzichten und womöglich Amtsinhaber Markus Ramers (SPD) zu unterstützen, ist für Voussem, „völliger Bullshit, wo auch immer das herkommt“. Es sei einfach eine Diskussion zur Unzeit.
Klaus Voussem: „Die CDU muss immer antreten“
Noch am Donnerstag habe er im Rahmen einer Veranstaltung am Grab von Konrad Adenauer gestanden, so Voussem weiter: „Da bin ich nochmal bestärkt worden in der Haltung: Die CDU muss immer antreten.“
Der Kandidat für den CDU-Kreisparteivorsitz, Schleidens Bürgermeister Ingo Pfennings, hatte im Gespräch mit dieser Zeitung darauf hingewiesen, dass es Stimmen in der Partei gebe, die über den Verzicht auf eine Gegenkandidatur zu Ramers nachdächten – eine Position, die sich Pfennings aber nicht zu eigen macht. „Ich gehe nicht davon aus, dass das passieren wird“, hatte Pfennings gesagt. Dennoch werde sich der künftige Vorstand auch mit diesen Stimmungen befassen müssen. Zunächst müssten aber die Inhalte geklärt werden.
Ute Stolz: „Vorsitzender hat immer meine Loyalität“
Das sieht auch Voussem so. „Über Personalien sollten wir frühestens Ende 2023/Anfang 2024 reden“, sagt der Euskirchener. Die Chefin der Kreistagsfraktion, Ute Stolz, reagierte mit einem lauten Lachen auf die Frage, was sie von einem Kandidaturverzicht halte: „Man darf ja alles denken, aber ich gehe schon davon aus, dass wir eine Landratskandidatin oder einen -kandidaten aufstellen werden.“ Wer das sein könnte oder ob sie dabei an sich selbst denke, ließ Ute Stolz allerdings offen.
Sie sehe den angedachten Führungswechsel an der Spitze von Detlef Seif zu Ingo Pfennings gelassen. „Ich arbeite gut mit Detlef Seif zusammen und werde auch gut mit Ingo Pfennings zusammenarbeiten“, sagte Stolz: „Der gewählte Vorsitzende hat immer meine Loyalität.“ Eine Rückkehr auf den Posten einer Stellvertreterin strebe sie nicht an, sagte die Kallerin. Als Fraktionschefin im Kreistag gehört sie dem Vorstand automatisch an – ebenso wie Seif als Bundestagsabgeordneter.
Wahlen bei Kreis Euskirchener CDU am 3. Februar
Klaus Voussem tritt am 3. Februar zur Wiederwahl als Kreisparteivize an. Auch der Nettersheimer Gemeindeverbandschef Andreas Winkler will kandidieren. Sollte Pfennings zum Vorsitzenden gewählt werden, würde in der Riege der Stellvertreter ja sein Platz frei werden.
Die CDU-Mitglieder treffen sich am Freitagabend, 3. Februar. Wo, ist noch unklar. Auch über die Teilnehmerzahl kann man nur spekulieren, weil parallel einige Karnevalsveranstaltungen stattfinden. Zur Kritik am Termin sagte Ute Stolz: „Ich kann das verstehen. Man muss aber auch auf das große Ganze schauen. Der Terminkalender ist schon ziemlich voll.“
SPD-Chef schwärmt von Landrat Markus Ramers
Der Entschluss Seifs, nach 14 Jahren nicht erneut für den Kreisparteivorsitz anzutreten, und die Kandidatur Pfennings ist auch für Voussem ein relativ normaler Vorgang: „Es gab da im Vorfeld eine Menge Gespräche, die dann zu diesem Ergebnis geführt haben. Man hätte sich durchaus vorstellen können, dass Detlef Seif Vorsitzender bleibt. Aber er hat sich entschieden, den Weg freizumachen.“
Was Landrat Ramers von den Vorgängen in der CDU und vor allem von den Überlegungen dort, auf eine Landratskandidatur zu verzichten, hält, war am Freitag nicht zu erfahren – dafür aber das, was sein Nachfolger als Kreisparteichef, Thilo Waasem, darüber denkt: „Dass die Arbeit von Markus Ramers über die Parteigrenzen hinweg geschätzt wird, überrascht mich nicht. Das liegt daran, dass er einfach gute Arbeit macht.“
Ob Ramers 2025 wieder antreten wird, sei zunächst dessen Entscheidung. Um Personalien kümmere sich die SPD dann, wenn die Zeit dafür reif sei, sagte Waasem – und schwärmt geradezu von der Arbeit des Landrats: „Wir in der SPD wissen aber, dass jeder Tag, an dem Markus Ramers für den Kreis Euskirchen arbeitet, ein guter Tag ist.“