AboAbonnieren

SportförderungEuskirchener Kommunen erhalten eine halbe Million Euro für Sportangebote

Lesezeit 5 Minuten
Die Dirtbahn mit Grasflächen und Erdpfaden in der Euskirchener Auelsburg hinter der Marienschule.

Mit den Fördergeldern können Angebote wie die Dirtbahn in der Euskirchener Auelsburg ausgebaut werden.

Schwere Zeiten für Sportmuffel: Die Kommunen im Kreis erhalten Förderungen für Sportangebote – nur Kall und Weilerswist gehen leer aus.

Die Ausreden für Sportmuffel werden knapp. Zu wenig Möglichkeiten? Dieses Argument wackelt gehörig. Denn der Kreissportbund Euskirchen (KSB) erhält 500.000 Euro aus dem Programm „Moderne Sportstätten 2022“ des Landes NRW.

476.000 Euro davon verteilt er an die Städte und Gemeinden, damit öffentlich zugängliche Outdoor-Sportstätten und Bewegungsräume entstehen oder modernisiert werden können. „Da wir als KSB keine eigenen Sportstätten und Grundstücke haben, hat unser Vorstand beschlossen, das Geld an die Kommunen weiterzugeben“, erläutert KSB-Geschäftsführer Markus Strauch.

Verteilt wird das Geld gemäß den Einwohnerzahlen. Das große Euskirchen erhält knapp 177.000 Euro, das kleine Dahlem 13.000 Euro – dazwischen liegen die anderen Kommunen. Allerdings nicht alle: Weilerswist und Kall gehen leer aus. Beide haben keine Anträge beim KSB gestellt. Weilerswist spielt bei den Einwohnern in einer Liga mit Bad Münstereifel, das rund 50.000 Euro erhält. Kall entgehen rund 40.000 Euro.

Kall verzichtet wegen anderweitiger Förderung für Mountainbike-Parcours

Die Gemeinde Kall, so der Allgemeine Vertreter des Bürgermeisters, Markus Auel, habe verzichtet, da sie aktuell einen Mountainbike-Parcours im Bereich der Auelstraße in Kall über eine anderweitige Förderung umsetze. Dieser koste 160.000 Euro und werde mit 104.000 Euro bezuschusst – also mit weit mehr als den 40.000 Euro des Sportstättenprogramms.

Zusätzliche Projekte, so Auel, könnten wegen der Flutkatastrophe 2021 nicht umgesetzt werden. Die Fachabteilung Bauen sei mit allen Personalressourcen mit dem Wiederaufbau der Infrastruktur mit insgesamt 121 Projekten und Maßnahmen beschäftigt. Es müsse einer Überlastung der Belegschaft vorgebeugt werden, so Auel: „Der Wiederaufbau der Infrastruktur hat oberste Priorität.“

In Weilerswist lag keine passende Projektidee vor

Und Weilerswist? Wirtschaftsförderer Henning Hand verweist darauf, dass in dem ersten Förderpaket, das Mittel an die Vereine bereithielt, „weit über 300.000 Euro in Weilerswist abgerufen und tolle Projekte umgesetzt“ worden seien.

Für Fördermittel an die Gemeinde habe es keine weiteren Projektideen seitens der Vereine oder der Kommune gegeben, so der Wirtschaftsförderer: „Seitens der Kommune lag kein fertiges Projekt in der Schublade, das für den zweiten Aufruf passend gewesen wäre. Aufgrund dieser Gesamtkonstellation wurde von der Abrufung der Mittel abgesehen.“ Ausschüsse und Rat seien informiert gewesen, für die Vereine habe es eine öffentliche Infoveranstaltung und Informationen per Mail seitens der Gemeinde und des KSB gegeben, so Hand.

Weilerswister SPD-Fraktionschef ist sauer über nicht beanspruchte Gelder

Der Weilerswister SPD-Fraktionschef Daniel Rudan kann hingegen nicht glauben, dass es in ganz Weilerswist keine Idee geben soll, wie die Gemeinde das Geld hätte ausgeben können: „Das ist peinlich.“ Wenn die Verwaltung selbst schon keine Idee habe, hätte sie die örtliche Sportwelt stärker einbinden müssen. „Dass das angebotene Geld nicht genommen wird, ist ein Schlag ins Gesicht der Sporttreibenden“, so Rudan.

Johannes Busch, Vorsitzender des Laufclubs Weilerswist, hatte jedenfalls spontan eine Idee parat, als ihn diese Zeitung danach fragte: „Die Erweiterung der Flutlichtanlage am Sportzentrum wäre gut. Die fehlt uns, so dass wir derzeit im Winter nicht trainieren.“ Doch als er von der Fördermöglichkeit für die Gemeinde erfahren habe, sei es schon zu spät gewesen. Und wie das so ist im Leben: Das Geld ist nicht weg, es haben halt nur andere.

Die insgesamt rund 90.000 Euro, die nicht nach Kall und Weilerswist gehen, werden auf die übrigen neun Kommunen verteilt. Dort stehen die Verwaltungen in den Startlöchern, um ihre Projekte zu realisieren. In Schleiden etwa freut sich Bürgermeister Ingo Pfennings über zwei Bouldermöglichkeiten (Kletterwände): „Schön, dass alles geklappt hat!“, jubelt Pfennings.

Euskirchen kann durch Fördergelder drei neue Projekte umsetzen

In Hellenthal kann die Errichtung und Erweiterung der Parcoursanlage „Weißer Stein“ in Angriff genommen werden. „Dort befinden sich bereits verschiedene Sport- und Freizeitanlagen, wie zum Beispiel ein Sportplatz und eine Boulderwand am Aussichtsturm“, so Katharina Mahlstedt vom Fachbereich Zentrale Dienste und Finanzen. Künftig werde die Gesamtanlage noch attraktiver.

In Dahlem frohlockt Bürgermeister Jan Lembach: „Diese Unterstützung nehmen wir gerne mit, zumal es der wichtigen Bewegung für die Bürgerinnen und Bürger dient.“ Geplant sei eine Outdoor-Fitness-Station. Die Eigenleistung sei natürlich Bestandteil des Haushalts 2023. In Euskirchen freut sich Bürgermeister Sacha Reichelt gleich über drei Projekte: „Sport und Bewegung tragen wesentlich zur Lebensqualität bei.“ Entlang des Trimm-Dich-Pfads im Stadtwald werde durch sechs neue Stationen zukünftig an insgesamt 16 Stationen ein breites Spektrum sportlicher Übungsmöglichkeiten angeboten.

Kreissportbund finanziert mit Fördergeldern Verleihangebot für Sportgeräte

Die Calisthenics-Trainingsstation an der Erftaue werde um fünf neue Elemente ergänzt und in der Grünanlage Auelsburg der Dirttrack in einen Pumptrack mit Asphaltbelag umgebaut – dann nutzbar sowohl mit einem BMX-Rad als auch mit Skateboard, Inliner, Scooter und Rollstuhl. Ende 2023 sollen die Maßnahmen abgeschlossen sein.

Ganz leer geht auch der Kreissportbund nicht aus. Ihm überweist das Land 23.310 Euro – für eine Sportbox, die in Kooperation mit der Stadt Euskirchen in der Erftaue aufgestellt werden soll. Dabei handelt es sich um ein Verleihangebot für Spiel- und Sportgeräte, etwa Hanteln, Basketbälle, Fußbälle oder Fitnesstrainingsequipment. Die werden laut Strauch in einem Container untergebracht und können per App samt QR-Code für bestimmte Zeiten gebucht werden – kostenfrei, sofern danach alles wieder eingeräumt wird. „Sonst gibt es eine Nachverfolgung“, stellt Strauch klar. Strauch hofft, dass die Box noch im Sommer den Sportlern zur Verfügung steht.


Das 300-Millionen-Euro-Programm

Das Förderprogramm „Moderne Sportstätten 2022“ umfasst insgesamt 300 Millionen Euro, 27 Millionen gehen an die Sportverbände. 500.000 Euro davon fließen in den Kreis Euskirchen.

Damit sollen Sportstätten und Bewegungsräume mit bewegungsaktivierender Infrastruktur geschaffen werden. Im Mittelpunkt stehen Infrastrukturen für Angebote im Freien – sowohl im öffentlichen Raum als auch auf öffentlichen und privaten Sportstätten, so das Land. Im Schnitt werden Projekte mit 75 Prozent gefördert, 90-prozentige Zuschüsse sind keine Seltenheit. Im ersten Förderaufruf haben Vereine, die von ihren Verwaltungen unterstützt wurden, Geld erhalten: 3,8 Millionen gingen an Vereine im Kreis.

„Nur wenn Sportstätten auf dem neuesten Stand sind, können die Vereine ihre wichtige Aufgabe in unserer Gesellschaft wahrnehmen“, so der CDU-Landtagsabgeordnete Klaus Voussem.