„The Prequel“ holt international gastierende Künstler nach Monheim. Diese lernen einander vor Ort kennen und vernetzen sich.
2. Teil der Monheim TriennaleNeues, Aktuelles, Junges, Abenteuerliches

Peter Evans
Copyright: Niclas Weber
Corona ließ Festivals sterben und verunmöglichte Neugründungen. Aktuell wird massiv bei Kunst und Kultur gekürzt, in Köln etwa beim Festival „Acht Brücken“. Landesweit verdorren Ensembles, Vereine, Veranstalter. Doch in Monheim am Rhein liegen die Verhältnisse anders. Die kleine Stadt nördlich von Leverkusen zaubert eine eigene „Monheim Triennale“ aus dem Hut. Ein Wunder? Eine Insel der Seligen? Oder doch nur die Fata Morgana einer auf Steuersenkung, Pump und Sand gebauten Boomtown?
Statt nur alle drei Jahre aufzutauchen und dann wieder zu verschwinden, umfasst diese Triennale einen kompletten Dreijahreszyklus. Im ersten Jahr gibt es „The Sound“ mit Klanginstallationen im öffentlichen Raum. Das zweite Jahr bietet „The Prequel“ mit international gastierenden Künstlerinnen und Künstlern. Diese lernen einander vor Ort kennen und vernetzen sich dank des permanenten Residence-Artist, des Jazzbassisten Achim Tang, bei Workshops mit lokalen Initiativen, Chören, Bläsern, Schulband, Musikschule und allgemeinbildenden Schulen. Im dritten Jahr werden schließlich neue erarbeitet Projekte bei „The Festival“ präsentiert.
Musiker aus aller Welt kommen im Juli nach Monheim
Die zweite Monheim Triennale findet ihren Höhepunkt nun vom 2. bis 6. Juli. Gemeinsam mit Bürgermeister Daniel Zimmermann und Edith Langgartner von der Musikschule Monheim stellte Triennale-Intendant Rainer Michalke das Festivalprogramm vor. Der vormalige langjährige Leiter des Stadtgarten Köln und Moers-Festivals hat sechzehn „Signature Artists“ eingeladen. Sie wurden 2024 bei Proben und Auftritten vom finnischen Regisseur Mika Kaurismäki im Dokumentarfilm „Every Note You Play“ porträtiert, der im Sommer in Kinos und bei Arte gezeigt wird. Nun kehren diese Künstlerinnen und Musiker mit rund hundert weiteren Kunst- und Musikschaffenden aus der halben Welt nach Monheim zurück, um ein Länder- und Genregrenzen übergreifendes Gesamtprogramm zu realisieren.
Statt Weltstars gibt es Neues, Aktuelles, Junges, Abenteuerliches. Der fantastische Trompeter Peter Evans aus den USA präsentiert ein großes zweiteiliges Werk für Opernstimmen und Anleihen bei Johann Sebastian Bach. Die aus Australien stammende Shannon Barnett arbeitet mit dem Kölner EOS-Kammerorchester. Darius Jones komponiert ein Stück für vier Stimmen, Glocken, präpariertes Vibraphon, Kostüme und Visuals. Andere Projekte, etwa von Heiner Goebbels, verbinden Musik, Tanz, Elektronik, Robotik und Schattentheater. Hauptveranstaltungsort ist die „MS RheinFantasie“ der Köln-Düsseldorfer-Rheinschiffart. Hinzu kommen Marienkapelle, Altstadtkirche, das soziokulturelle Zentrum „Sojus“ und die Organisations- und Residenzzentrale „Villa am Greisbach“.
Hat das Festival eine Zukunft nach 2026?
Seit Amtsantritt von Bürgermeister Zimmermann 2009 hat Monheim den niedrigsten Gewerbesteuer-Hebesatz in ganz NRW. Durch Neugründungen und weil Unternehmen ihre Firmensitze ins Steuerparadies verlegten flossen reichlich Einnahmen in den Stadtsäckel. Durch Investitionen in Neubauten, Bildung, Sport, Kunst, Verkehr, Vereine, Natur, Energie und vieles mehr hat sich die zwischenzeitlich schuldenfreie Stadt nun jedoch wieder verschuldet und muss sparen. Nach zwei Wiederwahlen will Zimmermann nun bei der Kommunalwahl im September nicht mehr antreten. Was wird dann ohne den Macher von Monheim aus der von ihm angestoßenen Triennale?
Bei der Pressekonferenz gab sich Zimmermann zwar sicher, dass das Festival auch ab 2026 weiter Bestand haben wird. Doch die Situation ist inzwischen auch in Monheim politisch und wirtschaftlich unsicher. Der bis 2029 laufende Zehnjahres-Vertrag mit Intendant Rainer Michalke schließt zwar noch einen dritten Dreijahreszyklus ein. Aber ob und in welcher Höhe die Stadt dann noch Gelder für die Triennale bereitstellt, bleibt abzuwarten.
Weitere Informationen unter: https://monheim-triennale.de/