- Die Konzertbesucher schwelgen mit Morten Harket in alten Erinnerungen.
- Statt einer triumphalen Pop-Show erleben die Besucher eher eine Simulation einer solchen.
Köln – Es hätte nicht viel gefehlt, und das norwegische Pop-Trio A-ha hätte A-hem geheißen. Jedenfalls schwankte Songschreiber Pål Waaktar-Savoy noch bei der Frage, welches Empfindungswort der bessere Songtitel sei, als Morton Harket - der Mann, der Waaktars Liedern seine Stimme lieh - bemerkte, dass A-ha doch der perfekte Name für ihre Band sei.
Das war 1982, also in grauer Popvorzeit. Wenn man die drei bestens konservierten Männer am Dienstagabend auf der Bühne in der Lanxess-Arena vor skandinavisch aufgeräumter Bildschirm-Kulisse stehen sieht, möchte man einwerfen, dass A-hem denn doch der treffendere Name gewesen wäre.
Simulation einer Pop-Show
Denn man erlebt keine triumphale Pop-Show. Bestenfalls die Simulation einer solchen. Stattdessen: Höfliches Zweifeln. Waren das wirklich mal wir? Wie oft muss ich noch "Take on Me" singen, wie oft noch diese alberne, aber effektive Keyboard-Fanfare spielen? Tatsächlich neigt sich die "Cast in Steel"-Tour ihrem Ende zu, und man hat sich versprochen, nun endlich Schluss zu machen, wo man sich doch schon vor so langer Zeit auseinander gelebt hat. Die Tage von "Take on Me" sind gezählt.
Auf der Bühne wahrt man höfliche Distanz und leider klingen auch die dynamisch gemeinteren Passagen wie in Watte gepackt. Magne Furuholmen, der Keyboarder übernimmt die Publikumsansprache, spricht ein paar Worte Deutsch, hat sich einen arg bemühten Witz über Köln ausgedacht. Morten Harket versteckt sich zunächst hinter einer Piloten-Brille, später wechselt er zum Kassengestell, bewegt sich nur zögerlich über die Bühne, als wäre das hier noch der Soundcheck. Schließlich richtet er doch noch ein paar Worte in die Arena. Es fällt ihm nicht leicht. Aber die Stimme, die ist noch da, glockenhell, glasklar.
Ödes A-hem-Terrain
Und dann heben die Zuschauer unwillkürlich die Arme, lassen sie wogen im Meer der Erinnerungen. Nie war Pop so schön wie in den 1980ern. Welche andere Band hat schon so schöne epische Popsongs veröffentlicht, wie "Cry Wolf", "Scoundrel Days" oder - beziehungsweise vor allem - "Hunting High And Low"? Beim letzteren dürfen alle mal mitsingen, aber das klingt nicht nach Fußballchor, sondern wie in alten Teenagerträumen versunken.
Nein, ein wirklich interessantes Konzert wird das hier nicht mehr, aber Respekt fordert es doch ab. Nicht nur die Bandmitglieder sind gut gealtert, auch ihre Songs, "Stay on These Roads", "The Sun Always Shines on TV", das sind im dunklen Violett leuchtende Munch-Landschaften im Pop-Gewand. Zwischen diesen A-ha-Momenten muss man in den 110 Minuten des Konzerts allerdings auch mal durch ödes A-hem-Terrain waten.