Aktivistin bei „Maischberger“„In Russland herrscht Panikstimmung“
Am Dienstagabend diskutierte Gastgeberin Sandra Maischberger in ihrer ARD-Talksendung „Maischberger“ mit ihren Gästen über die aktuelle Situation in der Ukraine und wollte dabei wissen, welche Strategie der Kreml verfolgt. Weitere Schwerpunkte der Sendung waren die Wahlniederlage der CDU in Niedersachsen, zu der Parteichef Friedrich Merz Stellung bezog sowie die Energiekrise in Deutschland.
Die Gäste
- Friedrich Merz, CDU-Parteichef
- Irina Scherbakowa, Mitgründerin der russischen Menschenrechtsorganisation Memorial
- Claudia Major, Sicherheitsexpertin der Stiftung Wissenschaft und Politik
- Anja Kohl, ARD-Wirtschaftsexpertin
- Helene Bubrowski, "Frankfurter Allgemeine Zeitung"
- Christoph Schwennicke, Journalist und t-online-Kolumnist
Antworten auf ihre Fragen gaben Maischberger die Militärexpertin Claudia Major sowie Irina Scherbakowa von der Menschenrechtsorganisation Memorial, die in diesem Jahr mit dem Friedensnobelpreis geehrt wurde.
Sie habe den Krieg kommen sehen und bereits im Vorfeld gewarnt, sagt Scherbakowa. Scherbakowa, die heute in Deutschland lebt, telefoniert den eigenen Angaben nach täglich mit ihren Kollegen in der Heimat. Bei Maischberger schildert sie ihre Eindrücke. Sie ist überzeugt davon, dass Putin mit dem Befehl zu Mobilmachung einen großen Fehler gemacht hat.
Aktivistin attestiert Putin bei Maischberger schweren Fehler
„Dieser Krieg ist von Anfang an nicht so bejubelt worden wie die Annexion der Krim 2014. Am Anfang waren die Menschen nicht so erfreut, aber jetzt herrscht Panikstimmung“, so Scherbakowa. „Moskau ist völlig entleert. Da sieht man keine Männer auf der Straße.“ Hoffnung auf eine Entmachtung Putins hat sie aber nicht.
Analytischer wird Sicherheitsexpertin Claudia Major bei Sandra Maischberger. Die Zerstörung der Krim-Brücke stelle Russland vor große Probleme, was die Versorgung der russischen Truppen im Süden der Ukraine angehe.
Militärexpertin hält Atomangriff für unwahrscheinlich
Die jüngsten Angriffe auf verschiedene Großstädte in der Ukraine sind für sie eindeutig „Kriegsverbrechen“, da vor allem zivile Ziele ins Visier genommen worden seien. An einen Angriff mit Nuklearwaffen glaubt Major eher nicht. Putins Drohungen müsse man ernst nehmen, Raketenangriffe sowie der Einsatz von Chemiewaffen oder Cyberattacken halte sie aber für wahrscheinlicher.
Nach Erklärungen für die Schlappe seiner Partei bei der Landtagswahl in Niedersachsen suchte am Dienstagabend bei „Maischberger“ derweil CDU-Chef Friedrich Merz. „Nach neun Monaten können Sie nicht erwarten, dass eine Partei mit einem neuen Vorsitzenden sich völlig neu aufgestellt hat. Das braucht Zeit“, so Merz, der die Wahl zuvor bereits als „Rückschlag“ bezeichnet hatte.
Merz muss sich für Aussage zu „Sozialtourismus“ rechtfertigen
Ungemütlich wurde es für den 66-Jährigen, als Maischberger ihn damit konfrontierte, dass rund 40.000 Wähler in Niedersachsen von der CDU zur AfD gewechselt seien. Ihr Vorwurf: Merz Aussagen zu den ukrainischen Geflüchteten („Sozialtourismus“) könnte dabei eine Rolle gespielt haben.
Merz wiegelte ab, räumte aber ein, dass er bereits mehrfach zugegeben habe, dass bei seiner Aussage der Zusammenhang zu ukrainischen Kriegsflüchtlingen falsch gewesen sei. Auf Nachfrage warnte er aber abermals vor einer möglichen Überforderung des Staates durch zu viele Flüchtlinge.
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Flüchtende, die jetzt nach Deutschland kämen, sollten als Asylsuchende behandelt werden, so Merz. Auch zum Thema Ukraine gab er seine Einschätzung ab. „Ich habe das sichere Gefühl: Die Ukraine kann diesen Krieg militärisch gewinnen“, so Merz, der sich für Waffenlieferungen stark machte.