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„Maybrit Illner“Merz empört sich über Moderatorin – Lindner bekommt Putin-Propaganda

Lesezeit 4 Minuten
Friedrich Merz DPA 300922

Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz war zu Gast bei „maybrit illner“.

Köln – Die Ankündigung der Gaspreisbremse sorgt für eine „kleine Elefantenrunde“ bei „Maybrit Illner“. Mit Christian Lindner (FDP), Friedrich Merz (CDU) und Omid Nouripour (Grüne) schlagen gleich drei Parteivorsitzende in der ZDF-Talkshow auf. Es ist Merz, der die Ampel-Politiker angreift – am Ende aber auch über seine eigenen Worte stolpert.

„Maybrit Illner“: Die Gäste vom 29. September

  1. Friedrich Merz, 
  2. Omid Nouripour, 
  3. Christian Lindner, 
  4. Eva Quadbeck, 
  5. Katja Gloger, 

„Maybrit Illner“: Friedrich Merz nennt Gaspreisbremse der Ampel „Doppel-Murks“

Zunächst schlägt die große Stunde des Oppositionsführers. Merz kritisiert, der 200 Milliarden teure „Abwehrschirm“ sei ein „Preisschild, bei dem wir das Produkt nicht kennen“. Die Ampel müsse nun zeitnah den Bürgerinnen und Bürgern erklären, was von dem erneuten Entlastungspaket bei ihnen ankäme.

„Die Ampel hat mit dem heutigen Tag die Gasumlage einkassiert und gezeigt, dass sie Murks ist. Es ist das Ende eines Sommers des Missvergnügens. Aber wir müssen aufpassen, dass aus dem vom Kanzler angekündigten 'Doppelwumms' kein 'Doppelmurks' wird“, sagt Merz weiter.

Finanzminister Christian Lindner konterte, man befinde sich in der „schwersten und präzedenzlosesten Krise“, die Deutschland je gesehen habe. „Meiner Meinung nach sollten wir jetzt eine All-In-Strategie fahren. Das bedeutet: Neben den drei Atomkraftwerken, die in Reserve sind, auch die zwei weiteren, die theoretisch noch verfügbar wären, wieder ans Netz anschließen“, erklärte der Finanzminister.

Die Aussage ist auch ein kleiner Seitenhieb an den Grünen-Vorsitzenden Omid Nouripour, der Lindners erneute AKW-Forderung nur weglächelt. „Wir müssen nach vorne blicken und jetzt erstmal sicherstellen, dass die Verstaatlichung von Uniper gut läuft. Denn bevor eine Gaspreisbremse zieht, müssen wir sicherstellen, dass die Zulieferer überhaupt in der Lage sind, Gas anzukaufen.“

„Maybrit Illner“: Friedrich Merz gerät wegen „Nord Stream“-Äußerung in die Kritik

Die Positionen sind klar abgesteckt, Moderatorin Maybrit Illner nutzt die Gelegenheit, um den so angriffslustigen Merz ein wenig zu treffen. Die Union beschwere sich, dass die Bundesregierung zu langsam handle und nicht zeitnah Alternativen zum russischen Gas bereitgestellt habe. „Sie selbst haben aber doch im März gefordert, die Gaslieferungen über Nord Stream 1 einzustellen. Dann wäre der Gaspreis noch viel schneller gestiegen“, hakt Illner nach.

Merz wirkt ein wenig angesäuert, beschwert sich, dass im anschließenden Beitrag nicht seine gesamte Pressekonferenz gezeigt wird. „Ich habe das immer unter der Bedingung gesagt, dass wir natürlich entsprechende Alternativen haben müssen. Wenn Sie den Satz schon senden, dann zeigen Sie bitte auch meine gesamte Rede.“

Ausgerechnet Lindner ist es, der Merz ein wenig rettet und den Vorschlag macht, „in der Sendung doch einmal nach vorne zu blicken.“ Er hoffe auf eine einheitliche europäische Regelung beim Gaseinkaufspreis, damit die Anbieter die Preise nicht weiter nach oben schrauben können. „Wir müssen den Weltmarktpreis ab einem gewissen Niveau kappen und sagen: 'Wir kaufen als Europäische Gemeinschaft nur bis zu einer gewissen Summe ein'“, so Lindner weiter.

Merz fängt sich umgehend, attackiert erneut den Abwehrschirm der Bundesregierung: „Ab heute wissen die Gasanbieter: In Deutschland kannst du 200 Milliarden verdienen, ohne dass es dir die Verbraucher krumm nehmen.“

„Maybrit Illner“: Christian Lindner bekommt Putin-Propaganda per Whatsapp

Die Debatte verschiebt sich anschließend in Richtung Ukraine-Krieg, die ehemalige Russland-Korrespondentin des „Stern“, Katja Gloger, warnt davor, dass Wladimir Putin „uns nuklear erpresst“. Die Lage sei durch die geplanten Annektionen in der Süd- und Ost-Ukraine nicht sicherer geworden.

„Wir nehmen Moskau sehr ernst, aber wir dürfen uns von der Angst nicht lähmen lassen. Die Referenden sind irrelevant für uns“, sagt Nouripour. Der Grünen-Vorsitzende bringt Russland auch erstmals direkt mit der Sabotage der Pipelines Nord Stream 1 und 2 in Verbindung. „Das wurde klar staatlich organisiert und in der Ostsee kommt nur Russland infrage“, so Nouripour weiter.

Christian Lindner will sich da nicht so festlegen: „Ich möchte mich davor hüten, ohne genauere Erkenntnisse Schuldzuweisungen zu machen. Aber Fakt ist: Putin beherrscht hybride Kriegsformen. Auch ich bekomme von Wählerinnen und Wählern Videos geschickt, die voller Desinformationen sind. Das schockiert mich.“

„Maybrit Illner“: Friedrich Merz stolpert über „Sozialtourismus-Aussage“

Zum Ende kommt dann doch noch die „Sozialtourismus“-Aussage von Friedrich Merz auf den Tisch. Der CDU-Vorsitzende hatte Ukrainern vorgeworfen, in Deutschland nur Sozialabgaben einzusammeln und anschließend wieder zurück nach Kiew zu fahren.

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Merz passt Illners Einleitung des Themas nicht, wirkt direkt getroffen: „Die Überleitung kam jetzt sehr plötzlich ehrlich gesagt. Aber die Aussage tut mir in der Seele weh. Trotzdem: Das Problem besteht, wir haben eine steigende Zahl an Asylanträgen. Die Turnhallen werden wieder belegt“, sagt Merz.

Wirklich konkret wird der CDU-Politiker bei der Frage, warum er diese Aussage getroffen habe, nicht. Journalistin Gloger hat eine klare Meinung dazu: „Ehrlich gesagt, finde ich so eine Äußerung ziemlich schäbig.“ (shh)