Die Bundeskunsthalle in Bonn will das umstrittene Werk „The ABC of Racist Europe“ von Antisemitismus-Experten überprüfen lassen.
Angebliche „BDS-Propaganda“Das sagt die Bundeskunsthalle zu Volker Becks Vorwürfen
Die Bundeskunsthalle in Bonn hat auf Volker Becks Vorwurf reagiert, sie zeige in ihrer aktuellen Ausstellung „Wer wir sind. Fragen an ein Einwanderungsland“ ein Kunstwerk, das Propaganda für die umstrittene „israelkritische“ Initiative BDS betreibe. Auf eine Anfrage dieser Zeitung heißt es: „Aufgrund der bislang geäußerten Kritik am Werk von Daniela Ortiz hat die Bundeskunsthalle die Antisemitismus-Expert*innen Nicole Deitelhoff und Meron Mendel gebeten, die Bildsprache des Werks zu bewerten. Wir wollen mit ihrer Hilfe das Werk einer kritischen Kontextualisierung unterziehen.“ Genau das hatte Beck gefordert.
Zudem betont die Bundeskunsthalle in ihrer Stellungnahme, die kritisierte Arbeit „The ABC of Racist Europe“ von Daniela Ortiz sei „bereits in verschiedenen öffentlichen Institutionen in Deutschland und ganz Europa gezeigt“ worden. „Kritische Beanstandungen waren der Bundeskunsthalle bislang nicht bekannt.“
In ihrem kinderfibelartigen „ABC“ über das rassistische Europa behauptet Ortiz unter anderem, dass die britische Sicherheitsfirma G4S in Israel Gefängnisse betreiben würde, „in denen palästinensische politische Gefangene festgehalten und gefoltert werden“. An anderer Stelle zählt sie Israel zu den „rassistischen Regimes“ der Welt und zeigt dazu ein Bild, mit dem zur Freilassung des in Israel inhaftierten Führers der palästinensischen Terrororganisation PFLP aufgerufen wird. Für Volker Beck, Geschäftsführer des Tikvah Instituts und Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, sind dies Versuche, das Land Israel zu „delegitimieren“, eine Strategie, die er auch dem BDS zuschreibt.
Die Bundeskunsthalle betont hingegen, dass die Ausstellung, „eine multiperspektivische und kritische Auseinandersetzung mit Migrationsgeschichte der letzten Jahrzehnte in Deutschland“, sich gerade auch dem Thema Antisemitismus widme. Es werde eine „Vielzahl von Werken – von jüdischen wie nicht-jüdischen Künstler*innen – und Dokumenten gezeigt, die sich mit dem Thema beschäftigen, eingebettet in Texte, die eine klare Positionierung gegen Antisemitismus deutlich machen“.
Ortiz´ Arbeit habe man in die Ausstellung aufgenommen, weil sie „strukturelle Aspekte von Rassismus in Europa“ aufzeige und „vor dem Hintergrund des Machtgefälles innerhalb einer globalen Nord-Süd-Hegemonie“ thematisiere. Im betreffenden Ausstellungskapitel gehe es um Wissenserwerb und Bildung. Der Begleittext zu Ortiz’ Werk weist unter der Überschrift „Lernen in der Klassengesellschaft?“ auf strukturelle Defizite des deutschen Schulsystems bei der Inklusion migrantischer Schülerinnen und Schüler hin.