Anke Engelke hat die „Häschenschule“ neu geschrieben. Das stößt Nostalgikern, aber vor allem auch Landwirten übel auf.
„Neue Häschenschule“ schlägt Wellen„Fassungslos“ – Bauern kritisieren Anke Engelke wegen Kinderbuch
Die „Häschenschule“ ist seit Jahrzehnten ein Klassiker der Kinder-Literatur. Die Geschichte von Albert Sixtus und Fritz Koch-Gotha in Reimform erschien 1924. Eine Hasenmutter schickt ihre Kinder in die Schule. Dort lernen sie viel Wissenswertes, das einem Hasenkind das Überleben sichert. Auf dem Rückweg stellt der Fuchs ihnen eine Falle, sie können aber entkommen. Es geht in dem Buch viel um Gehorsam und gutes Benehmen, der Fuchs wird als Bösewicht charakterisiert.
Nicht mehr zeitgemäß, dachte sich der Thienemann-Esslinger-Verlag und brachte das Buch zum 100. Jubiläum in einer neuen Version auf den Markt, mit einem Text von Anke Engelke und Illustrationen von Mareike Ammersken. In der „neuen Häschenschule“ ist plötzlich ein Fuchs der neue Mitschüler, und dieser ernährt sich auch noch vegan. Hasenfeind Nummer eins ist nicht das Raubtier, sondern der Bauer, der Gift sprüht und kleine Tiere mit seinem Mähdrescher tötet. Am Ende rettet der kleine Fuchs das Hasenmädchen Hoppich vor der gefährlichen Maschine.
Kinderbuch der Kölnerin Anke Engelke: Bauern sind sauer
Anstatt die Uminterpretation der Geschichte mit einem Augenzwinkern zu registrieren, regen sich viele Menschen über diese neue Version auf. Nostalgiker mögen die neue Rollenverteilung gar nicht. Besonders Landwirte fühlen sich ungerecht behandelt, kommen sie doch in der „neuen Häschenschule“ denkbar schlecht weg. Sie empfinden die Gegenüberstellung von „gutem“ Vegetarier und „bösem“ Bauern als eine falsche Darstellung ihrer Arbeit.
So erschienen im „Bayerische Landwirtschaftlichen Wochenblatt“ gleich mehrere Artikel zum Thema „Häschenschule“. Es wird auf einen logischen Bruch verwiesen – denn auch die Möhren stammten ja vom „bösen“ Bauern. Ein ganzer Berufsstand sieht sich geschmäht und reagiert mit Kritik. Auf der Facebook-Seite der Schauspielerin hagelte es negative Kommentare, ebenso bei den Amazon-Rezensionen. „Ein schreckliches Buch, das Kindern ein völlig falsches und verlogenes Bild über Bauern, Landwirtschaft und Tiere vermittelt“, heißt es da beispielsweise.
Anke Engelke: Idee zur „neuen Häschenschule“ kam vom Verlag
Da half es wenig, dass die Kölner Entertainerin in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ gesagt hatte, die Idee zu dem Buch und den umgedeuteten Rollen sei vom Verlag ausgegangen. Die Landwirtschaft als Hauptgegner der Tiere zu beschreiben, sei das Konzept des Verlages gewesen. In der ohnehin seit der Agrardiesel-Debatte aufgeheizten Stimmung bei den Landwirten rief das Kinderbuch in jedem Fall massive Kritik hervor.
Zuletzt ging der Präsident des sächsischen Bauernverbandes Torsten Krawczyk im Interview mit der „Freien Presse“ mit Engelkes Werk ins Gericht. „Ich bin ehrlich gesagt fassungslos, sagte Krawczyk. Das Buch verweigere „sich den Realitäten komplett“, so Krawczyk. Das sei „bildungsfern“. Es gebe nun einmal Pflanzen- und Fleischfresser in der Natur, beide hätten ihre Berechtigung. Die Kritik an seinem Berufsstand empfinde er als absolut ungerecht. (cme)