Seit Januar ist klar, dass Moderatorin Anne Will ihren Polit-Talk abgeben wird. NDR und ARD suchen nach einer Nachfolgerin oder Nachfolger.
Rätselraten um Nachfolge von Anne WillÜbernimmt Zamperoni – oder kommt eine Überraschungskandidatin?
Seit dem 13. Januar 2023 ist klar, dass die Journalistin Anne Will ihren gleichnamigen ARD-Talk am Sonntagabend nicht mehr über dieses Jahr hinaus moderieren wird. „2024 ist Neustart angesagt! Dann ist Zeit für Veränderung, andere Projekte, neue Perspektiven“, teilte Will mit.
Der federführende NDR und die ARD müssen nun eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger finden, die in die großen Fußstapfen treten müssen, die Will fraglos hinterlässt. Gleichzeitig soll aber auch etwas Neues und Unverwechselbares her, was dem Sonntagabend in der ARD nach dem „Tatort“ weiterhin einen prägenden Stempel verpasst. Tradition und Aufbruch: Einfach wird das nach 16 Jahren „Anne Will“ sicher nicht.
Dass es möglich ist, dafür steht auch Anne Will selbst. Sie folgte 2016 Günther Jauch und wusste sich schnell bei den Zuschauern durchzusetzen. „Anne Will“ ist aktuell die meistgesehene politische Debattensendung im deutschen TV. Die vergangenen beiden Jahre waren - nicht zuletzt wegen der Pandemie – die erfolgreichsten. Im Durchschnitt schalteten 2022 mehr als 3,6 Millionen Menschen den Talk ein – was einem Marktanteil von 15,1 Prozent entsprach.
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Seit Mitte Januar wird nun spekuliert, wer es machen soll und vor allem: Wer es kann. Hier sind mögliche Kandidatinnen und Kandidaten:
Ingo Zamperoni
Der Name des 48-jährigen „Tagesthemen“-Moderators steht wahrscheinlich nicht nur bei den ARD-Oberen ganz oben auf dem Zettel. Eine von „t-online“ beauftragte Umfrage ergab unlängst, dass sich auch die meisten befragten Zuschauer den Deutsch-Italiener wünschen – 16 Prozent halten ihn für die erste Wahl.
Der Journalist, der in den 1990er-Jahren Amerikanistik, Jura und Geschichte in Konastanz, Berlin und Boston studierte hatte und sein Volontariat beim NDR durchlief, hat als Reporter für „Tagesschau“ und „Tagesthemen“, als Korrespondent in den USA und als Moderator gearbeitet. Ein ARD-Sprecher hat laut „Bild“ in einer Antwort auf eine Anfrage bestätigt, dass der Vertrag Zamperonis bei der Senderanstalt bis 2025 verlängert wurde. Er wäre also „verfügbar“.
Seit vergangenem Jahr gibt Zamperoni, gebürtiger Wiesbadener, sein Wissen als Honorarprofessor der Hochschule der Medien in Stuttgart weiter. Er ist mit der US-Amerikanerin Jennifer Bourguignon verheiratet und hat drei Kinder.+
Caren Miosga
Die 53-jährige „Tagesthemen“-Moderatorin Caren Miosga dürfte die härteste Konkurrentin Zamperonis im Rennen um die Will-Nachfolge sein. Wie Zamperonis Vertrag bei der ARD ist offenbar auch ihrer bis 2025 verlängert worden.
Nicht wenige in der ARD sollen sich die Erneuerung des Talks mit einer Frau wünschen. Die Umfrage sieht sie mit 10 Prozent noch klar hinter dem Kollegen. Legendär war ihre Moderation im August 2014 zum Tod des Schauspielers Robbin Williams.
Studierte hat Miosga Geschichte und Slawistik in Hamburg. Nebenbei arbeitete sie als Reiseleiterin in Sankt Petersburg und Moskau oder berichtete für den Hörfunk aus Russland. Miosga war 2007 schon einmal Nachfolgerin für Anne Will, nämlich als – inzwischen dienstälteste – Moderatorin für die „Tagesthemen“. Zuvor war die im niedersächsischen Peine geborene Journalistin für die Radiosender RSH, Radio Hamburg, N-Joy und für den Fernsehsender RTL-Nord tätig. Von Mai 2006 an moderierte sie das ARD-Kulturmagazin „ttt – titel, thesen, temperamente“.
Seit 2007 ist Miosga mit dem Arzt Tobias Grob verheiratet und hat mit ihm zwei Töchter.
Judith Rakers
Mit der 47jährigen „Tagesschau“-Sprecherin Judith Rakers ist eine weitere Frau im Rennen, mit der man rechnen kann. In der Umfrage der beliebtesten Kandidaten liegt sie mit 5 Prozent auf Platz drei.
Die gebürtige Paderbornerin hat Publizistik und Kommunikationswissenschaft, Deutsche Philologie und Neuere und Neueste Geschichte an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster studiert. Rakers, die leidenschaftliche Reiterin ist, arbeitete während ihrer bisherigen Karriere für verschiedene Radio- und TV-Sender. Sie moderierte aber auch zum Beispiel 2011 neben Stefan Raab und Anke Engelke den Eurovision Song Contest 2011 in Düsseldorf oder von 2014 bis 2017 die TV-Pannenshow Pleiten, Pech und Pannen vom Bayerischen Rundfunk.
Seit 2014 macht Rakers jedoch immer wieder mit eigenen TV-Reportagen auf ihr journalistisches Fundament aufmerksam. Rakers ist seit mehreren Jahren geschieden.
Eine von „t-online“ beauftragte Umfrage hat ergeben: 10 Prozent wünschen sich Miosga, für 5 Prozent ist „Tagesschau“-Sprecherin Judith Rakers die ideale Will-Nachfolge.
Linda Zervakis
Oder holt die ARD Linda Zervakis zurück? Es wäre eine dicke Überraschung, unmöglich ist heutzutage aber nichts mehr. Die 47jährige Moderatorin von Prosieben („Zervakis & Opdenhövel. Live.“) war zwischen 2013 und 2021 Sprecherin der Hauptausgabe der „Tagesschau“.
Die gebürtige Hamburgerin, deren Eltern in den 1960er-Jahren als Gastarbeiter aus Griechenland nach Deutschland gekommen waren, sollte die erste Sprecherin der „Tagesschau“-Hauptausgabe mit Migrationshintergrund sein. Zuvor hatte die Deutsch-Griechin als Werbetexterin in einer Agentur sowie als Reporterin und Redakteurin für verschiedene Hörfunk- und Fernsehproduktionsfirmen gearbeitet.
Auch Zervakis kann neben journalistischen Formaten Unterhaltung: Im Februar 2018 moderierte sie zusammen mit Elton „Unser Lied für Lissabon“, die deutsche Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest 2018, und im Februar 2019 zusammen mit Barbara Schöneberger „Unser Lied für Israel“, die deutsche Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest 2019.
Zervakis ist mit einem Journalisten verheiratet und hat zwei Kinder.