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„Anne Will“ zu ImpfungenLauterbach nennt Wagenknechts Argumentation „Räuberpistole“

Lesezeit 3 Minuten
Wagenknecht Lauterbach Anne Will

Sahra Wagenknecht (l.) und Karl Lauterbach bei „Anne Will“

Beim ARD-Talk „Anne Will“ ging es am Sonntagabend mal wieder um Corona. Der Herbst ist da, es steigt die Zahl der Neuinfektionen, und geimpft sind immer noch zu wenig Menschen. „Hilft oder schadet mehr Druck auf Ungeimpfte“ will die Moderatorin von ihren Gästen Karl Lauterbach (SPD), Sahra Wagenknecht (Die Linke), Marco Buschmann (FDP) und Christina Berndt („Süddeutsche Zeitung“) wissen.

Ausgangspunkt der Diskussion ist das Bekenntnis von Bayern-Profi Joshua Kimmich, nicht geimpft zu sein. Braucht es eine Impfpflicht, wenn so viele Menschen sich nicht überzeugen lassen, fragt Will.

Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es nur eine Perspektive: Langzeitfolgen treten nicht auf, die Risiken der Impfung sind geringer, als sich den Risiken der Infektion auszusetzen. Linken-Politikerin Wagenknecht ist dennoch nicht geimpft und will das ganze als rein persönliche Entscheidung sehen. Von wissenschaftlichen Erkenntnissen lässt sie sich nicht überzeugen. Sich selber sieht sie von schweren Covid-19-Verläufen nicht gefährdet. Langzeitfolgen der neuartigen RNA-Impfstoffe will sie nicht ausschließen und verweist darauf, dass die Hersteller möglicherweise wohlweislich Haftungen in ihren Verträgen ausschließen. Sie würde lieber einen Tot-Impfstoff nehmen, offenbar sogar aus China. Sie will mehr unabhängige Überprüfungen.

Drei Gäste argumentieren gegen Wagenknecht

Die China-Äußerungen lässt Anne Will erstaunt nachfragen. Auch Lauterbach schüttelt den Kopf und spricht bei Wagenknechts Argumentation von „Räuberpistolen“. Langzeitfolgen seien sehr selten und würden innerhalb von wenigen Wochen auftreten. Außerdem seien inzwischen so viele Menschen weltweit geimpft, dass man eine hervorragen Datenbasis habe. „Man darf die Menschen nicht verunsichern, die wir jetzt zur Impfung bitten. Die Impfstoffe sind sicher“, so Lauterbach weiter. Zudem würden Vektor-Impfstoffe schon seit vielen Jahren eingesetzt.

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Zur Haftung sagt Lauterbach, der Staat hafte immer, auch beispielsweise bei der Masernimpfung. Zudem meint der SPD-Experte, die Impfung sei ein „Akt der Solidarität“. Sich auch als jüngerer und gesunder Mensch impfen zu lassen sei eben keine individuelle Entscheidung, wie Wagenknecht behaupte.

Geimpfte könnten sich ja aber weiterhin selber anstecken und auch andere infizieren, hält Wagenknecht dagegen, daher schütze die Impfung nicht wirklich. Auch hier argumentiert Lauterbach mit geringerer Viruslast und zeitlichem Ablauf nach der Impfung. Auch die Journalistin Berndt unterstützt Lauterbach: In der Summe helfe eine Impfung der Gesamtgesellschaft. Allein dadurch, dass man in der Regel nicht schwer erkranke, helfe man dem Gesundheitssystem.

Marco Buschmann spricht sich gegen Druck auf Ungeimpfte aus. Er wirbt zwar auch für eine Impfung mit Blick auf die „Logik der großen Zahlen“ und unterstützt damit Lauterbach und Berndt. Dennoch dürfe man Ungeimpfte nicht niedermachen, sondern müsse ihre Sorgen ernst nehmen. Es bestehe aber die Gefahr, dass sich Impfskeptiker durch Menschen wie Kimmich, die in der Öffentlichkeit stehen, bestätigt fühlen.

Wagenknecht und Lauterbach streiten über Risikogruppen

Die Linken-Politikern verweist weiter auf unterschiedliche Risikogruppen und behauptet, viele Ärzte würden gesunden 30-Jährigen nicht zur Impfung raten. Das lässt Lauterbach kurz aus der Haut fahren, das sei „schlicht nicht wahr“ mit Blick auf Long Covid. Er habe eine Petition von 50.000 Long-Covid-Patienten entgegengenommen. „Ich widerspreche ihnen hier so vehement, weil sie in dieser Hinsicht Unsinn erzählen“, ereifert er sich. Die Krankheit sei auch für Jüngere kein Pappenstiel.

Wagenknechts Mann Oskar Lafontaine sei geimpft, warum sie selbst dann nicht, fragt Anne Will nach. Die Linken-Politikerin verweist auf Lafontaines Alter von 78 Jahren. Sie wolle auch überhaupt nicht gegen die Impfung werden. Die Debatte sei aber moralisch aufgeheizt. (cme)