Die Kölner Produktionsfirma Broadview feierte im Filmpalast die Premiere ihres Dokumentarfilms „Spillover - Planet der Viren“.
ARD-Doku über VirenDie nächste Pandemie kommt bestimmt

Friederike Moos, Michael Wech, Leopold Hoesch, Marisa Witte, Andrea Mirbeth, Peter Wolf
Copyright: Christian Knieps
Fünf Jahre ist es her, dass die Corona-Pandemie ihren Anfang nahm. Doch während Inzidenzen und Verhaltensregeln lange Zeit unseren Alltag bestimmten, sprechen wir heute kaum noch über die Krankheit und ihre Folgen. Ein Fehler, wie der Dokumentarfilm „Spillover - Planet der Viren“ eindrucksvoll aufzeigt.
Am Montagabend feierte die Kölner Produktionsfirma Broadview im Filmpalast am Hohenzollernring die Premiere des Films von Regisseur und Autor Michael Wech, der in Koproduktion mit dem BR für die ARD entstand. Der Einladung von Broadview-Chef Leopold Hoesch waren auch viele Prominente gefolgt, unter anderem WDR-Intendantin Katrin Vernau, Michael Hallek, Direktor der Klinik für Innere Medizin an der Uniklinik Köln, RTL-Journalist Andreas von Thien, Schauspieler Julius Weckauf („Die drei ??? und der Kapartenhund“), Moderatorin Birgit Lechtermann und Walid Nakschbandi, Chef der Film- und Medienstiftung NRW. Arzt und Moderator Eckart von Hirschhausen führte durch den Abend.
Michael Wech hatte bereits für seinen ebenfalls von Broadview produzierten Film „Der Ausbruch“ über die Corona-Pandemie viel Aufmerksamkeit erhalten und Preise gewonnen, unter anderem den Deutschen Fernsehpreis. Nun ist er erneut um die Welt gereist, um in einer spannenden Spurensuche zu erkunden, wann und warum Viren von Tieren auf den Menschen übergehen. Diese Spillover, daher der Name des Films, werden immer häufiger und damit auch die Bedrohungen, die für uns Menschen daraus erwachsen.
10.000 unentdeckte Viren
Jessica Manning, Spezialistin für Infektionskrankheiten, fängt etwa in Höhlen in Kambodscha Fledermäuse und nimmt Proben von den Tieren. Denn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gehen davon aus, dass es mehr als 10.000 noch nicht entdeckte Viren gibt, die das Potenzial haben, Menschen krankzumachen und eine Pandemie auszulösen.
Michael Wech schaut aber nicht nur auf die Forschung der Gegenwart, er analysiert auch Spillover aus den vergangenen Jahrzehnten. In Deutschland ist sicher vielen noch das Marburg-Virus ein Begriff. Im Jahr 1967 brach in einem Labor des Pharmakonzerns Behringwerke eine rätselhafte Krankheit aus. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erkrankten reihenweise, viele von ihnen starben.
Die frühere Biologielaborantin Friederike Moos erinnert sich im Film daran, phasenweise auf mehreren Beerdigungen in einer Woche gewesen zu sein. Über Wochen wusste niemand, woran die Menschen erkrankten. Dann kristallisierte sich heraus, dass importiere Affen aus Uganda am Flughafen Gatwick in London mit anderen Wildtieren in Kontakt gekommen und sich dort infiziert hatten.
Für Angst und Schrecken sorgte auch das Ebola-Virus, das erstmals 1976 in der heutigen Demokratischen Republik Kongo ausbrach und ab 2014 noch einmal in Westafrika wütete. Bis heute ist der Ursprungswirt nicht identifiziert.

Eckart von Hirschhausen sprach im Anschluss an die Vorführung mit den Gästen über den Film.
Copyright: Christian Knieps
Pandemien hat es in der Menschheitsgeschichte schon immer gegeben, aber in einer globalisierten Welt reisen auch Viren besonders schnell. Vor allem aber sorgen die Zerstörung von Ökosystemen und der Klimawandel dafür, dass die Gefahr für einen Spillover rasant steigt. Ein Beispiel dafür ist das Nipah-Virus. 1997 wurde durch Brandrodung in Indonesien der Lebensraum einer heimischen Flughunde-Art zerstört. Die Populationen flohen daraufhin nach Malaysia, wo sie Früchte anfraßen und fallen ließen, die dann von Schweinen gefressen wurden. Bei diesen infizierten sich die Züchter, viele von ihnen starben.
Der Mensch vertreibt überall auf der Welt Wildtiere aus ihren angestammten Lebensräumen in andere Gegenden, wo sie auf Tiere treffen, mit denen sie sonst nie in Kontakt gekommen wären. Ideale Bedingungen für Viren, um von einem zum anderen Tier und dann zum Menschen überzuspringen.
Für die meisten Forscherinnen und Forscher steht daher fest, dass die nächste Pandemie nur eine Frage der Zeit ist. Colin Carlson, Biologe für globalen Wandel, an der Universität Yale wagt eine düstere Zukunftsprognose: „Bis zum Jahr 2050 könnte es zwölfmal so viele Spillover geben wie heute. Wenn man diesen Trend weiterverfolgt, wird sich das, was einem heute schnell vorkommt, lächerlich anfühlen im Vergleich zu dem, was wir zu erwarten haben.“
Der 90-minütige Dokumentarfilm „Spillover - Planet der Viren“ steht in der ARD-Mediathek zum Abruf bereit.