ARD-Drama „Meeresleuchten“Ein Film über Trauer, der nicht traurig ist

Thomas Wintersperger (Ulrich Tukur) mit Max' Enkelin Lena (Ksenija Sisko) beim Drachensteigen an der Ostsee.
Copyright: WDR/KJ Entertainment/Lukas Salna
Gibt es den einen, den richtigen Umgang mit Trauer? Als die Tochter von Thomas Wintersperger (Ulrich Tukur) und seiner Frau Sonja (Ursina Lardi) bei einem Flugzeugabsturz vor der Ostseeküste ums Leben kommt, lässt der erfolgreiche Unternehmer alles hinter sich und zieht ans Meer, weil er das Gefühl hat, ihr so nahe sein zu können.
Seine Frau aber hält genau das nicht aus. Sie will fort von dem Ort, an dem ihr Kind starb. Sie stürzt sich in ihre Arbeit als Architektin. Thomas, der vorher für die Firma lebte, gibt von heute auf morgen sein altes Leben auf und zieht in das Kaff in der Nähe der Absturzstelle. Er kauft ein altes Geschäft und verwandelt es in einen Tante-Emma-Laden und ein Café.
„Die Zeit heilt alle Wunden“, behauptet sein Bruder bei einem Besuch, bei dem er ihn überzeugen will, in die Leitung der gemeinsamen Firma zurückzukehren. Doch Thomas will das nicht so stehen lassen: „So ein Quatsch. Sie reißt sie immer weiter auf.“ Daran ändert auch das neue Leben nichts, doch die Dorfgemeinschaft, die ihn rasch aufnimmt und in der jeder jeden kennt, gibt ihm Halt.
Tolles Ensemble
Dabei kann sich der Film auf sein Ensemble verlassen. Neben Tukur und Lardi spielen etwa Hans Peter Korff (als engagierter Großvater, den ein Geheimnis quält, und die wunderbare Carmen-Maja Antoni („Das weiße Band“). Sibel Kekilli („Gegen die Wand“, „Tatort“) ist als gefeierte Tänzerin zu sehen, Kostja Ullmann als verkrachter Künstler.
„Meeresleuchten“ hätte ein sehr trauriger Film werden können. Aber Autor und Regisseur Wolfgang Panzer wagt einen anderen Blick auf den unterschiedlichen Umgang von Menschen mit Verlust und Trauer. Und er wertet nicht. In seinem Film gibt es kein Falsch oder Richtig. Und er verzichtet glücklicherweise weitgehend auf Pathos.
Das könnte Sie auch interessieren:
Das beginnt schon bei der Darstellung – oder besser Nicht-Darstellung – des Absturzes. Die Piloten nehmen einen Kurzschluss wahr und melden diesen ruhig. In der nächsten Szene schon berichtet ein Nachrichtensprecher vom Unglück. Keine schreienden Menschen, kein herabstürzendes Flugzeug.Und dieser Linie bleibt „Meeresleuchten“ treu.
Den Weg zurück ins Leben finden
Der Film konzentriert sich darauf zu zeigen, wie der trauernde Vater seinen Weg zurück ins Leben sucht. Beinahe lakonisch werden die Geschichten der einzelnen Dorfbewohner enthüllt. Vielleicht idealisiert der Film an der ein oder anderen Stelle das Leben in dem Örtchen, aber die Figuren sind so liebenswert gezeichnet, dass der Zuschauer das gerne verzeiht. Und Ulrich Tukur spielt Thomas Wintersperger angemessen zurückhaltend.
„Meeresleuchten“ sei ein Film über Trauer, „aber es ist kein trauriger Film“, sagt Panzer zutreffend. Am Ende entlässt der Regisseur und Autor seine Zuschauer mit der Erkenntnis, dass die Zeit sicher nicht alle Wunden heilt, aber dass ein Weiterleben, das mehr ist als ein Überleben, auch mit diesen Wunden möglich ist.
Das Erste zeigt "Meeresleuchten" am Mittwoch, 17. Februar, um 20.15 Uhr. Zudem ist der Film in der Mediathek zu sehen.