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Art Cologne OnlineÜberraschungen im digitalen Angebot der Kölner Kunstmesse

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Stillleben mit zeittypischer Fliege von Isaak Soreau

Köln – Altmeisterliches Obst in einer Schale, das ist neu auf der Art Cologne, auch wenn Isaak Soreaus zwischen 1620 und 1630 entstandenes Gemälde vorerst nur in der digitalen Auslage der Kölner Kunstmesse angeboten wird. Mit den zehntägigen „Online Pre-Sales“ will Messechef Daniel Hug einen Ausblick auf die analoge Messe im November bieten, und auf der wird im Sonderprogramm „Art + Object“ eben auch einiges zu sehen sein, was man auf der Art Cologne bisher vielleicht oder vielleicht auch nicht vermisste: Alte Kunst, Design, Antiquitäten.

Nur ein Drittel war mit der ersten Ausgabe der Galerieplattform glücklich, so Daniel Hug

„Art + Object“ ließ Hug aus der Konkursmasse der im Februar eingestellten Schwestermesse Cologne Fine Art & Design erstehen, das digitale Schaufenster ist hingegen ein Erbe der Corona-Pandemie. Im Sommer 2021 ging die aus Bundesmitteln finanzierte Galerieplattform.de online, damals als minimalistisches Angebot, bei der jeder Aussteller in den Kategorien Klassische Moderne und Nachkriegskunst, Zeitgenössische Kunst sowie Junge Kunst jeweils nur ein Werk einstellen durfte. „Ein Drittel der Teilnehmer war happy“, resümierte Hug die Premiere, „ein Drittel neutral und ein Drittel negativ. Das ist noch ausbaufähig.“

Ausbauen ließ Hug vor allem das Design. Die Galerieplattform ist jetzt deutlich „magaziniger“ und ähnelt weniger einem Gegenentwurf zur Reizüberflutung einer analogen Messe. Acht Experten bieten sich mit einer persönlichen Auswahl als Lotsen durch die virtuelle Art Cologne an, darunter mit Christian Boros und Gil Bronner zwei Sammler, auf die man in der Branche tatsächlich schaut. Allerdings schweigen sie sich wie auch die übrigen Experten darüber aus, warum ihre Wahl ausgerechnet auf diese Werke fiel.

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Wem diese Auswahl zu persönlich ausfällt, hält sich wohl eher an die „Kollektionen“, in denen die rund 600 angebotenen Werke (gut doppelt so viel wie 2021) einsortiert wurden (wobei Mehrfachnennungen eher die Regel als die Ausnahme sind). Neben „Ikonen“ stehen hier etwa die Sektionen „Skulpturen“, „Fotografie“, „Klassische Moderne“, „Künstlerinnen“ oder „NFTs“ zur Wahl, wobei letztere mit exakt zwei Einträgen weiterhin „ausbaufähig“ bleibt. Ein eigenes Schaufenster ist auch dem Schnäppchenmarkt gewidmet, bei „Kunst unter 5000 Euro“ präsentieren sich vorwiegend junge und junggebliebene Galerien.

Am anderen Ende des Preisspektrums liegen die „Ikonen“. Hier findet sich als teuerstes Werk unter den ausgewiesenen Preisen (oftmals heißt es lediglich „Preis auf Anfrage“), ein „Abstrakter Kopf“ von Alexej von Jawlensky, den die Düsseldorfer Galerie Ludorff für 800.000 Euro anbietet. Ein stolzer Preis für ein digitales Angebot, ansonsten finden sich im sechsstelligen Bereich neben einer witzigen Handtaschen-Skulptur von Erwin Wurm (bei König Galerie) und einem reizenden „Fingergeschmiere“ von Arnulf Rainer (bei der Galerie Ruberl) auch Soreaus „Stillleben mit Aprikosen und Trauben“ und einer Stubenfliege, die zeittypisch die Lebensechtheit verbürgt.

Beibehalten wurde der demokratische Grundcharakter der Online-Messe

Erweitert wurde die Suchfunktion der Galerieplattform. Man kann die teilnehmenden Galerien entweder direkt ansteuern oder die Kunstwerke nach Preis, Medium, Auflage und Größe scannen. Letzteres ist offensichtlich wichtiger als man annehmen könnte, denn ein Piktogramm, das anzeigt, wie sich das angebotene Werk zum menschlichen Maß verhält, gehört zur Standardausrüstung jeder Detailanzeige.

Beibehalten wurde der demokratische Grundcharakter der Online-Messe: Es gibt keine Rangordnung, die sich der Hallenplanung ablesen ließe, Standmieten entfallen, der Eintritt ist frei. Es braucht lediglich eine Anmeldung. Für die Galerien bestand im Übrigen keine Teilnahmepflicht am digitalen Vorgeschmack der analogen Art Cologne, die Plattform listet lediglich 127 Händler auf – ein internationales Schwergewicht, Hauser & Wirth, das man hier vermisst, wird im November auch auf der analogen Messe fehlen.

Art Cologne Pre-Sales, 20. bis 30. September. galerieplattform.de