Art Düsseldorf nach dem LockdownAlles so schön bunt hier
Düsseldorf – Es gibt wahrlich bessere Zeiten, eine Kunstmesse zu eröffnen, als in Kriegstagen und inmitten einer Pandemie. Aber nach mehr als zwei Jahren im Lockdown war Walter Gehlen, Kölner Direktor der Art Düsseldorf, selbstredend vor allem froh, seine Messe überhaupt aus dem langen Winterschlaf holen zu können. Passend zur politischen Großwetterlage zog dann auch noch ein Sturm über die alten Industriehallen des Areal Böhlers hinweg.
Die Art Düsseldorf will eine hybride Messe sein
Während mit Putins Krieg auch in der Kunstwelt offenbar niemand gerechnet hatte, war wenigstens Lilian Bourgeat auf schlechtes Wetter vorbereitet. Am Stand der Zürcher Galerie lange + pult sorgte ihr drei Meter hohes Paar gelber Gummistiefel für Aufsehen, jedenfalls, solange der Regen auf die Oberlichter trommelte. In den luftigen Hallen der Art Düsseldorf gibt es selbst für riesenwüchsige Popkunst reichlich Platz, wie man überhaupt sagen kann, dass die vierte Ausgabe der Messe die bislang bunteste war. Warum auch nicht? Wenn die Lage schon trist ist, muss die Kunst es ja nicht auch noch sein.
Im Grunde sieht der mit 84 Galerien bestückte Düsseldorfer Kunstfrühling nach den üblichen Geschäften aus: das Rheinland ist stark vertreten, hinzu kommen einige erstklassige auswärtige Galerien. Aber ein Blick hinter die Kulissen zeigt dann doch die gravierenden Veränderungen der Branche. Dank staatlicher Förderung konnte die Art Düsseldorf ihre Standmieten und damit das Geschäftsrisiko der Teilnehmer um 70 Prozent senken, den erwarteten Schwund leibhaftiger Besucher versucht Gehlen, mit einem üppigen digitalen Angebot auszugleichen.
Sämtliche Werke lassen sich auch über einen Online-Shop erwerben, VIP-Gäste haben die Möglichkeit, sich von einem der 50 Gästebetreuer via Zoom-Meeting über die Messe führen zu lassen.
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Digitale Kunst ist dagegen weiterhin Mangelware auf dem stationären Kunstmarkt. Eine Ausnahme bilden Skye Nicolas‘ nostalgisch glitzernde Walkman-Animationen, die mit Playlist geliefert und bei Priska Pasquer auf einem schicken, nicht im Preis enthaltenen Bildschirmmöbel vorgeführt werden – jeder Kunsthändler ist eben auch ein bisschen Stil- und Wohnberater.
Wie Pasquer ist Philipp von Rosen ebenfalls aus Köln angereist und zeigt vor Ort seine „Düsseldorf-Connection“: Eine Auswahl ehemaliger Akademielehrer und Akademieschüler, darunter frühe Arbeiten von Joseph Beuys und Sigmar Polke aus dem Geschäftsnachlass eines bekannten Kölner Galeristen.
Die Galerien aus dem Rheinland trumpfen im Areal Böhler auf
Auch sonst trumpft das Rheinland mit Gutem und Bewährtem auf: Gisela Clement zeigt ein heidnisches Kruzifix der Videokünstlerin Ulrike Rosenbach, bei Konrad Fischer gibt es Skulpturen von Tony Cragg und einen betörenden Moire-Effekt von Juergen Staack zu sehen, fiebach minninger geben der Jugend eine verdiente Chance und Hans Mayer zeigt, was immer noch in einem alten Aufwiegler wie Jürgen Klaucke steckt.
Wer hier nichts findet, muss zur Strafe mit einem der auf der Messe ab 300.000 Euro angebotenen Bentleys nach Hause fahren. Die Autoschau ist vielleicht das einzige, was auf dieser Art Düsseldorf wirklich stört.
Art Düsseldorf, Areal Böhler, bis 10. April.