Beim Auktionshaus Sotheby's in Köln wird die Privatsammlung von Udo Jürgens versteigert. Über den Erinnerungswert von Kunst und Krempel.
Bambi, Konzertflügel, BentleyDiese Erinnerungsstücke von Udo Jürgens kommen in Köln unter den Hammer
Vermutlich kommt man so günstig sonst nicht an einen echten Bambi. Die Trophäe des bekannten deutschen Medienpreises steht aktuell beim Kölner Auktionshaus Sotheby’s ab 3000 Euro zum Verkauf. Allerdings ist die dünne Goldschicht des Tiers schon ziemlich abgegriffen und jemand hat eine Inschrift auf den Sockel geschraubt: „Udo Jürgens für die beispiellosen Erfolge im Showgeschäft“.
Es war der erste Bambi, den der große deutsche Chansonnier im Jahr 1970 erhielt, aber nicht der letzte. Zwei weitere, bessere erhaltene Statuetten glitzern bei Sotheby‘s mit einem Trio goldener Kameras um die Wette, wie man überhaupt sagen muss, dass sich Jürgens offenbar gerne mit den Trophäen seiner beispiellosen Karriere umgab.
Im Kölner Sotheby’s-Standort wird ab 23. Januar die private Sammlung des 2014 verstorbenen Sängers versteigert. Im engeren Sinne private Erinnerungstücke scheinen in der 99 Lose umfassenden Vorbesichtigung allerdings rar zu sein. Als Trostpreis nimmt man dann eben einen Bambi heim.
Udo Jürgens sammelte vor allem Werke seines Bruders, des Malers Manfred Bockelmann
Oder einen Bentley für 50.000 bis 70.000 Euro. Einsteigen und mit weiteren Jürgens-Memorabilien im Kofferraum davonbrausen, sähe die Kölner Polizei aber nicht gern. Fahrtüchtig ist das schicke Luxus-Cabrio, für alles Weitere übernimmt das Auktionshaus keine Garantie. Rote Nummernschilder sollte man also mitbringen. Und einen Anhänger, falls man vorhat, den weißen Konzertflügel mit viel Plexiglas (20.000 bis 30.000 Euro) aus dem Jürgens-Nachlass zu ersteigern.
Im Hauptgeschäft handelt Sotheby’s mit Kunstgegenständen, aber auch für Haushaltsauflösungen von Prominenten ist sich das internationale Auktionshaus nicht zu schade. Das Vermächtnis von Karl Lagerfeld wurde ebenfalls in Köln versteigert, wobei der Modedesigner den deutlich größeren Kunstsinn als Jürgens besaß. Die kunsthistorischen Hauptwerke, eine schöne Marmorbüste von Hans Arp und ein herrliches Aquarell von Gustav Klimt, kamen dem Sänger als Geschenke ins Haus. Aus eigenem Antrieb sammelte er vor allem Werke seines Bruders, des Malers Manfred Bockelmann. Ein Debbie-Harry-Porträt des „Alien“-Designers H.R. Giger kaufte er ebenfalls.
Bei Sotheby’s umschreibt man den Kunstgeschmack von Udo Jürgens treffend als „eklektizistisch“. Man könnte auch sagen: Er hielt es kunterbunt. Es gibt in Köln erotische Bronzen, die niemals in Mode waren, ein fotorealistisch-banales Porträt von Sammy Davis Jr. und dann wieder eine hübsche Farblithografie von Joan Miró. Manche Anschaffung ist wohl Freundschaften geschuldet, denen auch geschmackliche Entgleisungen nichts anhaben konnten.
Näher kommt man Udo Jürgens bei den persönlichen Erwerbungen, etwa seinen Uhren, mit denen er sich nach Tourneen selbst belohnte. Oder seinem Mahagoni-Schreibtisch, seinen Kleidungsstücken oder einem Helm, den er während eines Starfighter-Fluges trug. Wie oft er sich in den weißen, von einer deutschen Fußball-Nationalelf signierten Bademantel hüllte, muss jeder selbst entscheiden. Mit 150 Euro ist diese Textilreliquie erstaunlich moderat bepreist.
„Udo - The Personal Collection of the late Udo Jürgens“, Sotheby's Köln, Palais Oppenheim, Gustav-Heinemann-Ufer 136-138. Vorbesichtigung ab 18. Januar. Auktion: 23. bis 30. Januar 2025.