Schlechte Bezahlung und keine Gewinnbeteiligung: Drehbuchautoren wollen mehr Gehalt und sehen sich von den Streaminganbietern verschaukelt.
Auswirkungen auf Netflix und Co.Drehbuchautoren in Hollywood treten in den Streik
Tausende Drehbuchautoren für Serien und Filme in Hollywood legen ab Dienstag die Arbeit nieder. Das teilte die mächtige US-Autorengewerkschaft (WGA) am Montagabend (Ortszeit) in Los Angeles mit, nachdem Gespräche mit den Filmstudios und Streaming-Plattformen ohne Einigung endeten.
Die Vorstandsmitglieder der Writers Guild of America „haben auf der Grundlage der ihnen von ihren Mitgliedern verliehenen Befugnisse einstimmig beschlossen, einen Streik auszurufen“, erklärte die Gewerkschaft im Onlinedienst Twitter. Der Ausstand beginne am Dienstag nach Mitternacht (09.00 Uhr MESZ).
Drehbuchautoren in Hollywood streiken für mehr Gehalt
Angesichts des großen Wachstums der Streaming-Angebote fordern die Drehbuchautoren mehr Gehalt und eine größere Gewinnbeteiligung. Bislang erhalten sie von den Plattformen ein fixes jährliches Gehalt – auch wenn sich Serien wie „Bridgerton“ oder „Stranger Things“ zu weltweiten Erfolgen entwickeln und von hunderten Millionen Zuschauern gesehen werden.
Zudem bleiben die Serien oft jahrelang auf den Plattformen. Die Autoren fordern daher eine Überarbeitung der geltenden Regeln für ihre Entschädigung. Der Gewerkschaft zufolge sind trotz Inflation die Gehälter gleich geblieben oder sogar gesunken, weswegen es für die Autoren immer schwieriger werde, für ihren Lebensunterhalt aufzukommen.
„Brauchen grundlegenden Wandel“: Viele Drehbuchautoren an der Gehaltsuntergrenze
Derzeit arbeiteten in den USA so viele Autoren wie nie an der Gehaltsuntergrenze, während Produktionen immer weniger Menschen für kürzere Serien einstellten. Studios argumentieren dagegen, dass aufgrund des wirtschaftlichen Drucks Kosten gesenkt werden müssten.
„Wir haben ihnen kristallklar zu verstehen gegeben, dass wir einen grundlegenden Wandel brauchen“, so Meredith Stiehm, Präsidentin der WGA West, in einem Interview. „Und es stieß auf taube Ohren. Sie taten so, als würden sie es nicht verstehen oder es wäre ihnen egal“, zitiert die „Los Angeles Times“ Stiehm.
Streamingdienste haben keinen Verständnis für Forderungen
„Es war wirklich sehr klar, dass die Unternehmen nicht bereit waren, sich in vielen der sehr wichtigen Fragen, die wir angesprochen hatten, zu bewegen“, sagte David Goodman, Ko-Vorsitzender des Verhandlungsausschusses. Er nannte Prioritäten wie die Vergütung von Autoren, Vorschläge für Feature- und Comedy-Autoren und die Regulierung künstlicher Intelligenz. „Sie wollten immer wieder, dass wir Dinge aufgeben, über die wir nur reden wollten, und so wurde uns klar, dass sie keinen Deal machen wollten.“
Führungskräfte verschiedener Studios erklärten, dass sie einen Streik nicht gewollt hätten, darauf aber vorbereitet seien. „Ein Streik ist eine Herausforderung für die gesamte Branche, für alle Beteiligten“, sagte David Zaslav, CEO von Warner Bros. Discovery, bei einer Präsentation des Streamingdienstes Max. „Aus geschäftlicher Sicht gehen wir vom Schlimmsten aus. Wir haben uns darauf vorbereitet. Wir haben eine Menge an Inhalten produziert.“
Auswirkungen auf Netflix, Warner Bros. und Co.
Warner Bros. Discovery und die Studios haben seit Monaten verschiedene Notfallmaßnahmen für den Fall eines Streiks ergriffen, darunter eine Beschleunigung der Fristen für Drehbücher und Filmaufnahmen. Die Auswirkungen eines Streiks auf die großen Studios werden unterschiedlich sein. Einige von ihnen verfügen über eine umfangreiche Bibliothek von Serien und Filmen, die sie anbieten können, um die Zuschauer bei der Stange zu halten.
Netflix könnte gegenüber anderen Studios im Vorteil sein, da das Unternehmen über eine große internationale Produktionspräsenz verfügt. Viele der beliebtesten Sendungen und Filme werden in Ländern wie Südkorea und Thailand produziert.
Zuletzt hatten die Drehbuchautoren 2007 nach gescheiterten Gesprächen mit den Studios gestreikt. 100 Tage legten sie ihre Stifte nieder, was die Unterhaltungsindustrie in Los Angeles etwa zwei Milliarden Dollar (1,82 Milliarden Euro) kostete. (pst mit afp)