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Marco Goecke„Niveau eines Scheißhaufens“ – Ballettchef meldet sich in Hundekot-Affäre zu Wort

Lesezeit 3 Minuten
Marco Goecke, Ballettdirektor der Staatsoper Hannover

Marco Goecke, Ballettdirektor der Staatsoper Hannover

Der Hannoveraner Ballettchef Marco Goecke rechtfertigt sein Verhalten mit Angriffen der Kritikerin auf seine Person.

Eine schmutzige Affäre erschüttert derzeit Deutschland und sorgt dafür, dass sich auch kulturferne Menschen auf einmal mit dem Staatstheater Hannover beschäftigen. Der Ballettchef des Hauses, Marco Goecke, hatte am Samstag eine Kritikerin der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ mit Hundekot angegriffen. Diese erstattete daraufhin Anzeige. Der Vorgang zog weite Kreise, auch die niedersächsische Politik beschäftigte sich mit dem Thema. „Das Verhalten ist völlig inakzeptabel, und die Attacke ist widerlich“, sagte Kulturminister Falko Mohrs (SPD).

Die Intendantin der Staatsoper, Laura Berman, sagte am Montag: „Wir haben unmittelbar nach dem Vorfall den Kontakt zu Wiebke Hüster gesucht und uns persönlich bei ihr und auch öffentlich entschuldigt.“ Am Montag wurde Goecke dann auch suspendiert und erhielt Hausverbot. Vielfach wurde bemängelt, dass die Intendanz damit zu spät auf die Vorfälle reagiert habe. Berman hätte ihrem Ballettchef sofort fristlos kündigen müssen.

Am Montag äußerte sich auch Goecke selber zu den Vorwürfen gegen ihn, die er in der Sache überhaupt nicht abstreitet. Goecke sagte dem NDR: „Ich denke, dass die Wahl der Mittel sicher nicht super war“. Allerdings habe er aus einer extrem angespannten Situation heraus gehandelt und nachdem er sehr viel Arbeit in die Inszenierung gesteckt habe. Goecke spricht von „Zufall“ und „unglücklichen Verstrickungen“. Er sei „ein bisschen erschrocken über mich selbst“, so Goecke. Aber er sehe sich und seine Arbeit durch die Betroffene „über Jahre“ hinweg „beschmutzt“.

Hundekot-Affäre: Marco Goecke pöbelte bei Instagram

Es habe einen Moment gegeben, wo er sich persönlich von den Verrissen Hüsters angegriffen fühlte. „Es ist auf dem Niveau eines Scheißhaufens“, sagt Goecke in die NDR-Kamera, während er neben seinem Dackel auf einer Parkbank sitzt. Entschuldigen will sich Goecke trotz seiner Teil-Reue nicht bei Hüster.

Auch bei Instagram zeigte Goecke offenbar wenig Reue, wie die „Hannoversche Allgemeine“ berichtete. Dort schrieb der Balletdirektor zunächst: „Nach 20 Jahren diese Scheisse lesen war das Maas voll“. Auf kritische Kommentare darunter reagierte Goecke ungehalten und teilweise unflätig. Es fallen Ausdrücke wie „Nazi“ und „Looser“ und Aufforderungen wie „Zisch ab“ in Richtung der Kommentatoren. Inzwischen deaktivierte Goecke die Kommentarfunktion auf seinem Instagram-Profil allerdings.

„faz“- Kritikerin hatte Marco Goeckes Arbeit hart kritisiert

Der Ballettchef hatte sich über eine schlechte Kritik von Hüster aufgeregt, die nicht an deftigen Worten sparte. Beim Zuschauen werde man „abwechselnd irre und von Langeweile umgebracht“, hießt es dort beispielsweise. Die Arbeit des Choreografen Goecke sei eine „Blamage und Frechheit“.

Goecke hatte Samstagabend bei der Premiere des Ballettabends „Glaube – Liebe – Hoffnung“ die Kritikerin im Foyer des Opernhauses abgefangen und sie im Gesicht mit Hundekot beschmiert. Der Kot in einem Beutel stammte von seinem Dackel Gustav, der ihn stets begleitet, so auch am Montag beim Interview mit dem NDR. „Als ich gespürt habe, was er gemacht hat, habe ich geschrien“, sagte Hüster. Sie habe unter Schock gestanden und geweint. Eine Mitarbeiterin des Theaters habe ihr geholfen, sich im Waschraum der Intendanz zu säubern.

Der 50-jährige gebürtige Wuppertaler Goecke hat internationales Renommee und wurde für seine Produktionen vielfach ausgezeichnet, zuletzt 2022 mit dem Deutschen Tanzpreis. (cme, mit dpa)