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„Befremdlich“ und „keine Expertise“Galerie kritisiert Kölner Museum Ludwig

Lesezeit 3 Minuten
Museum Ludwig

Das Museum Ludwig in Köln

  1. Die Galerie Gmurzynska hat dem Sammler Peter Ludwig in den 80er Jahren zahlreiche Werke der Russischen Avantgardekunst verkauft.
  2. Darunter waren auch einige nicht-authentische Bilder, sagt das Kölner Museum Ludwig, und will dies in einer Ausstellung und einem Symposium thematisieren.
  3. Die Galerie hat erfolgreich auf Herausgabe der wissenschaftlichen Gutachten geklagt und legt jetzt mit scharfer Kritik am Museum nach.

Köln – Im Rechtsstreit um die Ausstellung „Russische Avantgarde im Museum Ludwig – Original und Fälschung“ hat sich die klagende Galerie Gmurzynska zu Wort gemeldet und das beklagte Kölner Museum Ludwig kritisiert. In einer Stellungnahme bemängelt die Galerie mit Hauptsitz in Zürich, dass die zum größeren Teil von ihr an Peter Ludwig verkaufte Sammlung Russischer Avantgardekunst im Ludwig nur selten gezeigt und überhaupt stiefmütterlich behandelt werde. So gebe es weder einen für die Sammlung abgestellten Kurator noch verfüge das Haus in diesem Bereich über Expertise.

Scharfe Töne der Galerie

Grundsätzlich sei daher die Initiative des Museums, „Werke aus der Sammlung der Russischen Avantgarde von externen Laboratorien beforschen zu lassen“, zu begrüßen, so die Galerie. „Befremdlich ist allerdings der Ansatz, die ersten Resultate nicht zunächst unter Zuhilfenahme anerkannter Forscher einordnen zu lassen und die Recherchen vor einer wissenschaftlichen Veröffentlichung abzuschließen, sondern bereits erste Ergebnisse in einer Ausstellung zu präsentieren und erste Gutachten bis dahin unter Verschluss zu halten. Dieses Vorgehen, so die Galerie weiter, sei „in der Museumsgeschichte wohl einzigartig und dient weder der Wissenschaft noch dem Ruf der Sammlung und ihrer großzügigen Stifter“.

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Die scharfen Töne folgen auf ein Urteil, dass die Galerie Gmurzynska beim Verwaltungsgericht Köln erwirkte. Danach muss das Museum Ludwig der Klägerin die im Vorfeld der für Ende dieses Monats geplanten Ausstellung erarbeiteten wissenschaftlichen Gutachten zugänglich machen. Allerdings hat die Stadt Köln dagegen Rechtsmittel beim Oberverwaltungsgericht Münster eingelegt; eine Entscheidung steht noch aus.

Ein bekanntes Problem

Mit der Ausstellung will das Ludwig ein bekanntes Problem beleuchten: die unsichere Quellenlage bei Werken der Russischen Avantgarde. Es wird allgemein vermutet, dass zahlreiche gefälschte oder nicht-authentische Werke dieser Kunstrichtung den Weg in Sammlungen und Museen gefunden haben; auch das Ludwig hegt bei einigen seiner Werke diesen Verdacht und plant, die Ergebnisse seiner in Kooperation mit dem Art Institute of Chicago und anderen Partnern geführten Nachforschungen während der Ausstellung sowie in einem Symposium zur Diskussion zu stellen. Die Vorwürfe der Galerie wies das Haus zurück: Teile der Sammlung Russischer Avantgardekunst würden permanent gezeigt, so Rita Kersting, stellvertretende Ludwig-Direktorin, zudem habe man die Galerie Gmurzynska mehrfach erfolglos zur Zusammenarbeit eingeladen. „Die Arbeit mit der eigenen Sammlung ist eine grundlegende Aufgabe des Museums", so Kersting. „Die Authentizität der Werke ist dabei eine zentrale Frage, die wir transparent behandeln.“

Auf Anfrage dieser Zeitung erklärte Louis-Gabriel Rönsberg, Rechtsanwalt der Galerie Gmurzynska, seiner Mandantschaft gehe es „allein um Transparenz und den Austausch von Informationen, die ihr vom Museum Ludwig seit einem halben Jahr ohne nachvollziehbare Begründung vorenthalten“ würden. Es sei nicht geplant, juristisch gegen die Ausstellung oder Teile davon vorzugehen.