Seit 1980 prägte Heinz Holtmann die Kölner Kunstszene und legte sich immer wieder mit der Politik an. Am Samstag ist der Galerist gestorben.
Bekannter Kölner Galerist gestorbenHeinz Holtmann war eine wichtige Stimme des deutschen Kunsthandels
„Das ist eine Katastrophe!“, schimpfte Heinz Holtmann öffentlich, als vor rund zehn Jahren die Mehrwertsteuer für den Kunsthandel von sieben auf 19 Prozent erhöht wurde. „Bei solchen Abgaben“, so Holtmann weiter, „wird sich der Kunsthandel in Deutschland nicht mehr lohnen. Ich überlege ernsthaft, ob ich in meinem Alter noch in die Schweiz gehe.“
Heinz Holtmann ist dann doch in Köln geblieben, also dort, wo er 1980 als Kunsthändler heimisch wurde und in den vergangenen vier Jahrzehnten die Werke zahlreicher Nachkriegsklassiker zeigte. Mit Joseph Beuys debütierte er in Köln, damals noch in der Richartzstraße, es folgten Ausstellungen zu Andy Warhol, Heinz Mack, Daniel Spoerri, Michael Buthe, Dieter Roth, Jürgen Klauke oder Sigmar Polke.
Beinahe nebenbei wurde Holtmann zu einer gewichtigen Stimme des deutschen Kunsthandels, dessen Interessen er bei der Politik immer wieder vehement, aber, wie bei der Mehrwertsteuer, zu seinem Leidwesen nicht immer erfolgreich vertrat. Die „Rettung“ des angeschlagenen Zentralarchivs des internationalen Kunsthandels (Zadik) gelang ihm hingegen mit Bravour; seit 2006 residiert das renommierte Forschungsinstitut im Kölner Mediapark. Wie das Zadik dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ bestätigte, ist Heinz Holtmann am Samstag gestorben. Er wurde 84 Jahre alt.
Die Karriere des 1939 in Hamm geborenen Holtmann begann in norddeutschen Museen. 1968 ging er aus dem Studium zur Kunsthalle Kiel, zwischen 1972 und 1977 leitete er den Braunschweiger Kunstverein, 1977 wurde er Gründungsdirektor des Mönchehauses Museum Goslar. Zwei Jahre später wechselte Holtmann in den Kunsthandel, zunächst mit einer Galerie in Hannover, die er 1983 schloss, um sich ganz auf den Kölner Kunstmarkt zu konzentrieren.
Als erfolgreicher Galerist war Holtmann Stammgast auf der Art Cologne, anders als viele Kollegen scheute er jedoch die Arbeit in Gremien und Verbänden nicht. Er engagierte sich beim Bundesverband Deutscher Galerien, dem er mehrere Jahre auch vorstand, und er sprang ein, als das Zentralarchiv in Not geriet. Beides tat er nicht unbedingt aus Neigung zum Verbandswesen heraus, sondern weil er wusste, dass man die doppelte Rolle von Galeristen, die zugleich Kunsthändler und Kulturförderer sind, immer wieder erklären muss.
„Die Galeristen“, so Holtmann, „gehen in der Regel als Erste in die Ateliers der jungen Künstler“ und würden diese bereits fördern, während die Kuratoren in den Museen noch ruhig den Gang der Dinge abwarteten. In den Händlerarchiven des Zadik lässt sich die Entwicklung von Künstlern und Kunstrichtungen daher mitunter vom Larvenstadium bis zum Weltruhm aus erster Hand verfolgen. „Heute hätte ich den Mut gar nicht mehr“, sagte Holtmann 2013 über die erfolgreiche Neuaufstellung des Zentralarchivs. Aber das war wohl eher Koketterie. Seinen Wagemut hatte er sich ebenso bewahrt wie seinen Kampfgeist.