Am 16. November wird die 55. Art Cologne eröffnet, erwartet werden mehrere Zehntausend Sammler und Interessierte. Der Leiter der Kölner Kunstmesse erklärt, warum es dort jetzt auch alte Meister zu kaufen gibt, wie er die Zukunft des Kunstmarkts in der globalen Dauerkrise sieht und was er von den Kunstangriffen der Klimaaktivisten hält.
Daniel Hug zur Art Cologne„Ich hoffe, die Klimaaktivisten kommen nicht“
Herr Hug, auf der Art Cologne gibt es jetzt neben moderner und zeitgenössischer Kunst auch alte Meister und Antiquitäten zu kaufen. Warum glauben Sie, dass das funktioniert?
Daniel Hug: Ich glaube, dass die Verbindung von Kunst und Design auf der Art Cologne gut angenommen wird, weil es einen zeitgenössischen Kontext dafür gibt. Auch in der Moderne wurde immer wieder eine Brücke zwischen freier und angewandter Kunst geschlagen, denken Sie an das Bauhaus oder die Wiener Secession. Bei Jochum Rodgers sind Teppiche von Sofie Dawo aus den 1960er Jahren zu sehen, da sieht man die Verbindung zur Zero-Kunst. Mich hat diese Verwandtschaft schon immer interessiert, und in den zwei Jahren, in denen ich die Cologne Fine Art & Design geleitet habe, hat sich das noch verstärkt. Aber der Bereich Art & Object ist keine Fortsetzung der Cofa. Er besteht aus zwölf Ausstellern von insgesamt 190 und davon zeigen zwei alte Meister und alte Möbel.
Geht es bei Art & Object auch darum, den Trennungsschmerz von der eingestellten Messe Cologne Fine Art & Design zu lindern?
So würde ich das nicht sagen. Wir haben die Cofa ja freiwillig eingestellt. Der neue Sonderbereich sieht sehr gut aus und hat uns die Möglichkeit gegeben, die gesamte Hallenplanung zu ändern. Wir haben jetzt auf beiden Hallenebenen jeweils vier Plätze, die durch einen Rundgang verbunden sind. Für die Besucher wird es viel einfacher, durch die Messe zu navigieren. Man muss nur zwei Runden drehen, eine Innen und eine Außen, und hat alles gesehen. An den Plätzen finden Sie die wichtigeren Galerien, alles ist besser verteilt. Insgesamt gibt es einen besonderen Fokus auf die jungen Galerien, was mir sehr wichtig war. Wenn man in die Halle 11.2 hinauf geht, sieht man als Erstes den Stand von Max Mayer und nicht eine der Megagalerien.
Das ist aber auch dem Umstand geschuldet, dass zwei der globalen Megagalerien, David Zwirner und Hauser & Wirth, nicht mehr teilnehmen.
Ja, das stimmt, aber ich glaube nicht, dass dies der Messe schadet. Wir haben dafür andere große internationale Galerien wieder dabei, Lelong, Kamel Mennour und Max Hetzler, andere Megagalerien wie Ropac, Sprüth Magers, Karsten Greve und Michael Werner sind uns treu geblieben. Vor allem aber haben wir jetzt wieder eine starke Präsenz aus Belgien auf der Messe. Die fehlte uns, seitdem wir aus dem Herbst ins Frühjahr gegangen sind, weil sich der Termin mit der Art Brussel überschnitt. Ich finde es strategisch richtig, dass wir uns auf diesen europäischen Binnenmarkt fokussieren, viele Sammler haben die Lust auf Fernreisen immer noch nicht zurückgewonnen.
Am Image kratzt das Fehlen von Zwirner und Hauser & Wirth aber schon. Fahren die im November lieber nach Miami oder ist Köln für sie nicht mehr attraktiv genug?
Gute Frage. Es ist immer ein Risiko, den Termin zu wechseln. Aber für die Art Cologne macht der Herbst derzeit einfach mehr Sinn. Wir sind immer noch in einer Umbruchzeit nach der Corona-Pandemie, vieles verschiebt sich gerade. Der globale Großsammler, der von Messe zu Messe um die Welt reist, existiert so nicht mehr. In den Beneluxländern gibt es eine enorme Kaufkraft, und sie fahren mit der Bahn aus Brüssel in nur zwei Stunden nach Köln. Miami ist übrigens weniger das Problem als die Messe in Shanghai.
Es gibt auch eine neue Konkurrenzmesse in Paris, es gibt einen Wechsel an der Spitze der Art Basel, es tut sich etwas am Kunstmarkt. Wie sehen Sie die Zukunft der Art Cologne?
Unser Fokus liegt auf dem deutschen Kunstmarkt. Kein anderes Land außer den USA hat so viele Galerien. Da sind wir einzigartig. Es wäre mittlerweile sehr schwierig für uns, eine globale Messe sein zu wollen. Wir haben auf der Art Cologne um die 60 Prozent deutsche Galerien. Würden wir die Zahl der internationalen Händler erhöhen, bekämen wir bei der Auswahl der deutschen Teilnehmer Probleme. Es würde unserem Profil auch nicht helfen, wie jede andere Messe auszusehen. Die globalen Kunstmessen sehen mittlerweile sehr identisch aus.
Sie haben in der Vergangenheit immer gerne gegen die Art Basel und dessen Leiter geschossen. Wird Ihnen nach dem Abgang von Marc Spiegler ein Gegner fehlen?
Ich kann nicht beurteilen, welche Strategie hinter diesem Wechsel steckt. Das ist zu früh. Wir werden sehen, was in Basel passiert.
Wie weit ist die Art Cologne nach der Corona-Pandemie vom Normalbetrieb entfernt? Haben der Ukraine-Krieg und die Energiekrise Auswirkungen auf die Kauflust der Sammler?
Schwer zu sagen, aber es gibt immer eine Krise. Das ist seit fünf Jahren normal. Ökonomisch stehen wir noch gut da, und wenn man die Berichte liest, läuft auch der Kunstmarkt gut. Angesagte Kunst ist weiterhin gefragt, da gibt es immer noch Wartelisten. Ich glaube nicht, dass die aktuellen Krisen Auswirkungen auf die Art Cologne haben.
Stichwort Krise: Rechnen Sie mit Besuch von Klimaaktivisten auf der Messe?
Ich hoffe, die kommen nicht. Ich unterstütze Klimaproteste, die Klimakatastrophe finde ich ganz schlimm. Aber ich bin gegen die Zerstörung von Kunst. Auf der Art Cologne sind die Bilder nicht hinter Glas und sie befinden sich überwiegend in Privatbesitz. Das kann teuer werden, ich würde das nicht empfehlen. Außerdem kann man sich bei uns nicht an Bilderrahmen kleben. Man hat dann nur ein Stück Tapete an der Hand.
Art Cologne, 17. bis 20. November 2022, Messeplatz 1, Halle 11, Eingang Süd, Do.-Sa. 11-19 Uhr, So. 11-18 Uhr. Eintritt: 27 Euro, Karten nur Online. Preview-Tag: 16. November