Wir haben nachgefragt, wie Köln mit der Störung umging und welche Vorkehrungen es für kritische Infrastruktur gibt.
Schulen ins analoge Zeitalter versetztSo traf Köln die Störung von Netcologne – Wie Infrastruktur geschützt ist
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Die Zentrale des Internetproviders Netcologne in Ossendorf: Das Unternehmen erlebte am Donnerstag einen rund acht Stunden andauernden Ausfall seiner Infrastruktur.
Copyright: Martina Goyert
Acht Stunden stand am Mittwoch für viele Kölnerinnen und Kölner die Welt still. Zumindest die Welt des Internets. Die Großstörung bei Netcologne legte aber auch Unternehmen und die Schulen lahm. Der Dienstleister für Telekommunikation teilte schließlich mit, ein „Konfigurationsfehler“ sei schuld gewesen – und vielleicht wichtiger: „Ein Angriff von außen kann ausgeschlossen werden.“
Am Donnerstag sprach Claus van der Velden, Finanzchef von Netcologne, von einem „Tag zum Vergessen“. Wir haben nachgefragt, wie Köln mit der Störung umging und welche Vorkehrungen es für kritische Infrastruktur gibt.
Holger Behrens, Vorsitzender des Bundesverbands für den Schutz Kritischer Infrastrukturen, sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, Netcologne hätte Vorkehrungen gegen das Ausmaß der Störung treffen können: „Fehler passieren, aber solch ein Kaskadeneffekt ließe sich verhindern“.
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Kölner Schulen ins analoge Zeitalter zurückgeworfen
Für die Kölner Schulen war der gestrige Tag eine Zeitreise. Da Netcologne der Kooperationspartner der Stadt für alle öffentlichen Schulen ist, waren diese für einen Tag zurückgeworfen ins analoge Zeitalter. Die Programme auf den Verwaltungsrechnern funktionierten genauso wenig wie die Dienstgeräte der Lehrkräfte, wie der Schulleiter des Heinrich-Heine-Gymnasiums, Marcus von Grabczewski, stellvertretend für andere Schulen berichtet.
Die digitalen Tafeln, die entsprechend mit den Servern verbunden sind, konnten durch den Ausfall nicht genutzt werden. Dafür kam die analoge Version der Whiteboards zum Tragen: Mit einem speziellen Stift wurde in einer Offline-Version auf der Tafel geschrieben. Einträge auf den Infotafeln in den Schulgebäuden wurden ersetzt durch Durchsagen. Und auch die digitalen Schulbücher blieben an den Schulen, die mit Tablets arbeiten, über den gesamten Schultag in den Schultaschen. „Es war ein Tag, an dem wir einfach alle mal wieder komplett mit Stift und Papier gearbeitet haben. So wie früher“, so Grabczewski.
Unternehmen wie Kölner Messe konnten kaum kommunizieren
Die Kölner Messe hat den Netzausfall ebenfalls deutlich zu spüren bekommen. „Bereits morgens haben wir festgestellt, dass der Email-Verkehr nur eingeschränkt funktionierte“, sagt Sprecher Christian Schaffeld. Später hätten auch andere Microsoft-Anwendungen wie Teams nicht mehr funktioniert. Problemlos arbeiten konnten nur die Mitarbeitenden, die im Homeoffice mit einem anderen Provider als Netcologne ausgestattet seien.
Für die Messe kam der Ausfall zu einem vergleichsweise glücklichen Zeitpunkt, denn derzeit findet in den Hallen keine Veranstaltung. In der vergangenen Woche waren sowohl die Süßwarenmesse ISM als auch die Spoga Horse zu Ende gegangen.
Stadt Köln hält IT-Notfallmanagement bereit
Die Mehrheit der Mitarbeitenden der Stadtverwaltung hingegen konnte wie gewohnt arbeiten, teilte Sprecher Maximilian Daum mit. Die Stadt verfüge über ein IT-Notfall- und Problem-Management, das verschiedene Szenarien abdeckt und entsprechende Vorbereitungen und Vorgehensweisen enthält. „Diese sind vertraulich“, hieß es weiter.
Nur so viel gibt die Stadt bekannt: Bei einem langen und weitläufigen Notrufausfall würden alle Feuerwachen der Berufsfeuerwehr und die Gerätehäuser der Freiwilligen Feuerwehr dauerhaft besetzt. Die Einsatzkräfte würden in der Stadt Patrouille fahren, sodass die Bevölkerung Notfälle an die Einsatzkräfte melden könne. Die Feuerwehr schließe sich dann über ihren Funk kurz. Am Mittwoch war auch der Notruf für über das Netz von Netcologne nicht erreichbar. Daum teilte mit: „Bei einem länger andauernden Ausfall hätte die Stadt Köln die Möglichkeit genutzt, auf einen anderen Provider zu wechseln.“
Flughafen schaltete am Mittwoch auf anderes System um: Betrieb lief weiter
So wird auch an anderen Stellen vorgesorgt: Der Flughafen Köln/Bonn setzt auf Redundanz. So wäre auch die interne Kommunikation der 1800 Angestellten von der Störung bei Netcologne betroffen gewesen – hätte der Flughafen nicht für alles einen Plan B. Sprecher Lukas Weinberger, erklärte: „Wir können unsere Systeme schnell umschalten, das ist gestern auch geschehen.“ Mit Redundanzen sei der Flughafen genauso zum Beispiel auf einen Stromausfall vorbereitet. „Der Flugbetrieb ist nicht zentral von Internet abhängig“, sagt Weinberger weiter, er sei am Mittwoch gar nicht gefährdet gewesen.