Bis Ende 2025 will der Netzanbieter Netcologne fünf weitere Kölner Viertel an das schnelle Glasfasernetz anschließen. 17.200 Wohn- und Geschäftseinheiten profitieren davon
Kölner StadtrandNetcologne treibt Glasfaserausbau in Vierteln voran
Im Geschäft mit der Glasfaser herrscht bei den Anbietern eine Art Goldgräberstimmung. Deutschlandweit sind erst 20 Prozent der Fläche mit dem Breitbandnetz abgedeckt. Köln ist da entscheidend weiter. „60 Prozent des Kölner Stadtgebietes verfügen über die Möglichkeit eines Glasfaseranschlusses für schnelles Internet“, sagte Netcologne-Chef Timo von Lepel dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ am Freitag bei einem Baustellenbesuch im Kölner Stadtteil Sürth.
„Damit ist Köln den meisten anderen deutschen Städten weit voraus“, lobte Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker, ebenfalls auf der Baustelle im Kölner Süden. Dennoch ist die Verteilung des schnellen Internets im gesamten Stadtgebiet äußerst verschieden. „In der Altstadt und den angrenzenden Vierteln haben wir eine Glasfaserabdeckung von mehr als 90 Prozent“, sagt Von Lepel. Im Kölner Stadtteil Sürth liegt dieser Wert heute allerdings erst bei knapp 20 Prozent. Im benachbarten Rodenkirchen sieht es mit 30 Prozent auch nicht viel rosiger aus.
Netcologne hat jetzt die Parole ausgegeben, das zu ändern. „In Sürth wollen wir die Glasfaserabdeckung bis Ende 2025 von 20 auf 80 Prozent heben - in Rodenkirchen sogar von 30 auf 90 Prozent“, sagte Netcologne-Chef Timo von Lepel. Um die noch nicht abgedeckten Bereiche ist unter den Internetkonzernen wie Netcologne, 1&1, Vodafone und allen voran Telekom ein regelrechter Wettlauf ausgebrochen.
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17.200 neue Glasfaseranschlüsse in fünf Vierteln
Konkret hat der Telekommunikationsdienstleister fünf Kölner Viertel ins Auge gefasst, in denen der Breitbandausbau bis Ende des Jahres 2025 vorangebracht werden soll. In Sürth sollen 4000 Wohn- und Geschäftseinheiten von Netcologne ans Glasfasernetz angeschlossen werden. Die größte Baustelle dürfte aber Rodenkirchen mit 7000 Anschlüssen sein.
In der Altstadt-Nord sollen bis Ende nächsten Jahres 4000 Haushalte oder Gewerbetreibende mit dem Glasfasernetz verbunden werden. Neuehrenfeld soll 700 Anschlüsse erhalten. Schließlich werden noch 1500 Bickendorfer Wohneinheiten mit dem schnellen Netz versorgt. Unterm Strich werden im Dezember 2025 dann 17.200 Kölner Wohnungen und Geschäfte zusätzlich mit Glasfaser versorgt sein.
Noch glauben viele Internetnutzer, mit der bisherigen Datenleistung ihrer herkömmlichen Kupferleitung auch in Zukunft auszukommen. „Kupferkabel sind endlich, Glasfaser schon jetzt die Zukunft“, sagt Von Lepel und fordert seitens der Bundesnetzagentur einen geregelten Übergang im Sinne der Verbraucherinnen und Verbraucher. „Dies ist ein notwendiger Schritt, um eine nachhaltige und zukunftsfähige Infrastruktur flächendeckend in Deutschland zu schaffen“, so Von Lepel. In Köln und der Region treibt Netcologne nach eigenen Angaben seit rund 20 Jahren den Glasfaserausbau eigenwirtschaftlich voran.
Eigenwirtschaftlich heißt, ohne finanzielle Unterstützung des Staates. Die gibt es nur in den sogenannten „weißen Flecken“. Diese sind definiert als Orte mit einer Datenleistung von 30 Mbit/s. Eine abgeschwächte Förderung gibt es vom Staat für die sogenannten „grauen Flecken“, darunter versteht man Gebiete mit einer Netzleistung von weniger als 100 MBit.
Netcologne schließt im Auftrag der Stadt Köln die sogenannten „weißen Flecken“ an, um rund 18.000 Wohn- und Gewerbeeinheiten in Köln mit schnellem Internet zu versorgen. Dazu werden im Rahmen des Förderprogramms bis 2025 rund 220 Kilometer Glasfaserkabel im Kölner Stadtgebiet verlegt. Neben dem eigenen Investitionsanteil von Netcologne beträgt die geförderte Investitionssumme für das Breibandprojekt 33 Millionen Euro, wovon die Stadt Köln einen Anteil von rund 3,3 Millionen Euro trägt.
Weitere finanzielle Mittel des Bundes und des Landes NRW ermöglichen die öffentliche Förderung. NetCologne hat im Auftrag der Stadt im Oktober 2021 mit dem Ausbau begonnen und bereits zahlreiche Adressen angeschlossen. Weitere Informationen und eine Übersichtskarte zum Breitbandprojekt der „Weißen Flecken Köln“ sind unter www.stadt-koeln.de/breitband abrufbar.
Timo von Lepel wirbt dafür, die Bedeutung von Glasfasernetzen nicht zu vernachlässigen. „Die Investition in Glasfaser ist eine todsichere Wette. Allein bis 2030 wird sich das Datenvolumen verfünffacht haben“, so der Netcologne-Chef. Glasfaser ist die Grundlage für die digitale Stadt Köln. Insbesondere Unternehmer und Selbstständige sollten das nicht unterschätzen“, ergänzt OB Henriette Reker.
Baustellen belasten die Anwohner noch viele Jahre
„Eine leistungsfähige und flächendeckende Breitband-Infrastruktur ist heute unverzichtbar für ein innovatives Leben und Grundlage der digitalen Daseinsvorsorge. Die steigende Nachfrage nach schnellem Internet betrifft sowohl Privathaushalte als auch Unternehmen“, sagt Von Lepel. Im Homeoffice, für Bildung und Unterhaltung sei eine schnelle Internetverbindung schon heute unverzichtbar. Gleichzeitig müssten Unternehmen, die den Wirtschaftsstandort Köln stärken, mit immer größeren Datenmengen umgehen können. Der Manager räumt ein, dass der Ausbau des Netzes mit vielen teils erheblich störenden Baustellen in der nahen Zukunft enhergehe.
Die Vorreiterrolle Kölns beim Breitbandausbau gehe Hand in Hand mit der Gigabit-Strategie der Bundesregierung, findet Von Lepel. Bis 2025 soll die Zahl der Glasfaseranschlüsse in der gesamten Bundesrepublik verdreifacht werden. Langfristig sieht die Strategie eine flächendeckende Glasfaserversorgung in Deutschland bis 2030 vor. Mit dem eigenen Gigabit-Masterplan-Cologne soll Köln bis 2025 flächendeckend über Gigabit-Geschwindigkeiten verfügen, um das volle Potenzial der digitalen Möglichkeiten auszuschöpfen.
Die Notwendigkeit des Infrastrukturausbaus für die Stadtentwicklung sei in Köln früh erkannt worden, so Von Lepel. Bereits seit 2006 baut Netcologne ein Glasfasernetz auf - auch im Auftrag der Stadt Köln. Damit positioniere sich Köln im bundesweiten Vergleich als Vorreiter und habe sich frühzeitig das Ziel gesetzt, die Lebenswirklichkeit der Gesellschaft durch digitale Innovationen zu verbessern, so OB Reker. Die Stadt Köln arbeitet beim Ausbau der digitalen Infrastruktur auch eng mit anderen deutschen Großstädten zusammen und ist eines von 73 ausgewählten Smart City Modellprojekten, die von der Bundesregierung gefördert werden.