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Wettrennen im Netzausbau mit TelekomNetcologne investiert Rekordsumme in Kölner Glasfasernetz

Lesezeit 4 Minuten
Ein Glasfaserkabel von Vodafone vor rotem Hintergrund.

Auch der Düsseldorfer Konkurrent Vodafone steigt ins Glasfaser-Rennen mit ein und baut in Köln-Rondorf.

Netcologne steigert Umsatz und Gewinn, auch wegen des Glasfaserausbaus. Konkurrent Telekom ist allerdings enteilt und auch Vodafone steigt mit ein.

Die Fahrtrichtung des Kölner Telekommunikationsanbieters Netcologne ist eindeutig: „Glasfaser first“, heißt es in der Bilanz zum Geschäftsjahr 2023. Um 850 Kilometer hat das Unternehmen sein Glasfasernetz im vergangenen Jahr erweitert, auf nunmehr 30.500 Kilometer Gesamtlänge. Das ließ sich der regionale Anbieter einiges kosten: Die Netcologne-Gruppe hat mit rund 57 Millionen Euro eigenen Angaben zufolge erneut einen Rekordbetrag in den Netzausbau mit Glasfaser investiert, nach 56,6 Millionen Euro im Jahr 2022.

Beim Glasfaserausbau herrscht seit einigen Jahren eine Art Goldgräberstimmung. Die Konzerne und damit auch die städtische Gesellschaft Netcologne arbeiten um die Wette, um Haushalte anzuschließen. Der Ausbau ist teuer. „In den ersten zwei oder drei Jahren liefert so ein neues Netzstück negative Ergebnisse. Erst über die Jahre schreibt man damit schwarze Zahlen“, sagte Claus van der Velden, kaufmännischer Geschäftsführer von Netcologne, im Gespräch mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.

Der Ausbau ist auch deshalb interessant, weil es in unterentwickelten oder schlecht erschlossenen Gebieten besonders hohe Förderzuschüsse vom Bund gibt. Erst im April dieses Jahres hatte das Bundesverkehrsministerium, das auch für Digitales zuständig ist, einen neuen Förderaufruf gestartet.

NRW ist Glasfaserschwerpunkt der Telekom

Doch die Konkurrenz schläft nicht. Platzhirsch Telekom ist gerade in eine Vermarktungsoffensive gestartet und bietet erstmals einen reinen Glasfaser-Tarif an. Der Konzern betreibt in Deutschland eigenen Angaben zufolge ein Glasfasernetz von mehr als 750.000 Kilometern. Zwei von drei neuen Anschlüssen gehen demnach auf das Konto der Bonner, im vergangenen Jahr waren das mehr als 2,5 Millionen Haushalte. Für das Jahr 2024 will das Unternehmen erneut bis zu 2,5 Millionen neue Glasfaseranschlüsse legen und hat dafür eine eigene Tiefbau-GmbH nur für Hausanschlüsse gegründet.

Ein Ausbauschwerpunkt ist dabei Nordrhein-Westfalen: Die Telekom baut derzeit unter anderem in den Kölner Stadtteilen Bayenthal, Weiden und Lövenich. „Der Ausbau in Köln schreitet gut voran. Wir sind sehr zufrieden damit und arbeiten auch sehr gut mit der Stadt Köln zusammen“, sagte Glasfaser-Leiter Klaus Müller. Auch der Düsseldorfer Konzern Vodafone ist ins Kölner Glasfaserrennen eingestiegen.

Umsatz und Gewinn von Netcologne steigen

Nichtsdestotrotz kann Netcologne zufrieden sein. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen wuchs auf 25,5 Millionen Euro und damit um mehr als elf Prozent (2022: 22,9 Millionen Euro). Den Umsatz konnte die Gruppe um 12,4 Millionen Euro auf 333,1 Millionen Euro steigern (plus 3,9 Prozent). Mit 477.000 Kundenanschlüssen verzeichnet Netcologne im Festnetz ein Plus von 15.000.

Um auch im Umland die Glasfaserversorgung voranzutreiben, setzt das Unternehmen auf Ausbaukooperationen: In Alfter, Bonn, Dormagen, Frechen, Hürth, Kerpen, Pulheim und Weilerswist arbeitet die Netcologne-Gruppe mit lokalen Energieversorgern zusammen. In Hürth beispielsweise investieren die Stadtwerke geschätzte 70 Millionen Euro innerhalb eines Jahrzehnts in den Aufbau eines flächendeckenden Glasfasernetzes, das von Netcologne betrieben und vermarktet werden soll.

Netcologne expandiert nach Düsseldorf

Im Geschäftsjahr 2023 hat Netcologne zudem die Expansion nach Düsseldorf gewagt, die von Experten durchaus kritisch beurteilt wird. Kunden in der Landeshauptstadt können seit September einen Internetvertrag mit der eigens für diesen Markt gegründeten Gesellschaft Netdüsseldorf GmbH abschließen. Die Gesellschaft war zunächst als hundertprozentige Tochter von Netcologne gestartet, Ende 2023 haben sich die Stadt Düsseldorf und die Düsseldorfer Stadtwerke mit jeweils zehn Prozent daran beteiligt.

Im November 2023 ist auch der Bau für ein neues Rechenzentrum in Köln-Lövenich gestartet. Es soll das erste nachhaltige Rechenzentrum von Netcologne sein und im Sommer 2024 fertig werden. Auch die Änderungen im Bereich der TV-Versorgung beschäftigen den lokalen Anbieter: Aufgrund einer Gesetzesänderung endet am 30. Juni 2024 das sogenannte Nebenkostenprivileg. Dann müssen Mieter selbst einen Vertrag mit einem Netzanbieter schließen, wenn sie weiterhin TV über Kabel empfangen wollen. Bislang übernimmt das der Vermieter. Netcologne hat hierzu eine Informationskampagne gestartet und befindet sich eigenen Angaben zufolge in engem Austausch mit den Wohnungsbaugesellschaften.

Mit dem Düsseldorfer Anbieter Deutsche Glasfaser, der ebenfalls im Umland von Köln Glasfaser verlegt, hat Netcologne einen Wholesale-Vertrag geschlossen. Das heißt, Netcologne darf die Netze der Deutsche Glasfaser nutzen. „Wir stellen unser Netz nach dem Open-Access-Prinzip auch anderen zur Verfügung und kooperieren mit ausbauenden Unternehmen. Das ist betriebswirtschaftlich und volkswirtschaftlich sinnvoll und mit Blick auf die Gigabitstrategie der Bundesregierung zielführend“, sagte Netcologne-Chef Timo von Lepel, der unter anderem den Netzbau verantwortet. Auch mit dem Bonner Konkurrenten Telekom gibt es eine solche Vereinbarung.