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Teure EinkaufspreiseDeutsche Süßwarenbranche produziert weniger

Lesezeit 4 Minuten
Süßes auf der Kölner Messe ISM in 2024.

Süßes auf der Kölner Messe ISM in 2024.

Die deutschen Hersteller von Süßwaren und Knabberzeug haben im vergangenen Jahr weniger produziert als 2023. Ab kommenden Sonntag trifft sich die internationale Branche in Köln.

Eigentlich, so sollte man meinen, greifen die Menschen vor allem auch in schwierigen und nervenzehrenden Zeiten zu etwas Süßem. Aber obwohl Zuckerhaltiges kurzfristig das Belohnungssystem stimuliert, was in Zeiten multipler Krisen helfen könnte, hatte die deutsche Süßwarenindustrie wirtschaftlich kein einfaches vergangenes Jahr.

Vor dem Start der Internationalen Süßwarenmesse (ISM) am kommenden Sonntag in Köln zog die Branche am Dienstag Bilanz. So sank 2024 das Inlandsangebot, das Produktion und Einfuhr abzüglich der Exporte umfasst, um 1,7 Prozent auf 2,7 Millionen Tonnen. Die mehr als 200 heimischen Unternehmen der Branche litten nach Angaben des Bundesverbands der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) unter drastischen Kostensteigerungen bei Rohstoffen, Energie und Personal. „Es ist höchste Zeit, dass die nächste Bundesregierung für bezahlbare Energie sorgt und den Bürokratie-Dschungel lichtet“, forderte der BDSI-Vorsitzende Bastian Fassin.

Preise für Kakao und Zucker extrem verteuert

Die Hersteller hatten vor allem unter den gestiegenen Rohstoffpreisen etwa für Kakao und Zucker zu leiden. Ernteeinbußen aufgrund von Unwettern in wichtigen Erzeugerländern wie der Elfenbeinküste führten zu einer Verknappung des Angebots auf dem Weltmarkt und damit zu steigenden Preisen. Auch Spekulanten treiben immer wieder die Einkaufspreise in die Höhe.

Und so sank auch die Produktionsmenge der deutschen Hersteller um 2,7 Prozent auf 4,2 Millionen Tonnen. Besonders stark ging die Produktion von Schokoladenwaren zurück. Die Hersteller produzierten laut BDSI etwa 1,2 Millionen Tonnen, ein Minus von 4,9 Prozent. Auch bei den sogenannten feinen Backwaren, also etwa Keksen und Plätzchen, sank die Produktion um 3,8 Prozent auf 728.000 Tonnen. Die Hersteller von Bonbons und Zuckerwaren verzeichneten einen Rückgang um 2,5 Prozent auf 675.000 Tonnen. Lediglich die Knabberartikel-Hersteller steigerten ihre Produktion um beachtliche 4,2 Prozent auf 382.000 Tonnen.

Auch beim Export lief es nicht rund. Die Ausfuhren sanken um 0,6 Prozent auf 2,5 Millionen Tonnen. Der Exportumsatz stieg allerdings um 16,7 Prozent auf 14,3 Milliarden Euro. Gleichzeitig nahmen die Importe ausländischer Süßwaren nach Deutschland um 3,8 Prozent zu. „Die Entwicklung im Export zeigt deutlich, dass die Branche erheblich an Wettbewerbsfähigkeit eingebüßt hat“, so der BDSI-Vorsitzende Fassin.

Verhaltene Aussichten für 2025

Der gesamte Umsatz legte um 5,7 Prozent auf 11,3 Milliarden Euro zu – was sich vor allem auf Preiserhöhungen zurückführen lässt. Vor dem Hintergrund der Preisexplosion bei Kakao hat der Platzhirsch Mondelez die Preise für seine Milka-Tafeln gerade erst deutlich angehoben. Auch für 2025 erwartet die Branche kein herausragendes Jahr, denn bei den Kakao- und Zuckerpreisen sei keine Entspannung zu erkennen.

Vom Handel gibt es bislang noch keine konkreten Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr. Immerhin – die Naschlust der Deutschen ist ungebrochen. Laut einer GfK-Studie gaben die Verbraucher im Schnitt 245 Euro für Süßes in 2024 aus. Das ist mehr als für jede andere Lebensmittelgruppe. Und so macht das Segment circa zehn Prozent am gesamten Umsatz für Nahrung aus.

Dabei achten die Kundinnen und Kunden auch weiterhin auf Marken beim Süßigkeitenkauf. Allerdings konnten laut Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE), auch hochwertige Eigenmarken von Lebensmittelkonzernen wie der Kölner Rewe-Gruppe mehr Käufer gewinnen.

Und der Handel beobachtet ein neues Phänomen: den durch Social-Media-Kanäle ausgelösten Hype bei der Dubai-Schokolade. „Darauf müssen sich die Händler einstellen, um die kurzfristige Nachfrage auch bedienen zu können“, sagt Genth. Für das laufende Jahr bleibt der Handel mit seinen Erwartungen verhalten. Zu volatil seien die Einflussfaktoren, wie auch der Ausgang der Bundestagswahl Ende Februar.

Branchentreff für Fachpublikum

Ab Sonntag bis zum 5. Februar trifft sich Branche in den Deutzer Messehallen. Insgesamt 1700 Aussteller aus 74 Ländern zeigen ihre Neuheiten dem Fachpublikum. Parallel zur ISM findet auch die Pro Sweets statt, auf der die internationalen Zulieferindustrie für die Süßwaren- und Snackindustrie ihre Innovationen zeigt. „Mit den beiden Messen vereinen wir die gesamte Wertschöpfungskette der Süßwaren- und Snackindustrie“, sagt Kölns Messechef Gerald Böse. Im Vergleich zur Vorveranstaltung in 2024 habe man bei Ausstellern (plus 5,5 Prozent) und vermieteter Hallenfläche (plus fünf Prozent) deutlich zulegen können. Das Messeformat sei mittlerweile auch mit von Köln initiierten Satelliten-Veranstaltungen in Japan und dem Mittleren Osten erfolgreich, so Böse.