Nach dem Ausfall der Kölner Möbelmesse wollen die Organisatoren neu starten, und das gleich mit zwei Veranstaltungen. Die Möbelindustrie steckt nach einem Boom in Corona in einer tiefen Krise.
Neues FormatMöbelmesse gliedert Premiumsegment aus
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Polipol
Sitz- und Wohnlandschaft
Foto: Martina Goyert"
Besucher auf der IMM 2024, der wohl vorerst letzten im alten Format.
Copyright: Martina Goyert
Nach der schmerzlichen Absage der Möbelmesse IMM im Januar dieses Jahres will sich der Veranstalter Kölnmesse neu sortieren. Dazu gliedert die Messe mit den Partner-Verbänden das Premium-Segment in eine separate Messe aus. Diese Woche gab die Messe Köln erste Details über die neue Veranstaltung bekannt, die den Namen „Interior Design Days Cologne" heißen soll, abgekürzt IDD.
Die erste Veranstaltung dieser Art soll laut Messechef Gerald Böse und Geschäftsführer Oliver Frese bereits vom 26. bis zum 29. Oktober in Köln stattfinden. Alle zwei Jahre sollen die Hersteller bei der IDD ihre Neuheiten zeigen. Zudem wird der Kreis der Aussteller neben dem Bereich Wohnen um das Segment Einrichtung von Hotels, Restaurants und Gastgewerbe erweitert.
Interior Design Days Cologne öffnet ihre Pforten auch für Privatbesucher
Neben dem Handel richtet sich das neue Format gezielt an Interior-Professionals aus den Bereichen Design, Architektur und Projektplanung. „Auch Einrichtungsbegeisterte, die sich für ästhetische Raumgestaltung interessieren, sind herzlich willkommen“, sagte Messechef Böse. „Gemeinsam mit dem Verband der Deutschen Möbelindustrie (VDM) und dem Handelsverband Möbel und Küchen (BVDM) haben wir den Einrichtungsmarkt tiefgreifend analysiert und unser Angebot darauf nicht nur angepasst, sondern neu ausgerichtet“, so Böse.
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IDD auch für Privatbesucher geöffnet
Der neue Branchentreff soll kaufkräftiges, Design-affines Publikum und internationale Marktführer zusammenbringen. Zur Premiere sind laut Frese die Hallen 2 und 3 der Messe Köln belegt. Die IDD ist auch für Privatbesucher geöffnet.
Die klassische Kölner Möbelmesse „IMM Cologne“ soll ab 2026 kompakter und ausschließlich auf den Handel ausgerichtet sein. Privatkunden haben hier keinen Zugang. Mit einer verkürzten Laufzeit von Sonntag bis Mittwoch soll die Messe effizienter werden und sich als internationale Leitmesse für den Möbelhandel positionieren.
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Gerald Böse, Chef der Messe Köln
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„Als größte Möbelnation in Europa brauchen wir diese zentralen Branchenschauen, um uns im Wettbewerb zu positionieren. Mit ihren schönen Produkten hat unsere Branche alle Trümpfe in der Hand, um die Kauflaune der Verbraucher wieder zu wecken“, sagt Markus Meyer, Präsident des Handelsverbands Möbel und Küchen (BVDM). Dennoch bleibt die Herausforderung, sich gegen Mailand und Paris zu behaupten. Messechef Gerald Böse sieht den Schlüssel in einer klaren Positionierung und einer abgestimmten Branchenstrategie.
Industrie leidet unter Konsumflaute
Unterdessen steckt die Möbelindustrie nach einem Boom in Corona-Zeiten in der Krise. Viele Menschen in Deutschland sparen beim Kauf von Möbeln: Die Branche hat 2024 deutlich weniger Geschäft gemacht. Die Umsätze der deutschen Möbelhersteller sanken im vergangenen Jahr nominal, also nicht um Preisveränderungen bereinigt, um 7,4 Prozent auf 16,4 Milliarden Euro. Die Preise für Wohnmöbel stiegen zuletzt nicht weiter. Bei den Möbelhändlern lag das Minus voraussichtlich zwischen sechs und acht Prozent. Das gaben die Branchenverbände VDM und BVDM diese Woche in Köln bekannt. Bereits im Vorjahr waren die Erlöse gesunken.
Die Verbraucher würden ihre Ausgaben reduzieren und große Anschaffungen hinten anstellen, sagte der Leiter des Handelsverbandes Möbel und Küchen, Jean Lucas Dürand. Viele hätten während der Pandemie in die Einrichtung ihrer vier Wände investiert. Jetzt fließe das Geld vielfach eher in Urlaub und Reisen.
Auch der rückläufige Wohnungsneubau macht den Unternehmen zu schaffen. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes wurden 2024 lediglich 215.900 Wohnungen neu genehmigt. Die Zahl sank damit im Vergleich zum Vorjahr um 17 Prozent und auf den niedrigsten Stand seit 2010. Der Bezug eines Neubaus zieht durch Folgeumzüge den Kauf von Möbeln und Küchen nach sich.
Ein Trend im Möbelmarkt in Deutschland ist inzwischen die Nachhaltigkeit der Möbel. „Viele legen Wert darauf, Möbel zu kaufen, die man nach Jahren auch neu beziehen kann“, sagt Verbandschef Meyer. Davon profitierten vor allem Möbelhäuser mit eigener Polsterei. „Immer häufiger geben Kunden mehr für neues Auspolstern aus, statt ein neues Sofa zu kaufen“, so Meyer, der im Hauptberuf Chef eines Möbelhauses in Kaiserslautern ist.