Besser spät als nieOscar-Academy bittet Sacheen Littlefeather um Verzeihung
Köln – Es gibt durchaus gute Gründe, die Oscar-Verleihung zu schwänzen, wenn man Aussichten hat, die Statue mit nach Hause zu nehmen. Michael Caine drehte gerade einen sehr schlechten Film, der ihm sehr viel Geld einbrachte, Paul Newman hatte bei der Oscar-Gala einfach zu viele Enttäuschungen erlebt und Woody Allen hätte 1978 gleich drei Auszeichnungen erhalten, zog es aber vor, seine Verachtung für Los Angeles im heimatlichen New York zu pflegen.
Marlon Brando ließ Littlefeather seine Protestnote verlesen
Den besten Grund in der Oscar-Geschichte hatte allerdings Marlon Brando. Als er 1973 den Oscar für seine Rolle in „Der Pate“ bekam, betrat die 26-jährige Apachin Sacheen Littlefeather die Bühne, um an seiner Stelle eine Protestnote zu verlesen. Brando lehne die Auszeichnung respektvoll ab, so Littlefeather, und zwar wegen der anhaltenden Unterdrückung der indigenen Völker in den USA und deren rassistischer Darstellung in Hollywood-Filmen.
Während der sehr gesetzten Nein-Danke-Rede wurde kurz gebuht, und John Wayne musste angeblich von sechs Wachmännern davon abgehalten werden, sich Littlefeather zur Heldenbrust zu nehmen. Bei ihrem Abgang verabschiedete sie das Publikum gleichwohl mit Applaus.
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Jetzt hat die Oscar-Academy Littlefeather offiziell um Entschuldigung dafür gebeten, dass sie damals „unbegründete Beschimpfungen“ erdulden musste und für ihre Courage zu lange keine Anerkennung erhalten habe. Tatsächlich sind seit der historischen Oscarnacht beinahe 50 Jahre vergangen, was Littlefeather nach Angaben der Academy mit Humor nahm: „Wir Ureinwohner sind sehr geduldige Leute.“ Und Humor sei ihre Überlebensstrategie.
Allzu viel riskiert die Academy heute nicht mehr mit ihrer Kehrtwende in Sachen indigene Rechte; sie erkennt lediglich die geänderte Wirklichkeit an. Aber selbst dafür brauchen andere sehr viel länger. Galileo Galilei wurde von der katholischen Kirche erst 350 Jahre nach seinem Ableben rehabilitiert.