BildbetrachtungDas größte Lego-Set aller Zeiten
Köln – Einer der Vorteile der Elternschaft besteht darin, sich auch im fortgeschrittenen Alter noch stundenlang in den Spielzeugabteilungen der Kaufhäuser aufhalten zu können, ohne sich dafür rechtfertigen zu müssen. Ich streife dabei vor allem durch die Lego-Abteilung und es ist natürlich kein Zufall, dass die Dänen in den vergangenen Jahren immer mehr Sets für Erwachsene herausgebracht haben.
Die Freude am Klötzchen vergeht nicht. Weshalb die Schachteln sich in ihren Dimensionen und Preisen zunehmend an der Welt der Großen orientieren. Jetzt hat Lego das größte Set seiner Firmengeschichte herausgebracht: Die Mini-Version des römischen Kolosseums setzt sich aus 9036 Einzelteilen zusammen.
„Das Modell“ heißt es im Pressetext, „erstreckt sich über drei Geschosse, die durch Halbsäulen in dorischer, ionischer und korinthischer Ordnung gegliedert sind. Das Dachgeschoss ist dagegen mit korinthischen Wandpfeilern verziert.“ So kann man sich Architekturgeschichte dreidimensional erpuzzlen.
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Ein Nachteil des Volljährigen-Legos: Es kommt völlig ohne Spielfiguren aus. Dabei verpflanzt die Fantasie doch sofort gelbköpfige Gladiatoren in die Arena, oder ein Aufbauset sanft lächelnder Christen samt sie verspeisender Löwen. Wenigstens den ein oder anderen römischen Kaiser hätte man sich für die Loge gewünscht.
Andererseits besitzen Lego-Männchen bekanntlich keine Daumen, die sie heben oder senken können. Das würde die Spielfreude soundso trüben. Klugerweise haben sich die Lego-Konstrukteure das Kolosseum in seiner heutigen Form zum Vorbild genommen. Mögliche Figuren wären also hauptsächlich Touristen und Fremdenführer gewesen.
Außerdem ist das Lego-Kolosseum gegenüber dem Original ganz leicht verbessert worden, und damit meine ich nicht die glatten und niemals erodierenden Flächen der Plastikbausteine. Wo sich eigentlich Absperrgitter befinden, schmücken jetzt sattgrüne Zypressen das antike Bauwerk.
Dahinter verbirgt sich vielleicht der wahre Reiz des Lego-Bauens: die allzu komplexe Welt wird begreifbar und was kaputt geht, lässt sich mühelos wieder zusammensetzen. Am Ende kann man sie als sein eigenes Werk bestaunen und sich darüber freuen, dass sie sogar noch ein wenig hübscher ist, als man sie in Erinnerung hatte.